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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0429
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Die vlämifche Malerei des 17. Jahrhunderts. B. Peter Paul Rubens. 41/
Seitenbild die heilige Domitilla mit den heiligen Nereus und Achilleus. Diefe
drei Bilder befinden fich noch an den Stellen, für welche fie 1608 gemalt
wurden. Rubens war inzwifchen in Genua gewefen, wo er die köflliche, von RGbenuSa.ln
faft correggeskem Lichte durchglühte Darftellung der Befchneidung Chrifli SeJJfeRftder
malte, die den Hochaltar der Kirche S. Ambrogio fchmückt, und einige Bild-
niffe ausführte, zu denen wir die beiden im Palazzo Marcello - Durazzo da-
felbft befindlichen rechnen.
Uebricrens kann man noch einige andere Gemälde der italienifchen Zeit „ AndereJ
ö ö Gemälde der
des Meifters zufchreiben: z. B. den köfllichen »heiligen Franciscus im Gebet« itaiienifchen
im Palazzo Pitti, die drei Grazien in den Uffizien zu Florenz, den fchönen, Meifters.
helleuchtenden »heiligen Sebaftian« im Berliner Mufeum, ein Bild desfelben
Gegenflandes im Palazzo Corfini zu Rom, die wirkungsvolle »Vifion des heiligen
P'ranciscus«, die frifch empfundene und energifch gemalte Darftellung der
Findung des Romulus und des Remus in der capitolinifchen Galerie und die
Halbfiguren Chrifli und der zwölf Apoflel im Palazzo Rofpigliofi zu Rom.
Ihnen reihen fich auch die nach alten Nachrichten aus Mantua flammenden Dar-
flellungen des von der Victoria gekrönten Helden und des »trunkenen Herkules«,
Sinnbilder des Sieges der Tugend und des Sieges des Lafters, fowie das aus
Modena flammende vortreffliche Bild des heiligen Hieronymus in der Dresdener
Galerie an !). Doch könnte der Meifler diefe Bilder auch bald nach feiner
Heimkehr von Antwerpen aus nach Italien gefchickt haben. Wo keine äufseren
Beglaubigungen hinzukommen, ifl es unmöglich, die Entflehungszeit feiner
Gemälde auf Jahr und Tag zu beflimmen.
Kaum hatte Rubens 1608 jene Darflellungen für die Chiefa nuova voll- HRu^ehr.
endet, als er auf die Nachricht der fchweren Erkrankung feiner Mutter hin,
ohne Urlaub des Herzogs von Mantua, Rom und Italien verliefs und nach
Antwerpen zurückkehrte. Hier traf er Ende des Jahres ein, fand aber feine
Mutter nicht mehr am Leben.
Der einunddreifsigiährige Meifler war jetzt im Vollbefitze feiner Kräfte. „ Seine
oJ o J ifirnennung
Er hatte für fein Alter ungewöhnlich viel gefehen, mitgemacht, fludirt und ?unf
innerlich verarbeitet. Man wufste feine Bedeutung als Menfch und Künfller
in feiner Heimat vollkommen zu fchätzen; und Albrecht und Ifabella, die
Regenten Belgiens, welche fchon 1607 feine Befreiung aus dem Dienfte des
Herzogs von Mantua vergebens zu erwirken gefucht hatten, wufsten ihn jetzt
zu veranlaßen, nicht nach Italien zurückzukehren. Sie ernannten ihn zu ihrem
Hofmaler; und er willigte ein, es zu werden, unter der Bedingung, dafs er
nicht in Brüffel zu leben brauche, fondern feine Wohnung in der Stadt auf-
fchlagen dürfe, die er, wenn er auch nicht in ihr geboren war, doch mit Recht
als feine Vaterfladt anfah. Mit Rubens Heimkehr zog ein neues, grofsartiges Se^1JI?us'
Kunftleben in Antwerpen ein; und der junge Meifler, dem bereits ein reiches Autwerpen.
ererbtes und erworbenes Vermögen zur Seite fland, gewann hier rafch ein
Anfehen und eine Stellung, welche ihn, den Fürflenmaler, auch zum Maler-
fürflen des 17. Jahrhunderts machten. Schon 1609 heiratete er Ifabella Brant, vermähhm't
die Tochter des Rathsfecretärs Johann Brant; 1611 begann er den Bau eines
1) So auch W. Bode, in v. Zahns Jahrbüchern VI, S 201.
Gefchichte d. Malerei. III. 27
 
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