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Sechstes Buch. II. Abtheilung. Erfter Abfchnitt.
bTshnerDmcht ^hc w^r ^en jungen Meifter nach Italien begleiten, müffen wir uns aber
erkannte nacfo den Arbeiten feiner voritalienifchen Zeit umfehen. Unter den Werken
Jugendwerke
in der feiner früheften Tugend werden »Chriftus und die zwölf Apoftel« genannt: ja
Galerie: es fcheint, dafs er diefe fogar zweimal in etwas verfchiedener Weife gemalt
Rie m hatte •). Geftochen ift eine der Reihen von Corn, van Caukercken: und der
Vergleich mit diefen Stichen beweift, dafs wenigftens zwei der Köpfe —■ man
hielt fie bisher alle für verfchollen — in der Dresdener Galerie erhalten find,
wo fie von einigen dem Jan Francken, von anderen nur im Allgemeinen der
Schule des Rubens zugefchrieben wurden. Zwei andere Apoftelköpfe derfelben
Sammlung find offenbar ihre Gegenftücke und zeigen diefelbe Hand -); doch
gehören fie nicht zu der geftochenen Folge, fie werden daher der zweiten
Reihe angehört haben. Ihrem Stil nach zeigen fie nur mittelbar den Einflufs
des Rubens; fie find individuell aufgefafst und frifch, falt noch derb, in warmem,
Die Biidniffe etwas fchweren Ton gemalt. Ferner hören wir, dafs van Dyck fchon 1618
zwei Biidniffe gemalt hatte3), die im achtzehnten Jahrhundert nach Polen ver-
kauft wurden. Auch fie finden wir, bisher nicht erkannt, in der Dresdener
Galerie wieder. Es find die Biidniffe eines Herrn und einer Dame, welche die
Jahreszahl 1618 tragen und, wenngleich fie fpäter auf Rubens’ Namen getauft
wurden, doch als Werke van Dycks gekauft worden waren und ficher den
Jugendftil diefes Meifters, keineswegs die Hand des Rubens’ um 1618 zeigen4).
Gegenüber jenen Apoftelköpfen, die aber auch fchon um 1615 gemalt fein follen,
zeigen diefe Biidniffe einen entfchiedenen Fortfehritt zu feinerer Auffaffung und
zarterer Behandlung. Es find tüchtige Werke, die es leicht erklären, dafs van
Dyck 1618 fchon als Meifter der Gilde beitrat. Als ein drittes Jugendwerk
Deryunkene feiner Hand wird ein »Trunkener Silen« genannt: und man nimmt in der Regel
Silen. ° . . .
an, dafs diefer im Brüffeler Mufeum erhalten fei. Das Brüffeler Bild zeigt aller-
dings die eigene Hand des Meifters, gehört aber einer fpäteren Zeit an; van
Dycks erfte Faffung des Gegenftandes glauben wir ebenfalls in der Dresdener
Galerie erhalten; denn nur das Dresdener Exemplar hat er bezeichnet und
zwar mit einem Monogramme, welches, da er es fpäter nicht wiederholt hat,
auf feine frühe Zeit deutet, und nur das Dresdener, nicht das verfchieden
geftaltete Brüffeler Exemplar ftimmt feiner figürlichen Compofition nach genau
mit dem Bolswert’fchen Stiche überein. Diefes Gemälde, welches den »Trunkenen
der Louvre-Bibliothek. Da diefes jedoch eihgeftandenermafsen erft der zweiten Hälfte des vorigen
Jahrhunderts angehört, fo werden wir ihm gegenüber, mindeftens bis es in feinem Wortlaut publicirt
und auf feine Glaubwürdigkeit hin geprüft fein wird, eine grofse Zurückhaltung bewahren müffen. Keine
der älteren Quellen weifs etwas von diefen Daten.
1) Rooses a. a. O., p. 428—429.
2) Uebrigens führten zwei diefer vier Köpfe in den Dresdener Katalogen von 1812—1833 bereits
richtig den Namen van Dycks; und neuerdings hat Bode fie bereits feit längerer Zeit als Werke feiner
Hand erkannt.
3) Ch'\ Kranim: De Levens etc. II, p. 390.
4) W. Bode hatte, unabhängig von diefen Beweifen, fchon 1873 (in v. Zahns Jahrbüchern VI,
S. 203) die Hand van Dycks in ihnen wiedererkannt. — Polen und Sachfen wurden im vorigen Jahr-
hundert erklärlicher Weife im Auslande oft identificirt; und wenn die Infchrift der Rückfeiten, von
der Kramms Gewährsmann berichtet, fich nicht auf ihnen findet, fo beweift das nichts, weil die Rück-
feiten der Dresdener Bilder (vielleicht abfichtlich, um fie für Werke des Rubens’ erklären zu können)
abgehobelt worden find. Als Werke van Dycks flehen fie auch im Inventar von 1722.
Sechstes Buch. II. Abtheilung. Erfter Abfchnitt.
bTshnerDmcht ^hc w^r ^en jungen Meifter nach Italien begleiten, müffen wir uns aber
erkannte nacfo den Arbeiten feiner voritalienifchen Zeit umfehen. Unter den Werken
Jugendwerke
in der feiner früheften Tugend werden »Chriftus und die zwölf Apoftel« genannt: ja
Galerie: es fcheint, dafs er diefe fogar zweimal in etwas verfchiedener Weife gemalt
Rie m hatte •). Geftochen ift eine der Reihen von Corn, van Caukercken: und der
Vergleich mit diefen Stichen beweift, dafs wenigftens zwei der Köpfe —■ man
hielt fie bisher alle für verfchollen — in der Dresdener Galerie erhalten find,
wo fie von einigen dem Jan Francken, von anderen nur im Allgemeinen der
Schule des Rubens zugefchrieben wurden. Zwei andere Apoftelköpfe derfelben
Sammlung find offenbar ihre Gegenftücke und zeigen diefelbe Hand -); doch
gehören fie nicht zu der geftochenen Folge, fie werden daher der zweiten
Reihe angehört haben. Ihrem Stil nach zeigen fie nur mittelbar den Einflufs
des Rubens; fie find individuell aufgefafst und frifch, falt noch derb, in warmem,
Die Biidniffe etwas fchweren Ton gemalt. Ferner hören wir, dafs van Dyck fchon 1618
zwei Biidniffe gemalt hatte3), die im achtzehnten Jahrhundert nach Polen ver-
kauft wurden. Auch fie finden wir, bisher nicht erkannt, in der Dresdener
Galerie wieder. Es find die Biidniffe eines Herrn und einer Dame, welche die
Jahreszahl 1618 tragen und, wenngleich fie fpäter auf Rubens’ Namen getauft
wurden, doch als Werke van Dycks gekauft worden waren und ficher den
Jugendftil diefes Meifters, keineswegs die Hand des Rubens’ um 1618 zeigen4).
Gegenüber jenen Apoftelköpfen, die aber auch fchon um 1615 gemalt fein follen,
zeigen diefe Biidniffe einen entfchiedenen Fortfehritt zu feinerer Auffaffung und
zarterer Behandlung. Es find tüchtige Werke, die es leicht erklären, dafs van
Dyck 1618 fchon als Meifter der Gilde beitrat. Als ein drittes Jugendwerk
Deryunkene feiner Hand wird ein »Trunkener Silen« genannt: und man nimmt in der Regel
Silen. ° . . .
an, dafs diefer im Brüffeler Mufeum erhalten fei. Das Brüffeler Bild zeigt aller-
dings die eigene Hand des Meifters, gehört aber einer fpäteren Zeit an; van
Dycks erfte Faffung des Gegenftandes glauben wir ebenfalls in der Dresdener
Galerie erhalten; denn nur das Dresdener Exemplar hat er bezeichnet und
zwar mit einem Monogramme, welches, da er es fpäter nicht wiederholt hat,
auf feine frühe Zeit deutet, und nur das Dresdener, nicht das verfchieden
geftaltete Brüffeler Exemplar ftimmt feiner figürlichen Compofition nach genau
mit dem Bolswert’fchen Stiche überein. Diefes Gemälde, welches den »Trunkenen
der Louvre-Bibliothek. Da diefes jedoch eihgeftandenermafsen erft der zweiten Hälfte des vorigen
Jahrhunderts angehört, fo werden wir ihm gegenüber, mindeftens bis es in feinem Wortlaut publicirt
und auf feine Glaubwürdigkeit hin geprüft fein wird, eine grofse Zurückhaltung bewahren müffen. Keine
der älteren Quellen weifs etwas von diefen Daten.
1) Rooses a. a. O., p. 428—429.
2) Uebrigens führten zwei diefer vier Köpfe in den Dresdener Katalogen von 1812—1833 bereits
richtig den Namen van Dycks; und neuerdings hat Bode fie bereits feit längerer Zeit als Werke feiner
Hand erkannt.
3) Ch'\ Kranim: De Levens etc. II, p. 390.
4) W. Bode hatte, unabhängig von diefen Beweifen, fchon 1873 (in v. Zahns Jahrbüchern VI,
S. 203) die Hand van Dycks in ihnen wiedererkannt. — Polen und Sachfen wurden im vorigen Jahr-
hundert erklärlicher Weife im Auslande oft identificirt; und wenn die Infchrift der Rückfeiten, von
der Kramms Gewährsmann berichtet, fich nicht auf ihnen findet, fo beweift das nichts, weil die Rück-
feiten der Dresdener Bilder (vielleicht abfichtlich, um fie für Werke des Rubens’ erklären zu können)
abgehobelt worden find. Als Werke van Dycks flehen fie auch im Inventar von 1722.