Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0388
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Sechstes Buch. Dritter Abfchnitt.

376
gewißem Sinne einen Uebergang von den Porträtiften zu den Thier-
und Stillebenmalern bildet Francois Desportes, welcher 1661 zu Champigneul in
der Champagne geboren und 1743 zu Paris geftorben ift. Er war Schüler
eines gewiffen vlämifchen Thiermalers Nicafius in Paris; aber diefer ftarb fchon
1678; und Desportes bildete fich nun an der Akademie und — vor der Natur
a,s^1^,fs-weiter. Im Jahre 1695 wandte er fich nach Polen, wo er eine Anzahl von
Bildniffen am Hofe Sobieski’s malte. Schon im folgenden Jahre aber kehrte
er nach Frankreich zurück; 1699 wurde er mit feinem Selbftbildnifs als Jäger in
die Akademie aufgenommen; und in Zukunft malte er faft nur noch Jagdftücke,
Thiere und Stilleben. Auf diefem Gebiete galt er feiner Zeit für unübertrefflich,
und wir müffen fagen, dafs allerdings kein Franzofe vor ihm mit gleichem
Erfolge in diefem Fache thätig gewefen war. Seine landfchaftlichen Hinter-
alisnJ^rier'gründe find etwas flau decorativ; feine Thiere find aber in der That fehr
lebendig aufgefafst und mit grofser Eiebe und Natürlichkeit wiedergegeben.
Seine »Löwenjagd«, feine »Eberjagd«, feine »Hirfchjagd«, feine »Fuchsjagd«,
feine fechs Bilder von Hunden aus der Meute Eudwigs XIV., aber auch feine
Darftellungen todten Wildes im Louvre, der im Ganzen 22 Bilder feiner Hand
befitzt, gehören zu feinen vorzüglichften Leiftungen. Von den öffentlichen
Mufeen ift aufserdem dasjenige von Stockholm am reichften an Werken feiner
Hand. Ihrer zwei befitzt die Münchner Pinakothek.
Menfchenalter älter als Desportes war der eigentliche franzöfifche
Monnoyer. Blumenmaler des 17. Jahrhunderts, Jean Baptiße Monnoyer, welcher 1634 zu
Lille geboren war, 1665 in die Parifer Akademie aufgenommen wurde, fpäter
aber nach London ging, wo er 1699 ftarb. Monnoyer ift auf feinem Gebiete
ein echter Vertreter des Zeitalters Ludwigs XIV. Von der innerlichen Poefie,
welche die gleichzeitigen niederländifchen Blumenmaler ihren Darftellungen ein-
zuhauchen verbanden, ift er weit entfernt. Er fafst feine Aufgaben mehr von
der äufserlich decorativen Seite auf; und zu feinen charakteriftifchften Werken
gehören daher auch die wirklichen Blumendecorationen, welche er in den könig-
lichen Schlößern, in vielen Parifer Privathäufern und in England ausführte.
Seine Staffeleibilder, die man im Louvre genügend kennen lernen kann (eines
befitzt auch die Münchner Pinakothek) erhalten durch die manchmal etwas
fteifen Gold-, Silber- und Porzellanvafen, denen ein allzugrofser Raum in ihnen
gegönnt ift, leicht etwas Froftiges; andere werden durch allerlei thierifches Beiwerk,
durch Aeffchen und Papageyen anmuthig belebt; und eine gewiffe Leichtigkeit
und Eleganz der Anordnung und der Behandlung find Vorzüge, die man ihnen
Foinenly nicht abfprechen kann. Sein Schüler Jean-Baptiße de Fontenay, den man eben-
falls im Louvre kennen lernt, war 1654 zu Caen geboren und ftarb 1715
zu Paris.
DerSchiach- Wir dürfen von den franzöfifchen Malern des Zeitalters Ludwigs XIV.
tenmaler A. °
f. v. d. aber nicht Abfchied nehmen, ohne des Belgiers Adam (nicht Anton) Franz
Meulen. ’ x
van der Meidenß zu gedenken, welcher 1632 (nicht 1634) zu Brüffel2) geboren
war, Schüler des Schlachten- und Landfchaftsmalers P. Snayers dafelbft

1) A. Jal a. a. O., p. 860.
2) Vgl. Meyer, Berliner Katalog von 1883, P- 285.
 
Annotationen