Die franzöfifchd Malerei des 17. Jahrhunderts. E. Die Schule Vouets und die Akademie, ßgo
Durchbildung der Gehalten und Innerlichkeit des Empfindungsausdruckes darf
man in ihnen nicht fachen. Sie haben etwas Allgemeines, Leeres, wenn auch
zugleich etwas Wuchtiges und äufserlich Hinreifsendes in der Zeichnung, etwas
Keckes und Sicheres in der Pinfeiführung, etwas Kaltes, Buntes, Gefühllofes in
der Färbung. Manche feiner Darftellungen haben durch die Stiche Audrans,
Edelincks u. f. w. an Harmonie des Gefammteindrucks zugleich mit der Fein-
heit des Helldunkels gewonnen. Was man aber auch an ihnen tadeln mag,
fie entfprachen dem Gefchmacke Ludwigs XIV.; und daher gelten fie allen
Verehrern der Cultur diefes Zeitalters, deffen treue Spiegelbilder fie find, noch
heute als claffifche Kunftfchöpfungen.
Der überwältigenden Fülle feiner Gemälde gegenüber müffen wir uns darauf Seine Wand-
ö ö ö und Decken-
befchränken, die wichtigften hervorzuheben. Halten wir uns zunächft an feine gemäide
-grofsen Wand- und Deckengemälde, fo treten uns, da wir auf eine Reihe
älterer Bilder in kleineren Privathäufern nicht eingehen können, als feine früheften .Prrivat-
bedeutenden Werke diefer Art die Darftellungen aus der Gefchichte des
Herkules entgegen, mit denen er eine eigens zu diefem Zwecke erbaute Galerie
des zweiten Stockwerkes des Palaftes des Präfidenten Lambert de Thorigny TambeTtS
(jetzt des Fürften Czartorisky) fchmückte. Sie find noch wohlerhalten und der de Lhorig’n•
Kraft und Wahrheit ihrer Zeichnung, wie der Gediegenheit ihrer decorativen
Wirkung nach vielleicht das Schönfte, was Lebrun gemalt hat'). Dann folgten,
nach 1655, die Gemälde, welche der Meifter im Schlöffe Vaux-le-Vicomte für den
Surintendanten Foucquet ausführte: vier mythologifche Deckenbilder in vier Vicomte,
verfchiedenen Gemächern. Für diefes Schlots waren auch die grofsartigen Ent-
würfe der Conftantinsfchlacht und des Einzugs Conftantins in Rom beftimmt.
welche nicht zur Ausführung gekommen, aber von Anderen nach den Cartons
geftochen find. Nach 1661 liefs Ludwig XIV. dann die Apollon - Galerie des I11 deE, ftpo1'
Louvre nach den Entwürfen feines Lieblingsmalers herftellen. Die Decken- des Louvre,
gemäide follte er felbft ausführen; aber er vollendete nur einige von ihnen.
Erft in unterem Jahrhundert (1851) wurde das Werk fertig. Von le Bruns
Hand find im mittleren Theile der Decke, neben dem von Eug. Delacroix aus-
geführten Centralftück, welches Apollon als Pythontödter darftellt, die beiden
Perfonifikationen des Abends und der Nacht: des Abends als müden Flügelgreifes,
der Nacht unter dem Bilde der Mond- und Jagd-Göttin; fodann, am füdlichen
Gewölbe über dem Balconfenfter, die beiden grofsen Darftellungen des Triumphes
der Gewäffer und des Triumphes des Erdreichs. — Wieder folgten eine ganze
Reihe kleinerer Schöpfungen diefer Art, die wir übergehen müffen. Als Haupt-
werk des letzten Drittels des Lebens des Meifters aber find feine Arbeiten für
den Schlofsbau in Verfalles zu nennen. Wir können uns hier nur mit dem im Schlöffe
zu Verfaules.
malerifchen Theil derfelben befchäftigen. Diefer war allein eine Lebensaufgabe.
Es wäre nicht daran zu denken gewefen, dafs le Brun fie allein durchgeführt
hätte. An den Deckenbildern zahlreicher Säle arbeiteten feine beften Schüler
unter feiner Leitung. Er felbft behielt fich die Gefandtentreppe, die grofse
Galerie und die angrenzenden Salons des Krieges und des Friedens vor. Nach
1675 malte er die Gefandtentreppe, deren Hauptdeckenbild die Mufen dar-
1) Des Verfaffers »Kunft- und Naturfkizzen« II, p. 218 — 219.
Durchbildung der Gehalten und Innerlichkeit des Empfindungsausdruckes darf
man in ihnen nicht fachen. Sie haben etwas Allgemeines, Leeres, wenn auch
zugleich etwas Wuchtiges und äufserlich Hinreifsendes in der Zeichnung, etwas
Keckes und Sicheres in der Pinfeiführung, etwas Kaltes, Buntes, Gefühllofes in
der Färbung. Manche feiner Darftellungen haben durch die Stiche Audrans,
Edelincks u. f. w. an Harmonie des Gefammteindrucks zugleich mit der Fein-
heit des Helldunkels gewonnen. Was man aber auch an ihnen tadeln mag,
fie entfprachen dem Gefchmacke Ludwigs XIV.; und daher gelten fie allen
Verehrern der Cultur diefes Zeitalters, deffen treue Spiegelbilder fie find, noch
heute als claffifche Kunftfchöpfungen.
Der überwältigenden Fülle feiner Gemälde gegenüber müffen wir uns darauf Seine Wand-
ö ö ö und Decken-
befchränken, die wichtigften hervorzuheben. Halten wir uns zunächft an feine gemäide
-grofsen Wand- und Deckengemälde, fo treten uns, da wir auf eine Reihe
älterer Bilder in kleineren Privathäufern nicht eingehen können, als feine früheften .Prrivat-
bedeutenden Werke diefer Art die Darftellungen aus der Gefchichte des
Herkules entgegen, mit denen er eine eigens zu diefem Zwecke erbaute Galerie
des zweiten Stockwerkes des Palaftes des Präfidenten Lambert de Thorigny TambeTtS
(jetzt des Fürften Czartorisky) fchmückte. Sie find noch wohlerhalten und der de Lhorig’n•
Kraft und Wahrheit ihrer Zeichnung, wie der Gediegenheit ihrer decorativen
Wirkung nach vielleicht das Schönfte, was Lebrun gemalt hat'). Dann folgten,
nach 1655, die Gemälde, welche der Meifter im Schlöffe Vaux-le-Vicomte für den
Surintendanten Foucquet ausführte: vier mythologifche Deckenbilder in vier Vicomte,
verfchiedenen Gemächern. Für diefes Schlots waren auch die grofsartigen Ent-
würfe der Conftantinsfchlacht und des Einzugs Conftantins in Rom beftimmt.
welche nicht zur Ausführung gekommen, aber von Anderen nach den Cartons
geftochen find. Nach 1661 liefs Ludwig XIV. dann die Apollon - Galerie des I11 deE, ftpo1'
Louvre nach den Entwürfen feines Lieblingsmalers herftellen. Die Decken- des Louvre,
gemäide follte er felbft ausführen; aber er vollendete nur einige von ihnen.
Erft in unterem Jahrhundert (1851) wurde das Werk fertig. Von le Bruns
Hand find im mittleren Theile der Decke, neben dem von Eug. Delacroix aus-
geführten Centralftück, welches Apollon als Pythontödter darftellt, die beiden
Perfonifikationen des Abends und der Nacht: des Abends als müden Flügelgreifes,
der Nacht unter dem Bilde der Mond- und Jagd-Göttin; fodann, am füdlichen
Gewölbe über dem Balconfenfter, die beiden grofsen Darftellungen des Triumphes
der Gewäffer und des Triumphes des Erdreichs. — Wieder folgten eine ganze
Reihe kleinerer Schöpfungen diefer Art, die wir übergehen müffen. Als Haupt-
werk des letzten Drittels des Lebens des Meifters aber find feine Arbeiten für
den Schlofsbau in Verfalles zu nennen. Wir können uns hier nur mit dem im Schlöffe
zu Verfaules.
malerifchen Theil derfelben befchäftigen. Diefer war allein eine Lebensaufgabe.
Es wäre nicht daran zu denken gewefen, dafs le Brun fie allein durchgeführt
hätte. An den Deckenbildern zahlreicher Säle arbeiteten feine beften Schüler
unter feiner Leitung. Er felbft behielt fich die Gefandtentreppe, die grofse
Galerie und die angrenzenden Salons des Krieges und des Friedens vor. Nach
1675 malte er die Gefandtentreppe, deren Hauptdeckenbild die Mufen dar-
1) Des Verfaffers »Kunft- und Naturfkizzen« II, p. 218 — 219.