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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0408
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Sechstes Buch. II. Abtheilung. Erfter Abfchnitt.

der Verfaffer noch eine fchöne, mit feinem Namen und der Jahreszahl 1650
bezeichnete Landfchaft feiner Hand im Mufeum zu Orleans.
PeterGijfeis. Auf gleichem Boden mit diefen Meiftern fleht auch Peter Gijfels. Diefer
wurde 1621 in Antwerpen geboren und ftarb dafelbft, bis an fein Lebensende
verffhiedene erft Es giebt zwei ganz verfchiedene Klaffen von Bildern, die
Arten Ainer mit feiner Namensinfchrift bezeichnet find. Die eine Klaffe bilden kleine Land-
Bilder.
Seine Land- fchaften, die fleh fo eng, wie es einer freilich etwas anderen Individualität
fchaften. .
möglich ift, an die Werke des Jan Brueghel anfchliefsen. Bezeichnete Bilder
diefer Art giebt es in den öffentlichen Sammlungen zu Wiesbaden, zu Amfterdam,
zu Frankfurt a. M. und befonders zahlreich zu Dresden; auch im Apsley Houfe
suiieben zu Eondon (als Brueghel). Die zweite Klaffe feiner Bilder befteht aus Stilleben,
todtem Wild und Geflügel am Waldrand u. dergl. Ihr Stil ift fo verfchieden
von feinen Bildern jener anderen Art, gerade in den landfchaftlichen Gründen
fo gar nicht mehr an Brueghel, viel eher an die weicheren, ftimmungsvolleren
Möglichkeit Holländer erinnernd, dafs man Mühe hat zu Hauben, beide Bilderg'attung’en
fter diefes rührten von einem und demfelben Peter Giifels her, der feinen Namen übrigens
Namens. ...
auch innerhalb jeder der beiden Gattungen fehr verfchieden fchreibt. Indeffen
fcheint die Antwerpener Forfchung doch Anhaltspunkte für die Identtät des
Meifters jener Landfchaften und diefer Stilleben gefunden zu haben1), fo dafs
uns vor der Hand, mit einigem Zweifel im Herzen, nichts anderes übrig bleibt,
als die Landfchaften feiner Jugend, die Stilleben feinem Alter zuzufchreiben und
eine völlige, allerdings der Zeit entfprechende Stilwandlung in feinen fpäteren
Jahren anzunehmen. Bezeichnete Bilder der zweiten Gattung befitzen die
Eremitage zu St. Petersburg, die Dresdener Galerie, das Haager Mufeum und die
Sammlung Steengracht im Haag; und ficher die gleiche Hand zeigen ähnliche Bilder
z. B. in den Mufeen von Antwerpen und Brüffel und in der Galerie zu Darmftadt.
Nicht als Nachfolger des älteren Jan Brueghel, fondern als fein ihm parallel
Pebroeckau' entwickelter Zeitgenoffe ift Peter Schaubroeck (Schubruck) anzufehen, deffen
Seine Bilder älteftes datirtes Bild, die Darftellung eines Gebirgsdorfes von 1597, die Kopen-
'"hagenT" hagener Galerie befitzt, während kein fpäteres datirtes Werk feiner Hand
in Wien, bekannt ift, als »der Brand Troja’s« von 1605 in der kaiferlichen Galerie zu
in Caffei, Wien. Undatirt, aber bezeichnet, find fein »Brand Troja’s« in der Caffeler
JJi^eig11,' Galerie, und feine »Predigt Johannes des Täufers« im Braunfchweiger Mufeum.
m heim11"3' Sein Waldbild mit dem Felfenthor in der Schleifsheimer Galerie fcheint von
1604 datirt zu fein. Von befonderer Wichtigkeit ift aber die figurenreiche,
erft vor Kurzem als Werk Schaubroecks erkannte »Amazonenfchlacht« in der
in Dresden. Dresc]ener Galerie. Sie trägt die Jahreszahl 1603, den Reft einer Namens-
zeichnung, die nur auf unferen Meifter gedeutet werden kann und aufserdem
die Ortsangabe: Frankenthal. Schaubroeck hat alfo zu der Colonie vlämifcher
Flüchtlinge gehört, die in der kleinen deutfchen Stadt diefes Namens ihre
Wohnung aufgefchlagen hatte. Da wir nun aber wiffen, dafs jener Gillis van
Koningsloo2) (oben S. 90—91), den wir als den Vater diefes ganzen Stiles
1) Vgl. F. J. v. d. Branden, a. a. O. p. 1019—1022. — Auch Scheibler ift wenigftens der
Anftcht, dafs der Stillebenmaler ficher ein Antwerpener ift.
2) Vor Kurzem entdeckte der Verfaffer auf dem Bilde der Dresdener Galerie, welches das Midas-
urteil vor einer Landfchaft darftellt, die bisher ganz irrig dem Lukas Gaffel zugefchrieben wurde, das
 
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