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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0484
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Sechstes Buch. II. Abtheilung. Erfter Abfchnitt,

Theod. Theodor Rombouts wurde 1597 zu Antwerpen geboren, kam zuerft zu
Rombouts. . x o
einem unbedeutenden Stubenmaler, dann aber, wie glaubwürdig benchtet wird,
zu Abr. Janffens in die Lehre, ging 1616 nach Rom, wo er fich Zegers parallel
Sein Leben, entwickelte, wurde nach feiner Heimkehr 1625 Freimeifter der Antwerpener
Gilde und arbeitete nun in feiner Vaterftadt, bis der Tod ihn 1637 abberief.
Rombouts hat von allen Antwerpener Meiftern am wenigften von Rubens
Sem Stil, angenommen, am meiften von der Schule Caravaggio’s behalten. In feiner
kräftig plaftifchen Modellirung mit oft nur allzu dunklen Schatten und feinen
tiefen, fatten, metallifch glänzenden Farben erinnert er oft an Caravaggio felbft,
Seine Bilder öfter noch an den Franzofen Valentin (oben S. 310), mit dem er manchmal
Antwerpen verwechfelt wird. Die »Spieler« des Antwerpener Mufeums z. B., welche hier
dem letzteren zugefchrieben werden, find unzweifelhaft ein Werk des Rombouts.1)
in Madrid, Aehnliche Sittenbilder desMeiflers mit lebensgrofsenFiguren find »der Zahnarzt«2)
und »die Kartenfpieler« im Madrider Mufeum (Fig. 540), fowie »eine Kartenpartie«
lnStbi^ters_ in der Eremitage zu St. Petersburg; und diefen Bildern fchliefst, ebenfalls
in Gent, fittenbildlich aufgefafst, die Darftellung der fünf Sinne im Genter Museum fich
an, welches auch in dem »Schöffengericht von Gedule«, einer koloffalen sinn-
bildlichen Darftellung, die früher einen Gerichtsfaal des Genter Stadthaufes
fchmückte, eins feiner Hauptwerke befitzt. Von feinen Kirchenbildern ift
zunächft die grofse Kreuzesabnahme in der Kathedrale zu Gent charakteriftifch
für ihn. Sodann zeigen aber einige Bilder feiner letzten Lebensjahre, dafs er
gerade im Begriffe war, die harte Modellirung und die fchwarze Schatten-
Bilder gebung zu Gunften einer weicheren, helleren, leuchtenderen Malweife aufzugeben3),
feinzeerit Sinat’ als ein früher Tod ihn ereilte. Hierher gehören die »Vermählung der heiligen
Antwerpen, ■prat^arjna<< von j jn der Jacobskirche zu Antwerpen, »Chriftus als Pilger
beim heiligen Auguftin« von 1636 im Antwerpener Mufeum, ein mit des Künftlers
in Karlsruhe, Namen bezeichneter heiliger Sebaftian in der Karlsruher Kunfthalle, und vor
allen Dingen die grofsartige »Vermählung der heiligen Katharina« von 1636 in
in Ypern, der Martinskirche zu Ypern.
1 Kaspar Wie Abr. Janffens behauptete auch Jasper {Kaspar) de Cray er eine einiger-
’ mafsen felbftändige Stellung neben Rubens. Im Jahre 1582 zu Antwerpen
geboren, wird er feinen erften Unterricht in feiner Vaterftadt empfangen haben.
Sein Leben. Sicher aber vollendete er feine Ausbildung unter Raphael van Coxcyen (Coxie),
dem 1540 geborenen, 1616 geftorbenen Sohn und Schüler Michael van Coxcyens
(oben S. 69) in Brüffel. Diefe Stadt blieb für länger denn ein halbes Jahr-
hundert der Wohnfitz Jasper de Crayers und der Hauptfchauplatz feiner Phätig-
keit. Hier wurde er 1607 Freimeifter der Gilde, hier wird er 1626—-27 unter
den Rathsherren des Magiftrats genannt, hier war er von 1635 bis 1641 Hof-
maler des Cardinal-Infanten Ferdinand, von 1641 bis 1664 »Maler des Königs«.
Dann erft verlegte er feinen Wohnfitz nach Gent, wo er zu Anfang des Jahres
1669 ftarb. Obgleich de Grayer von der italifirenden Schule der Coxcyen
Sein Stil, ausgegangen war und fich in Brüffel dem unmittelbaren Einflufs des Rubens

1) So auch Scheibler und auch Roofes, Gefchiedenis p. 53 *•
2) Originalwiederholungen in den Galerien von Prag und Münfter [Scheiblei\
3) Vgl. Scheiblers Bemerkungen im Repertorium f. K. W. VI, S. 195.
 
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