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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0376
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364

Sechstes Buch. Dritter Abfchnitt.

allein genügt
erfcheinen zu

Seine
grofsen Ge-
mälde im
Louvre.

Andei-e
Teppich-
folgen.

Seine Altar-
gemälde für
Parifer
Kirchen.

Seine
Thätigkeit
für die
Gobelins-
manufactur.

Alexander und Porus und Alexanders Einzug in Babylon
denen des Meifters Eigenart fleh auf der Höhe ihrer Ent-
was uns an den Gemälden allzu äufserlich und decorativ
den gewebten Wandbehängen um fo ftilvoller und grofs-
; eben vorzugsweife auf diefer Seite; nirgends
als in der Leitung jener grofsen königlichen

wir aber auch
feiner Thätigkeit für die königliche Gobelins-Manufactur gedenken '). Gemalte
Bilder an den Decken, gewebte an den Wänden! Das war ja der Decorations-
ftil jener Tage; in Folge diefes prunkenden Zeitgeschmacks nahm die Gobelins-
Manufactur in Frankreich einen folchen Auffchwung, dafs der Hof 1662 unter
Colbert eine eigene »Manufacture Royale des Meubles de la Couronne« gründete
und alle erften Künftler der Hauptftadt in ihren Dienfl traten. Le Brun wurde
zu ihrem Director ernannt und hatte als folcher natürlich die Verpflichtung, ihr
Vorlagen zu Schaffen. Er begnügte fleh nicht damit, Gartons in Wafferfarben
zu liefern. Er malte manchmal grofse Oelgemälde als Vorlagen. So entflanden
feine grofsen Gemälde aus der Gefchichte Alexanders des Grofsen, welche fleh
jetzt im Louvre befinden, die Schlacht am Granikus, die Schlacht bei Arbela,
das Zelt des Darius,
(Fig- PS), Bilder, in
wicklung zeigt; und
erfcheint, wirkte in
artiger. Le Bruns Begabung la;
war er beffer an feinem Platze,
Anflalt, welche fleh, aufser mit der Gobelins-Weberei, mit der Herstellung alles
denkbaren fürftlichen Hausraths in den von Le Brun erfundenen neuen Zier-
formen befafste. Von feinen Teppichfolgen find, aufser der erwähnten, die
Gefchichten König Ludwigs XIV. und die faft nur decorativen »Residences
Royales« (beide in Gemeinfchaft mit v. d. Meiden), fowie »die Elemente« und
»die Jahreszeiten« die berühmteften.
Den Uebergang zu den eigentlichen Staffeleibildern, in denen er uns im
Allgemeinen weniger glücklich entgegentritt, bilden die Altargemälde, mit denen
er viele Kirchen der Hauptftadt und benachbarter Städte Schmückte. Wir nennen
die Martyrien des hl. Stephanus und des hl. Andreas für Notre-Dame, »Gott-
vater von Engeln umgeben« für den Hochaltar der Sorbonne, »Chriftus in der
Wüfte von Engeln bedient« und andere Bilder für die Karmeliterkirche im
Fauböurg St. Jacques, das fogenannte »Benedicite«, eine durch Edelincks Stich
bekannte hl. Familie, für St. Paul, »die Ausgiefsung des hl. Geiftes« für
St. Sulpice und »die Auferstehung Chrifti« mit Colberts Stifterbildnifs für die
hl. Grabkirche. Allen diefen Darftellungen fehlt es an der rechten kirchlichen

Stellt, welche dem Könige huldigen. Zwifchen 1679 und 1683 entflanden die
gewaltigen Deckenbilder der grofsen Galerie, welche in neun Hauptbildern und
achtzehn, zum Theil grau in grau gehaltenen Nebenbildern die Hauptmomente
aus dem Leben Ludwigs XIV. halb hiflorifch und halb allegorifch, in allen
Stücken aber prunkend, fchwunghaft und lebhaft bewegt darftellen. Endlich
vollendete er 1684 auch die prächtigen Darftellungen der Segnungen des
Friedens und der ruhmreichen Schrecken des Krieges in den beiden nach ihnen
benannten Nebenfalons. Diefe Arbeiten in Verfailles würden
haben, Le Brun als Hauptmaler des Zeitalters Ludwigs XIV.
laffen.
Im Anfchlufs an die Deckenmalereien des Meifters müffen

1) Eug. Müntz, La Tapifferie, Paris (1884), p. 247—288.
 
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