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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0506
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494

Sechstes Buch. II. Abtheilung. Erfter Abfchnitt.

Charakter
feinerBilder.

Seine
Bilder in

Van der
Lamen.

markte u. dgl. malte. Erhalten haben fleh von feiner Hand und mit feiner
Namenszeichnung z. B. ein »Reitergefeeht« in der Galerie Liechtenftein zu
Wien, »ein Pferde- und Viehmarkt« im Schweriner, »die Furt« (von 1677) im
Liller Mufeum.
Wenn übrigens fchon die Betrachtung diefes Meifters betätigt, dafs das
Stoffgebiet der Maler kleiner Figuren noch weniger eng begrenzt war, als
dasjenige der Grofsmaler, fo werden wir uns auch nicht wundern, fpäter unter den
Werken der Sittenmaler nochmals gelegentlich Gefechtsbildern und Lagerfcenen
Dflhtft?U" zu begegnen. An diefer Stelle muffen wir uns jedoch zunächft nach einer Gruppe
maier. von Meiftern umfehen, welche, da fie Scenen oder Bildnifsgruppen aus dem
Leben der höheren Stände darzuftellen pflegen, wohl unter dem Namen der
»Gefellfchaftsmaier«1) zufammengefafst werden.
Der ältefte diefer Reihe ift Chr. Jac. van der Lamen, auch Lanen genannt,
geboren um 1615, wahrfcheinlich zuBrüffel2), Meifter der Gilde zu Antwerpen 1636,
geftorben dafelbft 1651. Bei feinen Bildern, welche in Sammet und Seide gekleidete
Herren und Damen in heiterer Vereinigung, bei Spielen und anderen gefelligen
Unterhaltungen, theils im Freien, theils in fchmucken Binnenräumen, darftellen,
haben fchon Rubens’ Darftellungen von der Art des »Liebesgartens« und des
»Schlofsparkes« Gevatter geftanden; fle gehören fchon zu den Vorläufern der
galanten Gefellfchaftsftücke Watteau’s. In öffentlichen Sammlungen find feine
kräftig, anfangs faft derb und bunt ausgeführten, fpäter bei aller Frifche feiner
Madrid, und heller werdenden Bilder fehr feiten; doch befltzt das Madrider Mufeum die
Lilie, Darftellung tafelnder und muficirender Krieger mit ihren Mädchen, das Liller
Hannover, Mufeum eine »galante Spielgefellfchaft«, die öffentliche Sammlung zu Hannover
Gotha, eine »Kartenpartie«, das Mufeum zu Gotha eine »Tanzgefellfchaft«, das
Dünkirchen, Mufeum zu Dünkirchen »Bretfpieler« von feiner Hand. Von den grofsen
in Wien, zugänglichen Privatfammlungen befltzt die Galerie Liechtenftein zu Wien feine
Darftellung eines Herrn und einer Dame beim Kartenfpiele, befltzt die Galerie
in Lucca, Manfi zu Lucca, in der man ihn am beften kennen lernen kann, nicht weniger
als acht charakteriftifche Bilder feiner Hand, von denen eins bezeichnet ift, zwei
in Florenz, von 1641 datirt find. Auch im Pal. Torregiani zu Florenz befindet fleh eine
in Rom. »Unterhaltung im Freien« von van der Lamen; und im Pal. Corflni zu Rom
werden zwei feiner Bilder dem Rubens zugefchrieben.3)
SeijerSoomler Sein Schüler war Jeroom Janffens, geboren zu Antwerpen 1624, geftorben
janffens. öafelbft 1693. Man nannte ihn »den danfer« , »den Tänzer«, weil Tanz-
DeffenBiider gefellfchaften darzuftellen feine Specialität war. Ein Bild diefer Art, mit feinem
in Lille, Namen und der Jahreszahl 1658, befltzt z. B. das Liller Mufeum: es ftellt ein
Tanzfeft im Garten dar, anmuthig in Formen und Bewegungen, kühl und zart,
wenn auch etwas bunt in der Farbe. Eine »Tanzgefellfchaft« und ein »Gefell-
fchaftsfpiel« feiner Hand, letzteres von 1681 datirt, finden fleh, beide bezeichnet,
’fchw^gT im Braunfchweiger Mufeum. Auch die Sammlungen zu Speier und Dünkirchen,
DünFiorenz,’ fowle einige Privatfammlungen (Pal. Torregiani, Florenz) befitzen Bilder »des

1) A. J. Wauters, La peinture flamande: »Les. peintres de conversation et de societes»;
p. 295—305.
2) Roofes, Gefchiedenis p. 585.
3) Hierüber und überhaupt über ihn W. Bode, Studien S. 172, Anm. 1.
 
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