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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0372
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360

Sclilufscha-
rakteriftik.

Ch. Alph.
Dufresnoy.

Namen fchwerlich auf die Nachwelt gebracht
durch das poetifche Werk feines Lebens, fein

Stiche
nach feinen
Bildniffen.

Seine
Gemälde
im Louvre.

P. Mignard
als
Akademiker.

Sechstes Buch. Dritter Abfchnitt.

Sein Ende, ftaatlichen Ehren geniefsen.
Seine Staffe-
leibilder
im Louvre,

im M*dnder der Flora.
Muieum,
in der
Münchener
Pinakothek, Pinakothek rühmt fich, eine feiner
im Berliner
Mufeum.

Rafch nach einander erhielt der bald achtzigjährige Meifter alle Würden, die
fein jüngerer Nebenbuhler befeffen. Er wurde zum »Premier peintre du roi«,
er wurde zum Director der Gobelins-Manufactur ernannt, und die Akademie,
der er Schwierigkeiten bereitet hatte, wo er konnte, mufste ihn in Folge höherer
Weifung in einer einzigen Sitzung als ihren Profeffor, Rector, Director und
Kanzler anerkennen. Fünf Jahre noch konnte er, raftlos weiterfchaffend, diefer
Er ftarb am 30. Mai 1695 *).
Von feinen Staffeleigemälden haben fich die meiften im Louvre zu Paris,
in den franzöfifchen Provinzialmufeen, im Madrider Mufeum und in der Eremi-
tage zu St. Petersburg erhalten. Im Louvre fieht man z. B. feine Madonna
mit der Traube, feine Mater Dolorofa, fein Eccehomo, feinen kreuztragenden
Chriftus, von den Bildern feines höchften Alters die hl. Cäcilie von 1691 (Fig. 514),
Glaube und Hoffnung von 1692 und fein letztes Bild, den hl. Lucas, wie er die
Madonna malt, von 1695; von feinen Porträts dasjenige der Maintenon, fein
Selbftbildnifs und das grofse Gruppenbild der Familie des Dauphins. Unter
mitagezurst. feinen Hiftorienbildern in der Eremitage zu St. Petersburg ift das intereffantefte
Petersburg, ^ie von Edelinck und Drevet geftochene Darftellung der Familie des Darius
vor Alexander dem Grofsen, welche er ausgefprochener Mafsen malte, um das
gleiche Bild Lebruns in den Schatten zu Hellen; diefe Sammlung befitzt aber
auch das fchöne Bildnifs feiner Tochter, der Gräfin Feuquieres, mit den Attributen
In der Madrider Galerie befinden fich, aufser einem jugendlichen
Johannes dem Täufer in der Wüfte, nur Bildniffe feiner Hand. Die Münchener
»Mignarden« zu befitzen. Im Berliner
Mufeum kann man ihn durch das fchöne Bildnifs der Maria Mancini, einer
Nichte des Cardinals Mazarin, von feiner beften Seite kennen lernen. Am
meiften haben übrigens die franzöfifchen Bildnifsftecher feiner Zeit, Rob. Nanteuil
und Ger. Edelinck an der Spitze, dazu beigetragen, feinen Ruhm als Porträt-
maler allen Zeiten zu überliefern.
Ein tief eindringender und fcharf charakterifirender Künftler war Pierre
Mignard Alles in Allem genommen nicht. Er blieb vielmehr an der gefälligen
Aufsenfeite der Dinge haften. Uns ift er am annehmbarften von der Seite
feiner weichen, malerifchen Pinfeiführung und feiner warmen, einheitlichen Farben-
empfindung, die in feinen Bildniffen übrigens beffer zur Geltung kommen, als
in feinen Hiftorienbildern.
Neben ihm ift zunächft fein intimfter Freund Charles Alphonje Dufresnoy
(geb. zu Paris 1611, geft. dafelbft 1665) zu nennen, fein Genoffe im Atelier
Vouets, fein unzertrennlicher Gefährte während der langen Jahre ihres gemein-
famen Aufenthaltes in Rom, nach der Rückkehr ins Vaterland fein Mitkämpfer
gegen die königliche Akademie und fein Gehilfe bei der Riefenarbeit der
Kuppelmalereien in der Kirche Val-de-Gräce. Dufresnoy war mehr Theore-
tiker als Praktiker in der Kunft, mehr Poet als Maler. Die Louvre-Sammlung
befitzt zwar zwei Bilder feiner Hand, eine »hl. Margaretha« und »die Najaden«;
aber diefe Bilder würden feinen
haben. Unfterblich hat er fich

1) A. Jal, Dictionnaire critique, 2. ed. Paris 1872, p. 861—S62.
 
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