Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0500
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
488

Sechstes Buch. II. Abteilung. Erfter Abfchnitt.

Gemälde ^s würde uns viel zu welt führen, bei feinen Werken im Einzelnen zu
verweilen. Von den zahlreichen decorativen Wand- und Deckengemälden, die
er in Holland ausgeführt, hat fich kaum etwas erhalten. Die Kathedrale
in Lüttich, von Lüttich befitzt noch eine Himmelfahrt Marias von feiner Hand. Im
Mufeum diefer Stadt ift er mit einer »Verläumdung des Apelles« und einem
in Brüffei, »Orpheus in der Unterwelt«, im Brüffeler Mufeum mit einem »Tod des Pyrrhus«
vertreten. Aufserhalb Belgiens fehlt er in kaum einer gröfseren Galerie, und
da die meiften und bellen feiner Bilder mit feiner Namenszeichnung verfehen
find, fo geben nur wenige der ihm zugefchriebenen Werke zu Zweifeln Anlafs.
in Die öffentlichen Sammlungen von Dresden, Berlin, München, St. Petersburg,
München.st. Stockholm, Kopenhagen befitzen je zwei Bilder feiner Hand. In den verfchiedenen
Petersburg, . i o j
Stockholm, Wiener Sammlungen ift er etwas zahlreicher vertreten. Unter feinen vier
Kopen- ° .
hagen; Bildern der Caffeler Galerie befindet fich ein fchönes lebensgrofses männliches
in Wien :
in Caiiei, Bildnifs von 1682. Unter den vier Gemälden, die im Louvre zu Paris feinen
’ Namen tragen, ift das Abendmahl als ausnahmsweife religiöfer Gegenftand
in Schwerin, bemerkenswerth. Unter feinen fünf Bildern im Schweriner Mufeum ift die
berühmte Darftellung »Seleukos und Antiochos« hervorzuheben. Von feinen
Amfterdam, fechs Bildern im Amfterdamer Mufeum ift neben einigen mythologifchen und
allegorifchen Darftellungen eine Wiederholung des genannten Schweriner Bildes
Oldenburg befonders bemerkenswerth. Andere Wiederholungen befinden fich in Oldenburg
inKarisruhe, und (gröfser) in Karlsruhe. Von feinen acht Bildern im Braunfchweiger Mufeum
Tchweig^ aber ift »Achill unter den Töchtern des Lykomedes« das bedeutendfte. Diefe
Angaben müffen genügen, um uns das Stoffgebiet und die Fruchtbarkeit
Lah-effe als des Meifters zu vergegenwärtigen. Auch als Radirer erfreute Laireffe fich
Radirer. ö
bedeutenden Anfehens. Er hinterliefs eine grofse Anzahl von Blättern.
Dafs übrigens die »akademifche« und »franzöfirende« Richtung der Douffet,
Flemalle und Laireffe in drei Generationen von Lüttich, der franzöfifch redenden
wallonifchen Haupftadt Belgiens, ausging, ift felbftverftändlich kein Zufall,
fondern ergiebt fich mit natürlicher Nothwendigkeit aus der Nationalität diefer
Künftler. Dafs die Meifter diefer Richtung Wallonen waren und dafs ihre
Richtung in der gefammten belgifchen Kunft nur einen fo aufserordentlich
kleinen Raum einnimmt, betätigt aber aufs Deutlichfte, was oben in der
Einleitung (S. 383—384) über den germanifchen Charakter der belgifchen Kunft
im Ganzen gefagt worden ift.

E. Die Maler kleiner Figuren. Insbefondere die Schlachten-,
Gefe 11 fchafts- und Sittenmaler.
Uebergangs- Die Meifter, deren Compofitionen in der Regel aus kleineren Figuien
gen. beftehen, welche zu dem felbftändig mitwirkenden baulichen oder landlchaft-
lichen Hintergründe in eine mehr oder weniger organifche künftlerifche Beziehung
gefetzt werden, find vor allen Dingen die Schlachten-, die Gefell!chafts- und
die Sittenmaler. Doch giebt es auch einige belgifche Hiftorienmaler, welche
diefer Richtung angehören. Dafs fchon die an den Schlufs des vorigen Kapitels
p'eftellten wallonifchen Meifter Berth. Flemalle und Ger. Laireffe mit den meiften
 
Annotationen