Die vlämifche Malerei des 17. Jahrhunderts. A. Uebergangsmeifter. 4OI
bei Deffau feine Namenszeichnung4). Diefen Bildern fchliefsen eine Winterland- bei Deffau,
fchaft in der Galerie Liechtenftein in Wien, fowie die »Eisfefte« in Madrid und in Madrid,
München fich an; ficher rührt auch das A. v. Nieulant zugefchriebene »Eis- in München,
feft« des Brüffeler Mufeums1 2) von ihm her. Endlich befitzt die Wiener Galerie in Pü.üffe1’
eine fchöne Waldlandfchaft feiner Hand, deren Staffage, »Kephalus und Prokris«,
laut infchriftlicher Beglaubigung von H. de Clerck gemalt ift. Alsloots eigene
Namenszeichnung auf diefem Bilde hat fich erft neuerdings verloren; doch ift
noch die Jahreszahl 1608 zu fehen. Es ift alfo das frühefte beglaubigte Bild
feiner Hand.3 4) Die Brüffeler Landfchaftsmalerei nahm in ihrem weiteren Verlaufe „ ?eine
' Bedeutung,
einen bedeutenden Auffchwung. Wir werden fpäter fehen, dafs Alsloot ihr
eigentlicher Stammvater war.
Im Anfchlufs an diefen Meifter werden wir am beften auch noch einige
andere kennen lernen, welche manchmal, da fie nach Holland auswanderten,
zur holländifchen Schule gerechnet werden, doch aber, da fie nicht nur ihrer
Geburt nach, fondern im Wefentlichen auch ihrer Kunftrichtung nach Flandern
angehören, beffer der vlämifchen Schule erhalten bleiben.
Hier ift zunächft David Vinckboons4) zu nennen, welcher 1^78 zu Mecheln Da,vid
' . . . Vinckboons.
geboren wurde, 1580 mit feinem Vater und Lehrer Philipp Vinckboons nach
Antwerpen, fpäter aber nach Amfterdam überfiedelte, wo er 1629 ftarb.
Vinckboons ift ein Meifter von kräftig altniederländifchem Gepräge. Auf fe9he^'®^eerr
manchen feiner Gemälde halten die Landfchaften und die Figuren, in denen
er fich an P. Brueghel den A. anlehnt, fich das Gleichgewicht, auf den
meiften überwiegt der landfchaftliche Eindruck. Wald- und Dorffcenen find
feine Lieblingsdarftellungen; doch hat er auch biblifche Scenen keineswegs
verfchmäht. In der Behandlung des Baumlaubs fleht er auf dem von Gillis
van Koningsloo veredelten Boden. In der Färbung ftrebt er nach fatter
Natürlichkeit; doch wird er in diefem Streben mitunter etwas üppig in den
hervortretenden Einzelfarben, befonders im Roth der Röcke und Jacken feiner
Geftalten, und etwas fchwer bräunlich im Gefammtton. Dabei läfst fich mit
der Zeit eine Entwicklung zu gröfserer Breite, die dann aber auch leicht zu
gröfserer Flüchtigkeit wird, bei ihm wahrnehmen. Welches Auffehen er bei
feinen Zeitgenoffen erregte, beweifen am deutlichften die zahlreichen Stiche
nach feinen Gemälden von der Hand der beften Stecher feiner Zeit. Auch
hat er felbft einige Radirungen hinterlaffen. Dafs er den »Finken im Baume«
zum Merkzeichen gehabt habe, ift ins Reich der kunfthiftorifchen Mythen zu
verweifen. Finken und andere Vögel kommen allerdings in den Bäumen faft
aller feiner Bilder, doch ebenfo zahlreich, wie in den feinen, in den Bildern
1) Den Nachweis diefes Bildes verdanke ich L. Scheibler.
2) So auch Scheibler und fogar A. J. Wauters, La peinture flamande, p. 263.
3) Nach Mafsgabe diefer Bilder wird es möglich fein, dem Meifter noch verfchiedene andere,
anders benannte zurückzugeben. Es würde hier zu weit führen, auf fie einzugehen. Scheibler rechnet
z. B. zwei der immer noch »Sallaert« benannten Bilder im Brüfleler Mufeum (Nr. 430 u. 431), ein
ähnliches, demfelben Sallaert zugefchriebenes Bild der Turiner Pinakothek und das ficher mit Unrecht
dem A. Willaerts gegebene »Fefl zu Tervueren« im Antwerpener Mufeum hierher.
4) Ä". v. Mander, a. a. O. Ed. Hymans, II, p. 334—-336, nebft dem Commentar des Heraus-
gebers, p. 336—339. — Em. Neeffs, Hiftoire de la peinture ä Malines I, Gent 1876, p. 238 bis
241. — H. Riegel, Beiträge II, S. 66—70.
Gefchichte d. Malerei. III. 26
bei Deffau feine Namenszeichnung4). Diefen Bildern fchliefsen eine Winterland- bei Deffau,
fchaft in der Galerie Liechtenftein in Wien, fowie die »Eisfefte« in Madrid und in Madrid,
München fich an; ficher rührt auch das A. v. Nieulant zugefchriebene »Eis- in München,
feft« des Brüffeler Mufeums1 2) von ihm her. Endlich befitzt die Wiener Galerie in Pü.üffe1’
eine fchöne Waldlandfchaft feiner Hand, deren Staffage, »Kephalus und Prokris«,
laut infchriftlicher Beglaubigung von H. de Clerck gemalt ift. Alsloots eigene
Namenszeichnung auf diefem Bilde hat fich erft neuerdings verloren; doch ift
noch die Jahreszahl 1608 zu fehen. Es ift alfo das frühefte beglaubigte Bild
feiner Hand.3 4) Die Brüffeler Landfchaftsmalerei nahm in ihrem weiteren Verlaufe „ ?eine
' Bedeutung,
einen bedeutenden Auffchwung. Wir werden fpäter fehen, dafs Alsloot ihr
eigentlicher Stammvater war.
Im Anfchlufs an diefen Meifter werden wir am beften auch noch einige
andere kennen lernen, welche manchmal, da fie nach Holland auswanderten,
zur holländifchen Schule gerechnet werden, doch aber, da fie nicht nur ihrer
Geburt nach, fondern im Wefentlichen auch ihrer Kunftrichtung nach Flandern
angehören, beffer der vlämifchen Schule erhalten bleiben.
Hier ift zunächft David Vinckboons4) zu nennen, welcher 1^78 zu Mecheln Da,vid
' . . . Vinckboons.
geboren wurde, 1580 mit feinem Vater und Lehrer Philipp Vinckboons nach
Antwerpen, fpäter aber nach Amfterdam überfiedelte, wo er 1629 ftarb.
Vinckboons ift ein Meifter von kräftig altniederländifchem Gepräge. Auf fe9he^'®^eerr
manchen feiner Gemälde halten die Landfchaften und die Figuren, in denen
er fich an P. Brueghel den A. anlehnt, fich das Gleichgewicht, auf den
meiften überwiegt der landfchaftliche Eindruck. Wald- und Dorffcenen find
feine Lieblingsdarftellungen; doch hat er auch biblifche Scenen keineswegs
verfchmäht. In der Behandlung des Baumlaubs fleht er auf dem von Gillis
van Koningsloo veredelten Boden. In der Färbung ftrebt er nach fatter
Natürlichkeit; doch wird er in diefem Streben mitunter etwas üppig in den
hervortretenden Einzelfarben, befonders im Roth der Röcke und Jacken feiner
Geftalten, und etwas fchwer bräunlich im Gefammtton. Dabei läfst fich mit
der Zeit eine Entwicklung zu gröfserer Breite, die dann aber auch leicht zu
gröfserer Flüchtigkeit wird, bei ihm wahrnehmen. Welches Auffehen er bei
feinen Zeitgenoffen erregte, beweifen am deutlichften die zahlreichen Stiche
nach feinen Gemälden von der Hand der beften Stecher feiner Zeit. Auch
hat er felbft einige Radirungen hinterlaffen. Dafs er den »Finken im Baume«
zum Merkzeichen gehabt habe, ift ins Reich der kunfthiftorifchen Mythen zu
verweifen. Finken und andere Vögel kommen allerdings in den Bäumen faft
aller feiner Bilder, doch ebenfo zahlreich, wie in den feinen, in den Bildern
1) Den Nachweis diefes Bildes verdanke ich L. Scheibler.
2) So auch Scheibler und fogar A. J. Wauters, La peinture flamande, p. 263.
3) Nach Mafsgabe diefer Bilder wird es möglich fein, dem Meifter noch verfchiedene andere,
anders benannte zurückzugeben. Es würde hier zu weit führen, auf fie einzugehen. Scheibler rechnet
z. B. zwei der immer noch »Sallaert« benannten Bilder im Brüfleler Mufeum (Nr. 430 u. 431), ein
ähnliches, demfelben Sallaert zugefchriebenes Bild der Turiner Pinakothek und das ficher mit Unrecht
dem A. Willaerts gegebene »Fefl zu Tervueren« im Antwerpener Mufeum hierher.
4) Ä". v. Mander, a. a. O. Ed. Hymans, II, p. 334—-336, nebft dem Commentar des Heraus-
gebers, p. 336—339. — Em. Neeffs, Hiftoire de la peinture ä Malines I, Gent 1876, p. 238 bis
241. — H. Riegel, Beiträge II, S. 66—70.
Gefchichte d. Malerei. III. 26