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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0410
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39§

Sechstes Buch. II. Abtheilung. Erfter Abfchnitt.

stafbe^t1. fchliefst Adriaen van Stalbemt fich hier an1). Er war 1580 in Antwerpen
geboren, verlebte einen Theil feiner Jugend in Middelburg, liefs fich 1610 als
Freimeifter der Gilde wieder in feiner Vaterfladt nieder, brachte es zu folchem
Anfehen, dafs er z. B. 1633 zehn Monate für den Hof in London befchäftigt
war, blieb aber dauernd in Antwerpen anfäffig und ftarb hier 1662. Stalbemt
gehörte zu den Künfllern, die viel mit Anderen gemeinfam gearbeitet haben. Als
in^Madrid beglaubigtes Werk diefer Art fei das bedeutende Madrider Bild mit dem Triumphe
Davids genannt, welches neben der Bezeichnung des jüngeren P. Brueghel von
1618, die feine von 1619 trägt. Uebrigens war er ein fo tüchtiger Landfehafter
und Figurenmaler, dafs er Manns genug war , feine Bilder nach beiden Seiten
Sein Stil, hin felbft durchzuführen. Als Landfehafter geht er auch noch von der alt-
vlämifchen Schule aus, wird aber allmählich breiter, zugleich freilich auch
flüchtiger, naturwahrer, zugleich freilich auch kälter in der Tonftimmung. Mit
Bezeichnete feinem Namen bezeichnete, eigentliche Landfchaftsbilder find die Landfchaft
A in mit hochftämmigen Bäumen im Antwerpener Mufeum (von 1620), die Dorf-
Antwerpen, ö 1 ' n
in Mainz, landfchaft (16..) im Mainzer Mufeum und ein Bildchen bei Herrn Dr. Schubart-
in Dresden, . '
in Cafiei, Czermak in Dresden. Ihnen fchliefsen die Kirmefsbilder im Mufeum zu Caffel
in Frankfurt, (von 1618) und im Städel’fchen Inftitut zu Frankfurt am Main fich an. Als
figürliche Darftellungen, die feine Namenszeichnung tragen, find »die Anbetung
in Berlin, der Hirten« im Vorrath des Berliner Mufeums und »das Midasurtheil« in der
in Dresden, Dresdener Galerie (beide von 1622) zu nennen. Von den nicht beglaubigten
Bildern, die ihm nach Mafsgabe diefer Werke mit Recht zugefchrieben werden,
feien die »Göttermahlzeit« in der Dresdener Galerie, »das Schlöfschen am
in Florenz, Weiher« in den Uffizien zu F'lorenz, und ähnliche Bilder in den Mufeen von
Berlin und Schwerin hervorgehoben.
Seb. vran-x. Noch felbftändiger und kräftiger ift Sebaßian Vranx, ein als Landfehafter
und Maler von Reiterftückchen gleich ausgezeichneter Meifter, der 1573 in
Antwerpen2) geboren wurde, wie Rubens und van Baien Schüler Ad. van
Noorts war, 1600 Meifter der Lukasgilde feiner Vaterfladt wurde und 1647
Sein Stil, dafelbft ftarb. Seine Landfchaften thun auf dem Boden der altvlämifchen
Schule einen bedeutenden Schritt vorwärts in Bezug auf die Wahrheit
und Klarheit des Lufttones und auf eine frifchere Beobachtung des Baum-
laubs. Bufchig fleht auch er es dar; befonders oft birkenartig hängend; doch
giebt er ihm einen einheitlichen Schwung und haftet nicht ängftlich an der
hergebrachten Manier. Geradezu bahnbrechend aber find die Reitergefchichten,
die er faft immer im Vordergründe feiner Bilder erzählt: Feldfchlachten, Schar-
mützel, Raubanfälle und dgl. Er fafft Roffe und Reiter aufserordentlich realiftifch
auf, verfetzt fie in lebendige Handlung und führt fie in fefler, gedrungener
Seine Bilder. Zeichnung und kräftiger Farbengebung durch. Manche feiner ihrer Zeit be-
rühmteften Werke kennen wir nur noch aus alten Berichten oder gleichzeitigen
Stichen. Charakteriflifch ift z. B. Michael Snyders Stich nach des Meifters
grofser Darftellung des Reitergefechts bei Herzogenbufch (1600)3). Aber es
haben fich auch noch genug feiner Gemälde erhalten, um uns eine deutliche \ or-

1) F. J. v. d. Branden a. a. O. S. 625—631.
2) F. J. v. d. Branden, a. a. O. S. 470—474.
3) Vgl. Riegel, Beiträge, II, S. 51.
 
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