D. Die übrigen belgifchen Grofsmaler des 17. Jahrhunderts.
Gruppirung Unter »Grofsmalern« vergehen wir in diefem Kapitel die Meifter, welche
der übrigen
belgifchen ausfchliefslich oder doch in der Regel Darftellungen mit grofsen, zumeift fogar
Maler des
17. jahr- lebensgrofsen Gehalten gemalt haben; ihnen flehen wir in dem folgenden Kapitel
die Maler gegenüber, deren Gemälde ausfchliefslich oder in der Regel kleine
Figuren vor ausgedehnterem landfchaftlichen oder baulichen Hintergründe
darftellen. Die erfteren find hauptfächlich die Maler grofser kirchlicher oder
weltlicher Gefchichten und die Bildnifsmaler; die letzteren find hauptfächlich
die Schlachten-, Sitten- und Gefellfchaftsmaler. Gerade weil die Stoffgebiete
der belgifchen Figurenmaler des 17. Jahrhunderts keineswegs fcharf begrenzt
find, wie z. B. manche der grofsen Hiftorienmaler zugleich Sittenbilder in lebens-
grofsen Gehalten gemalt, manche der Sittenmaler in ihrem kleineren Mafshabe
zugleich Hiftorien oder Bildniffe dargehellt haben, würde die Eintheilung in
Hiftorienmaler und Sittenmaler noch weniger durchgreifend fein, als die Ein-
theilung in Maler grofser und Maler kleiner Figuren, welche in der That inner-
licher begründet ih, als es beim erhen Anblick fcheint; denn die Künftler, welche
gewohnt find, mit grofsen Figuren zu arbeiten, haben das Hauptgewicht ihrer
Compofition auf die Beziehung der Figuren zu einander zu legen, während die
Meiller, welche kleinere Figuren vor ausgedehnterem Hintergründe malen, diefen
letzteren für ihre Anordnung von vornherein mit berückfichtigen müffen, fo dafs
ihre Bilder, auch noch foviel vergröfsert, immer ein grundfätzlich anderes Aus-
fehen haben, als diejenigen jener erfteren, deren Gemälde, auch noch fo fehr
verkleinert, hets ihre von Haus aus verfchiedene Auffaffung behalten.1)
Der Einfluss Die belgifchen Grofsmaler des 17. Jahrhunderts flanden alle mehr oder
des Rubens. wenjger unjer eign'! Zauberbanne der Rubens’fchen Kunft. Wenn wir im vorigen
Kapitel diejenigen von ihnen vorweg zufammengefafst haben, welche am
mächtigflen von dem grofsen Antwerpener Meifter beeinflufst wurden, weil fie
in unmittelbarfler Beziehung zu ihm flanden, fo folgt daraus doch nichts weniger,
als dafs die übrigen ganz aufserhalb des Bereiches seiner Einwirkung geftanden
hätten. Allerdings laffen fich manche dem Rubens verwandte Züge bei ihnen
aus der Gemeinfamkeit des Bodens, dem fie entfproffen, erklären, und aller-
dings werden wir fehen, dafs diefe Züge keineswegs bei allen von ihnen in
gleicher Stärke hervortreten, ja fich bei einigen auf ein recht geringes Mafs
befchränken; aber ganz frei von Rubens’fchen Anklängen blieb kaum ein einziger
von ihnen, und fast alle fahen fie zu Rubens auch als zu dem älteren Schul-
haupt empor. Aelter als diefer war nur ein einziger von ihnen, und diefen
haben wir natürlich zuerft zu befpreehen.
janffels. Abraham Jan [Jens van Nuyffen war 1 5 7 5 2) zu Antwerpen geboren; in
Sein Leben, feinem zehnten Lebensjahre trat er als Lehrling in die Werkflatt Jan Snellinck’s
(oben S. 77) ein; 1601 wurde er Freimeifter der Lucas-Gilde; 1632 ftarb er.
1) Uebrigens verwahrt der Verfaffer fich dagegen, als halte er diefe Eintheilung für alle Schulen
und Zeiten für die zweckmäfsigfte. Er hielt fie zunächft nur in dem vorliegenden Zufammenhange für
angebracht.
2) Nicht 1567. Vgl. F. J. v. d. Br.anden a. a. O. pag. 47S.
Gruppirung Unter »Grofsmalern« vergehen wir in diefem Kapitel die Meifter, welche
der übrigen
belgifchen ausfchliefslich oder doch in der Regel Darftellungen mit grofsen, zumeift fogar
Maler des
17. jahr- lebensgrofsen Gehalten gemalt haben; ihnen flehen wir in dem folgenden Kapitel
die Maler gegenüber, deren Gemälde ausfchliefslich oder in der Regel kleine
Figuren vor ausgedehnterem landfchaftlichen oder baulichen Hintergründe
darftellen. Die erfteren find hauptfächlich die Maler grofser kirchlicher oder
weltlicher Gefchichten und die Bildnifsmaler; die letzteren find hauptfächlich
die Schlachten-, Sitten- und Gefellfchaftsmaler. Gerade weil die Stoffgebiete
der belgifchen Figurenmaler des 17. Jahrhunderts keineswegs fcharf begrenzt
find, wie z. B. manche der grofsen Hiftorienmaler zugleich Sittenbilder in lebens-
grofsen Gehalten gemalt, manche der Sittenmaler in ihrem kleineren Mafshabe
zugleich Hiftorien oder Bildniffe dargehellt haben, würde die Eintheilung in
Hiftorienmaler und Sittenmaler noch weniger durchgreifend fein, als die Ein-
theilung in Maler grofser und Maler kleiner Figuren, welche in der That inner-
licher begründet ih, als es beim erhen Anblick fcheint; denn die Künftler, welche
gewohnt find, mit grofsen Figuren zu arbeiten, haben das Hauptgewicht ihrer
Compofition auf die Beziehung der Figuren zu einander zu legen, während die
Meiller, welche kleinere Figuren vor ausgedehnterem Hintergründe malen, diefen
letzteren für ihre Anordnung von vornherein mit berückfichtigen müffen, fo dafs
ihre Bilder, auch noch foviel vergröfsert, immer ein grundfätzlich anderes Aus-
fehen haben, als diejenigen jener erfteren, deren Gemälde, auch noch fo fehr
verkleinert, hets ihre von Haus aus verfchiedene Auffaffung behalten.1)
Der Einfluss Die belgifchen Grofsmaler des 17. Jahrhunderts flanden alle mehr oder
des Rubens. wenjger unjer eign'! Zauberbanne der Rubens’fchen Kunft. Wenn wir im vorigen
Kapitel diejenigen von ihnen vorweg zufammengefafst haben, welche am
mächtigflen von dem grofsen Antwerpener Meifter beeinflufst wurden, weil fie
in unmittelbarfler Beziehung zu ihm flanden, fo folgt daraus doch nichts weniger,
als dafs die übrigen ganz aufserhalb des Bereiches seiner Einwirkung geftanden
hätten. Allerdings laffen fich manche dem Rubens verwandte Züge bei ihnen
aus der Gemeinfamkeit des Bodens, dem fie entfproffen, erklären, und aller-
dings werden wir fehen, dafs diefe Züge keineswegs bei allen von ihnen in
gleicher Stärke hervortreten, ja fich bei einigen auf ein recht geringes Mafs
befchränken; aber ganz frei von Rubens’fchen Anklängen blieb kaum ein einziger
von ihnen, und fast alle fahen fie zu Rubens auch als zu dem älteren Schul-
haupt empor. Aelter als diefer war nur ein einziger von ihnen, und diefen
haben wir natürlich zuerft zu befpreehen.
janffels. Abraham Jan [Jens van Nuyffen war 1 5 7 5 2) zu Antwerpen geboren; in
Sein Leben, feinem zehnten Lebensjahre trat er als Lehrling in die Werkflatt Jan Snellinck’s
(oben S. 77) ein; 1601 wurde er Freimeifter der Lucas-Gilde; 1632 ftarb er.
1) Uebrigens verwahrt der Verfaffer fich dagegen, als halte er diefe Eintheilung für alle Schulen
und Zeiten für die zweckmäfsigfte. Er hielt fie zunächft nur in dem vorliegenden Zufammenhange für
angebracht.
2) Nicht 1567. Vgl. F. J. v. d. Br.anden a. a. O. pag. 47S.