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Sechstes Buch. II. Abtheilung. Erfter Abfchnitt.
in Karlsruhe, ein Waldbild mit der heiligen Helena im Karlsruher Mufeum und ein kräftig
in London, braunes, flufsdurchflrömtes Waldbild in der Bridgewater-Gallery zu London.
Lucas Eine ganz andere Auffaffung und Behandlung zeigen die Bilder des Lucas
van Uden. Diefer ift 1595 zu Antwerpen geboren. Ein Meifter, bei dem er
gelernt, wird nicht genannt. Aber die Kunft war, wenn fein Vater auch ein
mehr handwerksmäfsiger Maler war, erblich in feiner Familie. Es ift möglich,
dafs er auf Grundlage der Anleitung, die fein Vater ihm immerhin geben
konnte, fich durch Selbhftudium weiterbildete. Meifter der Lucasgilde wurde
er erft 1627; und erft von diefem Zeitpunkt an auch fcheint Rubens ihn in
feinen Dienft genommen zu haben.
Sein Stil. Die Landfchaften Lucas van Udens find fchlicht und natürlich heimifchen
Gegenden entlehnt, befonders den Grenzgebieten Brabants und Flanderns, des
Flügellandes und der weiten grünen Ebene. Aeufserft einfach und wahr, ohne
jede ftiliftifche Zuthat, fafst er diefe Gegenden auf; gefchickt und nüchtern,
gleich weit entfernt von oberflächlicher Breite wie von ängftlicher Detaillirung,
im Ganzen aber, feinem meift kleinen Format entfprechend, doch mit liebevoll
forgfältiger Durchbildung giebt er fie wieder. Seine Behandlung des Baum-
laubs ift merkwürdig wenig conventionell; er malt es, wie es die meiften
Menfchen fehen; nur die für ihn fehr charakteriftifchen gelbbraun getupften
Stellen an der Lichtfeite feiner grünen Bäume wiederholen fleh etwas zu regel-
mäfsig auf feinen Bildern, um für ganz naiv gelten zu können. Seiner fchlichten
Wahrheitsliebe entfprechend, gab er feine nordifche Natur anfangs auch in
echt nordifchem Lichte wieder. Später, unter Rubens’ Einflufs, wurde er jedoch
wärmer und farbiger. Regenwolken und Regenbogen verleihen nun auch feinen
winteriand- Bildern manchmal ein lebendigeres Anfehen. Selten find Winterlandfchaften
MufeuiiT feiner Hand; doch befitzt z. B. das Mufeum Plantin in Antwerpen ein bezeichnetes
piantin. allerliebftes Stückchen der Art. Da er feine Bilder übrigens in der Regel mit
Seme Bilder feinem Namen oder feinen Anfangsbuchftaben bezeichnete und in den gröfseren
und kleineren Sammlungen Europas zahlreiche Bilder feiner Hand erhalten
find, fo ift es leicht, ihn kennen zu lernen und genügt an diefer Stelle ein
in Dresden, kurzer Ueberblick über die Orte, wo fie zu finden find Die Dresdener Galerie
befitzt nicht weniger als neun Bilder feiner Hand, von denen vier bezeichnet
m Sbw|ters’ ; die Eremitage zu St. Petersburg drei, von denen zwei bezeichnet find,
in München, Bezeichnet find ferner z. B. die beiden Bilder Lucas van Udens in der Münchener
furtFaaMl Pinakothek, eins feiner beiden Bilder im Städelfchen Inftitut zu Frankfurt a. M.
in Brüffei, fowie einzelne Bilder feiner Hand in den öffentlichen Sammlungen zu Brüffel
in anderen Augsburg, Schleifsheim, in der Galerie Liechtenftein zu Wien, in der Galerie
zu Pommersfelden, in der Sammlung des Marquis of Bute in London (1879)
Ten?eerSmge- und im Palazzo Corfini zu Rom. Dafs die berühmten Sittenmaler David Teniers
mwerkeen d£r ältere und befonders der jüngere mit ihm arbeiteten, zeigen z. B. feine
hügelige Landfchaft mit dem Regenbogen im Berliner Mufeum, das fchon er-
wähnte Brüffeler Bild, welches die Abfahrt von Bauern zum Gemüfemarkt dar-
ftellt, von den Dresdener Bildern aber die grofse Landfchaft mit dem Brautzug
und die kleine Landfchaft mit dem heiligen Eremiten Paulus und dem heiligen
1) Bez. links unten L. V. V., vom »Catalogue« (1882) überleben.
Sechstes Buch. II. Abtheilung. Erfter Abfchnitt.
in Karlsruhe, ein Waldbild mit der heiligen Helena im Karlsruher Mufeum und ein kräftig
in London, braunes, flufsdurchflrömtes Waldbild in der Bridgewater-Gallery zu London.
Lucas Eine ganz andere Auffaffung und Behandlung zeigen die Bilder des Lucas
van Uden. Diefer ift 1595 zu Antwerpen geboren. Ein Meifter, bei dem er
gelernt, wird nicht genannt. Aber die Kunft war, wenn fein Vater auch ein
mehr handwerksmäfsiger Maler war, erblich in feiner Familie. Es ift möglich,
dafs er auf Grundlage der Anleitung, die fein Vater ihm immerhin geben
konnte, fich durch Selbhftudium weiterbildete. Meifter der Lucasgilde wurde
er erft 1627; und erft von diefem Zeitpunkt an auch fcheint Rubens ihn in
feinen Dienft genommen zu haben.
Sein Stil. Die Landfchaften Lucas van Udens find fchlicht und natürlich heimifchen
Gegenden entlehnt, befonders den Grenzgebieten Brabants und Flanderns, des
Flügellandes und der weiten grünen Ebene. Aeufserft einfach und wahr, ohne
jede ftiliftifche Zuthat, fafst er diefe Gegenden auf; gefchickt und nüchtern,
gleich weit entfernt von oberflächlicher Breite wie von ängftlicher Detaillirung,
im Ganzen aber, feinem meift kleinen Format entfprechend, doch mit liebevoll
forgfältiger Durchbildung giebt er fie wieder. Seine Behandlung des Baum-
laubs ift merkwürdig wenig conventionell; er malt es, wie es die meiften
Menfchen fehen; nur die für ihn fehr charakteriftifchen gelbbraun getupften
Stellen an der Lichtfeite feiner grünen Bäume wiederholen fleh etwas zu regel-
mäfsig auf feinen Bildern, um für ganz naiv gelten zu können. Seiner fchlichten
Wahrheitsliebe entfprechend, gab er feine nordifche Natur anfangs auch in
echt nordifchem Lichte wieder. Später, unter Rubens’ Einflufs, wurde er jedoch
wärmer und farbiger. Regenwolken und Regenbogen verleihen nun auch feinen
winteriand- Bildern manchmal ein lebendigeres Anfehen. Selten find Winterlandfchaften
MufeuiiT feiner Hand; doch befitzt z. B. das Mufeum Plantin in Antwerpen ein bezeichnetes
piantin. allerliebftes Stückchen der Art. Da er feine Bilder übrigens in der Regel mit
Seme Bilder feinem Namen oder feinen Anfangsbuchftaben bezeichnete und in den gröfseren
und kleineren Sammlungen Europas zahlreiche Bilder feiner Hand erhalten
find, fo ift es leicht, ihn kennen zu lernen und genügt an diefer Stelle ein
in Dresden, kurzer Ueberblick über die Orte, wo fie zu finden find Die Dresdener Galerie
befitzt nicht weniger als neun Bilder feiner Hand, von denen vier bezeichnet
m Sbw|ters’ ; die Eremitage zu St. Petersburg drei, von denen zwei bezeichnet find,
in München, Bezeichnet find ferner z. B. die beiden Bilder Lucas van Udens in der Münchener
furtFaaMl Pinakothek, eins feiner beiden Bilder im Städelfchen Inftitut zu Frankfurt a. M.
in Brüffei, fowie einzelne Bilder feiner Hand in den öffentlichen Sammlungen zu Brüffel
in anderen Augsburg, Schleifsheim, in der Galerie Liechtenftein zu Wien, in der Galerie
zu Pommersfelden, in der Sammlung des Marquis of Bute in London (1879)
Ten?eerSmge- und im Palazzo Corfini zu Rom. Dafs die berühmten Sittenmaler David Teniers
mwerkeen d£r ältere und befonders der jüngere mit ihm arbeiteten, zeigen z. B. feine
hügelige Landfchaft mit dem Regenbogen im Berliner Mufeum, das fchon er-
wähnte Brüffeler Bild, welches die Abfahrt von Bauern zum Gemüfemarkt dar-
ftellt, von den Dresdener Bildern aber die grofse Landfchaft mit dem Brautzug
und die kleine Landfchaft mit dem heiligen Eremiten Paulus und dem heiligen
1) Bez. links unten L. V. V., vom »Catalogue« (1882) überleben.