Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0524
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
512

Sechstes Buch. II. Abtheilung. Erfter Abfchnitt.

Die
Bilder der
letzten Zeit
Brouwers

in St. Peters-
burg,
m Ant- dje »kartenfpielenden Bauern'
werpen, ±
in Brüffei, mit elf Theilnehmern«
in Aachen, im Suermondt - Mufeum zu Aachen zu nennen.
in England.

des Helldunkels fangt allmählich immer mehr örtliche Farben auf, fo dafs
diefe fich ihm nach und nach immer mehr unterordnen.
Von den Bildern der Münchener Pinakothek gehören etwa ein Dutzend
in München, hierher: fo die drei Bilder, welche wahrfcheinlich zu einer Folge der »fünf
Sinne« gehörten und das Gefühl durch eine Verbandsanlage im Zimmer eines
Wundarztes, das Gehör durch eine fingende Bauerngefellfchaft mit einem
luftigen Geiger, den Gefchmack durch ein Rauch - Collegium veranfchaulichen;
fo die geiftvolle, fkizzenhaft flüchtige Darftellung der fünf raufenden Bauern,
die »Schlägerei zwifchen zwei Bauern«, die beiden Darftellungen der karten-
fpielenden Bauern, die fchon hellgrau getönte »Schlägerei am Faffe« und »die
Weinftube« mit dem jungen Zecher, der den Glashumpen voll Rothweins in
in Dresden, beiden Händen jubelnd erhebt. Von den Dresdener Bildern des Meifters gehören
»der ertappte Falfchfpieler« (Fig. 548) und die »Schlägerei beim Spiel«, fowie
die beiden, ganz leicht und fkizzenhaft behandelten, karikirten Köpfe eines
fchreienden Bauern und eines Bauern, der den Finger an den Mund legt, diefer
Epoche an. Den beiden zuletzt genannten Bildchen find zwei ähnliche Bildchen
in Wien, der Galerie Liechtenflein in Wien nahe verwandt. Ferner find an diefer Stelle
im Louvre, die »Rauchkneipe« im Louvre zu Paris, der »Federfchneider» und »das Früh-
ftück« in der Salle Lacaze derfelben Sammlung, der »Flötenfpieler«, die
»Bauernkneipe« und die »Bauernfchlägerei« in der Eremitage zu St. Petersburg,
im Mufeum zu Antwerpen, die »Kneipfcene«
in der Galerie Arenberg zu Brüffei, die »Baderftube«
Von des Meifters Werken in
den grofsen englifchen Sammlungen, in denen fie übrigens nicht fo häufig find,
wie man erwarten follte, feien nur die »Weinprobe« zu Chatsworth, der
»Mefferkampf« zu Caftle Howard, der »Schläfer« bei Sir Richard Wallace und
die »bäuerliche Katzenmufik« in der Bridgewater Gallery hervorgehoben.
In den Bildern der wenigen letzten Lebensjahre des Meifters ordnen die
örtlichen Farben fich mehr und mehr dem immer kühler, immer grauer
werdenden Gefammtton unter; zugleich wird die Pinfeiführung bei erftaunlicher
Kraft und Sicherheit immer leichter und breiter, fo dafs fie fich, befonders in
den gröfseren Köpfen, die aus diefer Zeit vorkommen, gerade jetzt erft der-
in München, jenigen des Frans Hals nähert. Von den Bildern der Münchener Pinakothek
gehören die »fingenden Bauern am Faffe«, die »Soldaten beim Spiel«, »der
eingefchlafene Wirth« und »die Trinkftube« mit der Frau, die ein Branntwein-
gläschen in der Hand hält, diefem Zeiträume an. Ferner kommen hier die drei
'n Frankfurt, auSgezeichneten Bilder des Städel’fchen Inftituts zu Frankfurt a. M. in Betracht:
»die Operation am Fufse«, »die Operation am Rücken« (Fig. 549) un<^ der
beinahe lebensgrofse Kopf des »Bauern, der Arznei eingenommen hat«, wohl
auch eine Veranfchaulichung des »Gefchmacks«. Als »Geruch« würde dann
im Louvre, der bekannte grofse Kopf des »Rauchers« der Sammlung Lacaze des Louvre •)

1) Dafs der »Raucher« der Sammlung Lacaze von Brouwer herrühre, ift unteres Willens nur
von Bode (a. a. O. S. 57) in Zweifel gezogen worden. Auf feinen Haarlemer Urfprung könnte der
Umftand deuten, dafs er auf einem Bilde von Frans Hals d. J. in der Dresdener Galerie neben der
»Hillebobbe« des älteren Fr. Hals wiederkehrt; aber Brouwer war ja auch in Haarlem. Nur die Zeit-
beftimmung macht Schwierigkeiten.
 
Annotationen