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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0427
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Die vlämifche Malerei des 17. Jahrhunderts. B. Peter Paul Rubens. 4^5
hunderts ihren eigentlichen Wohnfitz als evangelifche Emigranten in Köln, hielten
fich aber, da dem Vater des Malers, Dr. Jan Rubens, wegen eines Vergehens
ein Zwangsaufenthalt in Siegen angewiefen worden war, zur Zeit der Geburt
Peter Pauls in diefem kleinen rechtsrheinifchen Städtchen auf. Hier, in Siegen,
wurde Peter Paul Rubens am 28. Juni 1 577 geboren1): 1578 kehrte die Familie Ki^‘"ee;i
nach Köln zurück; und hier befuchte Peter Paul die Schule, hier empfing er
feine erften Jugendeindrücke. Sein Vater ftarb 1587. Zwei Jahre darauf kehrte
die wieder zum Katholicismus übergetretene Familie nach Antwerpen, der
Stadt ihrer Väter, zurück. Rubens vollendete hier, wie es fcheint im Tefuiten- T ,Se.in.e
kollegium, feine Studien und trat dann, um höfifche Sitten zu erlernen, auf
kurze Zeit als Page in den Dienft der Gräfin Lelaing. Da jedoch eine aus-
gefprochene Neigung ihn zur Kunft hinzog, wurde er um 1591 zu dem der
Familie verfchwägerten, doch keineswegs fehr bedeutenden Landfchaftsmaler
Tobias Verhaegt (oben S. 91) in die Lehre gethan. Vermuthlich follte diefer
als Verwandter nur die erften Vorbereitungsftunden geben. Rubens fcheint
noch in demfelben Jahre zu Adam van Noort (oben Seite 76—77) in die Lehre
gekommen zu fein; und wenn die neuere Auffaffung von der Bedeutung diefes
Meifters richtig ift, fo ift er es gewefen, dem Rubens den eigentlichen Anftofs
zu feiner eigenen Kunftrichtung verdankte. Indeffen trat der junge Künftler,
welcher das Bedürfnifs fühlen mochte, nach der Derbheit des Ad. van Noort
noch eine gelehrtere und vornehmere Natur auf fich einwirken zu laßen, nach
vierjähriger Lehrzeit in die Werkftatt des Otto van Veen (oben S. 77) über.
Nach abermals vierjähriger Gefellenzeit wurde er 1598 als Meifter in die
Lukasgilde zu Antwerpen aufgenommen2). Aber es litt den jungen Meifter
noch nicht daheim. Durch Otto van Veen hatte er aus erfter Hand von den
Wundern Italiens gehört. Auch ihn zog es über die Alpen. Am 3. Mai 1600^®“^
reifte er ab3). Zuerft ging er nach Venedig, dann nach Mantua. Hier trat RuIa®"®ain
er alsbald als Hofmaler in den Dienft des Herzogs Vincenzo Gonzaga. Diefer
beftellte jedoch weniger felbfiändige Bilder bei ihm, als dafs er ihn Copien nach
anderen Meiftern anfertDen liefs. Schon 1601 war Rubens im Urlaub in Rom, RuJ?ens in
wo er, aufser folchen Copien für feinen Herrn, im Auftrage des Erzherzogs
Albrecht, des Fürften feines Heimatlandes, ein grofses dreiteiliges Altarwerk für
die Kirche Sta. Croce in Gerufalemme malte, welches fich jetzt im Hofpital
zu Grafse in Frankreich befinden foll.4) Vom Frühling 1603 bis zum Frühling

1) Früher ftritten fich Antwerpen, Köln und Siegen um die Ehre, die Geburtsftadt des Meifters
zu fein. Die Antwerpener Kunftfchriftfteller haben den Anfpruch Antwerpens noch immer nicht fallen
laffen. Wir halten die Frage jedoch durch H. Riegels eingehenden Auffatz, a. a. O. S. 167—212,
für endgültig zu Gunften Siegens entfchieden. Hier find auch die früher zwifchen R. C. Bakhuisen
van den Brinck, L. Ennen, B. C. Dumortier über die Frage gewechfelten Streitfchriften angeführt
und gewürdigt; dazu A. Spiefs: Eine Epifode aus dem Leben der Eltern von P. P. Rubens, Dillen-
burg 1873. Auch wegen des Geburtstages, der von anderen auf den 29. Juni verlegt, von den Ant-
werpenern ihrer Theorie zu Liebe weiter zurückdatirt wird, müffen wir auf Riegels Ausführungen
(a. a. 0.) hinweifen.
2) Ph. Rombouts en Th. van Lerius, De Liggeren, etc., Antwerpen 1872, I, p. 401.
3) Vgl. Edg. Baes, Le sejour de Rubens et van Dijck en Italie. Memoires couronnes de l’Ac.
roy. de Belgique T. XXVII. Brtiffel 1877.
4) Vgl. F. Rebers deutfche Ausgabe, von Roofes’ »Gefchiedenes«, S. 170.
 
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