II. ABTHEILUNG.
DIE MALEREI DES SIEBZEHNTEN JAHRHUNDERTS
IN DEN GERMANISCHEN LÄNDERN.
Vorbemerkungen.
Das Stoff-
gebiet der
germani-
fchen Kunft.
chon in der allgemeinen Einleitung in die Gefchichte der Malerei des
fiebzehnten Jahrhunderts (oben S. 109—114) find die mafsgebenden
Sä Gefichtspunkte für die Kenntnifs der verfchiedenen Entwicklung unferer
Kunft in den verfchiedenen europäifchen Ländern während diefes Zeitraumes
angedeutet worden. Wollten wir diefe Andeutungen hier weiter verfolgen, fo
müfsten wir ausführen, dafs die Meifter der germanifchen Länder, wenngleich
einige von ihnen, befonders die vlämifchen, fich fo gut wie ihre romanifchen
Fachgenoffen über grofse Bildflächen ausbreiteten und auszubreiten verftanden,
im Allgemeinen ihren Hauptvorzug nach wie vor in der liebevollen und
charakteriftifchen, wenn auch jetzt in der Regel breiten und malerifchen Durch-
bildung enger begrenzter und daher auch in kleinerem Rahmen darftellbarer
Gegenftände fucht en, dafs ferner in der nordifchen Kunft die realiftifchen Fächer
der Bildnifs- und Sittenmalerei, der Thier- und Schlachtenmalerei, der Land-
fchafts- und Seeftückmalerei, der Blumen-, Frucht- und Stillebenmalerei, welche
in den füdlichen Ländern in der Regel nur Nebenfächer neben der grofsen
religiöfen, hiftorifchen und mythologifchen Figurenmalerei blieben, zu vollftändig
ebenbürtigen, ja, an einigen Orten zu vorhergehenden Kunftzweigen ausgebildet
wurden, und dafs das befondere, anheimelnde und gemüthlich anregende Hell-
dunkel der Binnenräume, welches fleh die Kunft der an fonnigen, heiteren
Himmel gewöhnten Südländer nur ausnahrasweife zum Vorwurf nahm, in der
Iiun<^whetfed' ^a^er£i der germanifchen Völker, deren rauherer Himmel fle öfter und länger
ans Haus bannt, zu einem Elemente von bisher ungeahnter Selbftändigkeit,
Feinheit und idealifirender Kraft wurde. Allein folche Betrachtungen allge-
meiner Art würden um fo unfruchtbarer fein, je leichter es wäre, auf
beiden Seiten die Ausnahmen hervorzuheben. Es fei hier im Voraus daher
nur noch bemerkt, dafs die Malerei der germanifchen Länder des 17. Jahr-
ihre geogra- hunderts im Wefentlichen diejenige der füdlichen und der nördlichen Hälfte
phifche Be- . J &
grenzung. der Niederlande, die vlämifche und die holländifche Malerei ift. Neben ihnen
DIE MALEREI DES SIEBZEHNTEN JAHRHUNDERTS
IN DEN GERMANISCHEN LÄNDERN.
Vorbemerkungen.
Das Stoff-
gebiet der
germani-
fchen Kunft.
chon in der allgemeinen Einleitung in die Gefchichte der Malerei des
fiebzehnten Jahrhunderts (oben S. 109—114) find die mafsgebenden
Sä Gefichtspunkte für die Kenntnifs der verfchiedenen Entwicklung unferer
Kunft in den verfchiedenen europäifchen Ländern während diefes Zeitraumes
angedeutet worden. Wollten wir diefe Andeutungen hier weiter verfolgen, fo
müfsten wir ausführen, dafs die Meifter der germanifchen Länder, wenngleich
einige von ihnen, befonders die vlämifchen, fich fo gut wie ihre romanifchen
Fachgenoffen über grofse Bildflächen ausbreiteten und auszubreiten verftanden,
im Allgemeinen ihren Hauptvorzug nach wie vor in der liebevollen und
charakteriftifchen, wenn auch jetzt in der Regel breiten und malerifchen Durch-
bildung enger begrenzter und daher auch in kleinerem Rahmen darftellbarer
Gegenftände fucht en, dafs ferner in der nordifchen Kunft die realiftifchen Fächer
der Bildnifs- und Sittenmalerei, der Thier- und Schlachtenmalerei, der Land-
fchafts- und Seeftückmalerei, der Blumen-, Frucht- und Stillebenmalerei, welche
in den füdlichen Ländern in der Regel nur Nebenfächer neben der grofsen
religiöfen, hiftorifchen und mythologifchen Figurenmalerei blieben, zu vollftändig
ebenbürtigen, ja, an einigen Orten zu vorhergehenden Kunftzweigen ausgebildet
wurden, und dafs das befondere, anheimelnde und gemüthlich anregende Hell-
dunkel der Binnenräume, welches fleh die Kunft der an fonnigen, heiteren
Himmel gewöhnten Südländer nur ausnahrasweife zum Vorwurf nahm, in der
Iiun<^whetfed' ^a^er£i der germanifchen Völker, deren rauherer Himmel fle öfter und länger
ans Haus bannt, zu einem Elemente von bisher ungeahnter Selbftändigkeit,
Feinheit und idealifirender Kraft wurde. Allein folche Betrachtungen allge-
meiner Art würden um fo unfruchtbarer fein, je leichter es wäre, auf
beiden Seiten die Ausnahmen hervorzuheben. Es fei hier im Voraus daher
nur noch bemerkt, dafs die Malerei der germanifchen Länder des 17. Jahr-
ihre geogra- hunderts im Wefentlichen diejenige der füdlichen und der nördlichen Hälfte
phifche Be- . J &
grenzung. der Niederlande, die vlämifche und die holländifche Malerei ift. Neben ihnen