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Sechstes Buch. II. Abtheilung. Erfter Abfchnitt.
den Grafen Thomas Arundel, feine Gemahlin, ihren Zwerg Robin mit dem
Falken auf der Fauft und den grofsen weifsen Hund darftellt, dem die Gräfin
ihre rechte Hand auf den Kopf legt; und gleichzeitig eines feiner mächtigften
Antwerpen Altarblätter, die grofse »Kreuzigung Chrifti« des Antwerpener Mufeums; hier
K?euzFgungl fch°n die Anordnung eigenartig; die drei Kreuze des Heilandes und der
Schächer find perfpektivifch fchräg bildeinwärts geftellt. Links hält Longinus
hoch zu Roffe und durchbohrt, gewaltig ausholend, die Seite des Herrn mit
der Lanze. Magdalena, die den Kreuzesftamm umfchlungen hält, ftreckt ab-
wehrend die Hände gegen den Krieger aus. Maria ringt rechts vorn, fchmerz-
lich gen Himmel blickend, die Hände; Johannes aber birgt fein Haupt an ihrer
Schulter. Auch die Darftellungen der »Ausgiefsung des heiligen Geiftes« und
in München, der »Geburt Chrifti«, jetzt in der Münchener Pinakothek, und das fchon 1607
beftellte Altarblatt, welches ein Wunder des hl. Ignatius darftellt, in der Capelle
in Genua, diefes Heiligen bei S. Ambrogio zu Genua, wurden 1620 fertig. Begonnen
di^ jefuiten- a^er wurden um diefe Zeit die 39 grofsen Gemälde für die Jefuitenkirche zu
Antwerpen Antwerpen, welche die gröfsefte und grofsartigfte zufammenhängende Folge
bildeten, welche je aus der Werkftatt des Meifters hervorgegangen ift. In
der freieften und genialften Weife componirt, unter ftarker Betheiligung von
Schülerhänden, aber unter nicht minder ftarker Betheiligung des Meifters felbft
ausgeführt, zeigten fie, was Rubens’ Werkftatt in gemeinfamer Arbeit auf dem
Höhenpunkte ihrer Entwicklung zu leiften vermochte. Leider müffen wir fagen,
fie »zeigten« es. Denn bei dem Brande der Jefuitenkirche am 18. Juni 1718
wurden weitaus die meiften diefer Darftellungen ein Raub der Flammen. Nur
Die erhalte. • ihnen find erhalten: die einzelne überlebensgrofse Geftalt des
der Folge. Ignatius in Warwick Caftle, die beiden gewaltigen Prachtgemälde, welche
den hl. Franz Xaverius, in Indien Wunder wirkend, und den hl. Ignatius Loyola,
meifah^’tTn Befeffene heilend, darftellen, fowie die grofse »Himmelfahrt Mariae«, alle drei
MMrifte«eS der kaiferlichen Galerie zu Wien. Die »Himmelfahrt Mariae« kann im
Wesentlichen als eigenhändiges Bild des Meifters gelten und ift das fchönfte
Exemplar diefer vom Meifter oft veränderten und wiederholten Darftellung,
der fich übrigens fchon bald das Exemplar des Brüffeler Mufeums anreihte,
während die fchöne »Himmelfahrt Mariae« in der Kathedrale zu Antwerpen,
der fich wiederum das Exemplar der Düffeldorfer Akademie anreiht, erft einige
Altteftament-
liche Dar-
ftellungen.
Jahre fpäter entftand.
der^der Zeh Wir können den Ueberblick über Rubens’ Thätigkeit während der zwölf
vonII662II° bis Jahre von 1610—1621 aber nicht fchliefsen, ohne, theilweife zurückgreifend,
noch an einige Gemälde zu erinnern, die im Allgemeinen diefem Zeitraum zu-
gefchrieben werden müffen, ohne dafs fich das Jahr ihrer Entftehung genau
angeben liefse. Von altteftamentlichen Gegenständen feien die grofse Dar-
ftellung »Daniels in der Löwengrube« aus der Hamilton - Sammlung und das
kleine, aber frifche und feine Bildchen der Münchener Pinakothek genannt, welches
darftellt, wie Simfon, vom Lager der Delila auffpringend, feiner Haare beraubt,
in die Hände der ihn nunmehr leicht überwältigenden Philifter fällt. \ 011
mentHdte neuteftamentlichen Schöpfungen diefer Jahre feien noch hervorgehoben: die »Ver-
Bllder- kündigung« in der kaiferlichen Galerie zu Wien, das »Abendmahl« in der Brera
zu Mailand, »Petrus mit demF'ifch« in der Dubliner Galerie, der ergreifende »Chrift
Sechstes Buch. II. Abtheilung. Erfter Abfchnitt.
den Grafen Thomas Arundel, feine Gemahlin, ihren Zwerg Robin mit dem
Falken auf der Fauft und den grofsen weifsen Hund darftellt, dem die Gräfin
ihre rechte Hand auf den Kopf legt; und gleichzeitig eines feiner mächtigften
Antwerpen Altarblätter, die grofse »Kreuzigung Chrifti« des Antwerpener Mufeums; hier
K?euzFgungl fch°n die Anordnung eigenartig; die drei Kreuze des Heilandes und der
Schächer find perfpektivifch fchräg bildeinwärts geftellt. Links hält Longinus
hoch zu Roffe und durchbohrt, gewaltig ausholend, die Seite des Herrn mit
der Lanze. Magdalena, die den Kreuzesftamm umfchlungen hält, ftreckt ab-
wehrend die Hände gegen den Krieger aus. Maria ringt rechts vorn, fchmerz-
lich gen Himmel blickend, die Hände; Johannes aber birgt fein Haupt an ihrer
Schulter. Auch die Darftellungen der »Ausgiefsung des heiligen Geiftes« und
in München, der »Geburt Chrifti«, jetzt in der Münchener Pinakothek, und das fchon 1607
beftellte Altarblatt, welches ein Wunder des hl. Ignatius darftellt, in der Capelle
in Genua, diefes Heiligen bei S. Ambrogio zu Genua, wurden 1620 fertig. Begonnen
di^ jefuiten- a^er wurden um diefe Zeit die 39 grofsen Gemälde für die Jefuitenkirche zu
Antwerpen Antwerpen, welche die gröfsefte und grofsartigfte zufammenhängende Folge
bildeten, welche je aus der Werkftatt des Meifters hervorgegangen ift. In
der freieften und genialften Weife componirt, unter ftarker Betheiligung von
Schülerhänden, aber unter nicht minder ftarker Betheiligung des Meifters felbft
ausgeführt, zeigten fie, was Rubens’ Werkftatt in gemeinfamer Arbeit auf dem
Höhenpunkte ihrer Entwicklung zu leiften vermochte. Leider müffen wir fagen,
fie »zeigten« es. Denn bei dem Brande der Jefuitenkirche am 18. Juni 1718
wurden weitaus die meiften diefer Darftellungen ein Raub der Flammen. Nur
Die erhalte. • ihnen find erhalten: die einzelne überlebensgrofse Geftalt des
der Folge. Ignatius in Warwick Caftle, die beiden gewaltigen Prachtgemälde, welche
den hl. Franz Xaverius, in Indien Wunder wirkend, und den hl. Ignatius Loyola,
meifah^’tTn Befeffene heilend, darftellen, fowie die grofse »Himmelfahrt Mariae«, alle drei
MMrifte«eS der kaiferlichen Galerie zu Wien. Die »Himmelfahrt Mariae« kann im
Wesentlichen als eigenhändiges Bild des Meifters gelten und ift das fchönfte
Exemplar diefer vom Meifter oft veränderten und wiederholten Darftellung,
der fich übrigens fchon bald das Exemplar des Brüffeler Mufeums anreihte,
während die fchöne »Himmelfahrt Mariae« in der Kathedrale zu Antwerpen,
der fich wiederum das Exemplar der Düffeldorfer Akademie anreiht, erft einige
Altteftament-
liche Dar-
ftellungen.
Jahre fpäter entftand.
der^der Zeh Wir können den Ueberblick über Rubens’ Thätigkeit während der zwölf
vonII662II° bis Jahre von 1610—1621 aber nicht fchliefsen, ohne, theilweife zurückgreifend,
noch an einige Gemälde zu erinnern, die im Allgemeinen diefem Zeitraum zu-
gefchrieben werden müffen, ohne dafs fich das Jahr ihrer Entftehung genau
angeben liefse. Von altteftamentlichen Gegenständen feien die grofse Dar-
ftellung »Daniels in der Löwengrube« aus der Hamilton - Sammlung und das
kleine, aber frifche und feine Bildchen der Münchener Pinakothek genannt, welches
darftellt, wie Simfon, vom Lager der Delila auffpringend, feiner Haare beraubt,
in die Hände der ihn nunmehr leicht überwältigenden Philifter fällt. \ 011
mentHdte neuteftamentlichen Schöpfungen diefer Jahre feien noch hervorgehoben: die »Ver-
Bllder- kündigung« in der kaiferlichen Galerie zu Wien, das »Abendmahl« in der Brera
zu Mailand, »Petrus mit demF'ifch« in der Dubliner Galerie, der ergreifende »Chrift