518 Sechstes Buch. II, Abtheilung. Erfter Abfchnitt.
1648, wie »der Chemiker in feinem Laboratorium« (von 1648) im Brüffeler Mufeum,
wie das »Bohnenkönigsfeft« (ebenfalls von 1648) in der Münchener Pinakothek,
1649, wie die beiden vorzüglichen Gemälde von 1648 und 1649 4n der Kaiferlichen
Galerie zu Wien, von denen das eine die Plünderung eines Dorfes durch
Soldaten, das andere eine Dorfkirmefs mit dem Befuche eines vornehmen,
1650, von der Jagd kommenden Reiters darftellt. Dem Jahre 1650 gehören vor
allen Dingen die drei Familienconcerte Ryckaerts in der Galerie Liechten-
stein und in der Galerie Czernin zu Wien, fowie in der Kopenhagener Galerie,
aber auch die Bauerngefellfchaft der Galerie Czernin an. Welche Wandlung
i656> im Jahre 1656 in Ryckaerts Bildern bereits eingetreten war, zeigt die
kühl mit hellen Farben aus grauem Tone hervorgearbeitete »Plünderung
eines Hanfes« von diefem Jahre in der Galerie Harrach zu Wien. Ihr fchliefst
1657, die »Feftdagsgilde hos en Bonde« (Bauernmahlzeit) von 1657 in der Kopen-
hagener Galerie, die noch eine »Sonntagsbeluftigung« des Meifters mit undeut-
licher Jahreszahl befitzt, fich an; und endlich folgt das breite, graue Stilleben
i659- mit der Katze, die am Talglicht leckt (von 1659), in der Dresdener Galerie.1 2)
Teniers, Brouwer und Ryckaert bilden mit den' von ihnen abhängigen
Malern die Hauptmeifler der belgifchen Sittenmalerei mit kleinen Figuren im
Siebzehnten Jahrhundert. Doch haben wir noch einige Meifler zu nennen,
die aufserhalb der von diefen Künfllern vertretenen Richtung ihre eigenen
Wege gehen.
Zunächfl kommt hier ein Meifler in Betracht, welcher unmittelbar von
Rubens, in einigen Beziehungen auch von Jacob Jordaens beeinflufst wurde.
v.-iThX ^ie^er hiefs Willem (Guillam) van Herp, war 1614 zu Antwerpen geboren und
ftarb dafelbft 1677. Seine wichtigflen beglaubigten Bilder find »die Bauern-
familie mit dem Satyr« im Berliner Mufeum und »der Ueberfall eines Bauern-
haufes durch Soldaten« (von 1664) in der Galerie Harrach zu Wien. Ihnen
fchliefst »die Bauernfamilie« in der Galerie Arenberg zu Brüffel fich an. Als
Beifpiele feiner biblifchen Bilder mit kleinen Figuren aber feien die Dar-
stellungen des Heilands bei Martha und Maria im Schweriner Mufeum -) und
der drei Engel bei Abraham in der Darmflädter Galerie3) hervorgehoben.
Eine befondere Gruppe bilden fodann die mehr oder weniger durch die
beemflufsten ifalienifche Kunft beeinflufsten Sittenmaler.
bittenmaler.
An der Spitze diefer Gruppe niederländifcher Künfller fleht eigentlich
p. vä" Laers. Pieter van Laer, den die Italiener feines Buckels wegen »il Bamboccio« nannten.
Nach ihm wurden die Darftellungen aus dem Volksleben in Italien »Bam-
bocciate« getauft. Er fpielte eine bedeutende Rolle im römifchen Kunllleben
und beeinflufste einerfeits ifalienifche Meifler, wie Michelangelo Cerquozzi (oben
S. 233)4), andererseits niederländifche Meifler, wie Jan Miel. Pieter van Laer
1) Hübner las die Bezeichnung' ganz unbegründeter Weife 1699; daher fchreibt v. d. Branden
(a. a. O. p. 607) diefes Bild nicht minder unbegründeter Weife dem 1649 geborenen Sohne unteres
Meifters, David Ryckaert IV., zu,
2) Vgl. über den Meifter überhaupt F. Schlie im grofsen Schweriner Verzeichnifs S. 252—254t
3) N. 3 t 4. Vgl. W. Bode im Repertorium III, S. 316.
4) Dafs P. v. Laer jünger, als Cerquozzi gewefen, wie dort, nach Mafsgabe der gewöhnlichen
Angabe, dafs er 1613 geboren, gefagt worden, hat fich als unrichtig herausgeftellt. Vgl. H. Riegel,
1648, wie »der Chemiker in feinem Laboratorium« (von 1648) im Brüffeler Mufeum,
wie das »Bohnenkönigsfeft« (ebenfalls von 1648) in der Münchener Pinakothek,
1649, wie die beiden vorzüglichen Gemälde von 1648 und 1649 4n der Kaiferlichen
Galerie zu Wien, von denen das eine die Plünderung eines Dorfes durch
Soldaten, das andere eine Dorfkirmefs mit dem Befuche eines vornehmen,
1650, von der Jagd kommenden Reiters darftellt. Dem Jahre 1650 gehören vor
allen Dingen die drei Familienconcerte Ryckaerts in der Galerie Liechten-
stein und in der Galerie Czernin zu Wien, fowie in der Kopenhagener Galerie,
aber auch die Bauerngefellfchaft der Galerie Czernin an. Welche Wandlung
i656> im Jahre 1656 in Ryckaerts Bildern bereits eingetreten war, zeigt die
kühl mit hellen Farben aus grauem Tone hervorgearbeitete »Plünderung
eines Hanfes« von diefem Jahre in der Galerie Harrach zu Wien. Ihr fchliefst
1657, die »Feftdagsgilde hos en Bonde« (Bauernmahlzeit) von 1657 in der Kopen-
hagener Galerie, die noch eine »Sonntagsbeluftigung« des Meifters mit undeut-
licher Jahreszahl befitzt, fich an; und endlich folgt das breite, graue Stilleben
i659- mit der Katze, die am Talglicht leckt (von 1659), in der Dresdener Galerie.1 2)
Teniers, Brouwer und Ryckaert bilden mit den' von ihnen abhängigen
Malern die Hauptmeifler der belgifchen Sittenmalerei mit kleinen Figuren im
Siebzehnten Jahrhundert. Doch haben wir noch einige Meifler zu nennen,
die aufserhalb der von diefen Künfllern vertretenen Richtung ihre eigenen
Wege gehen.
Zunächfl kommt hier ein Meifler in Betracht, welcher unmittelbar von
Rubens, in einigen Beziehungen auch von Jacob Jordaens beeinflufst wurde.
v.-iThX ^ie^er hiefs Willem (Guillam) van Herp, war 1614 zu Antwerpen geboren und
ftarb dafelbft 1677. Seine wichtigflen beglaubigten Bilder find »die Bauern-
familie mit dem Satyr« im Berliner Mufeum und »der Ueberfall eines Bauern-
haufes durch Soldaten« (von 1664) in der Galerie Harrach zu Wien. Ihnen
fchliefst »die Bauernfamilie« in der Galerie Arenberg zu Brüffel fich an. Als
Beifpiele feiner biblifchen Bilder mit kleinen Figuren aber feien die Dar-
stellungen des Heilands bei Martha und Maria im Schweriner Mufeum -) und
der drei Engel bei Abraham in der Darmflädter Galerie3) hervorgehoben.
Eine befondere Gruppe bilden fodann die mehr oder weniger durch die
beemflufsten ifalienifche Kunft beeinflufsten Sittenmaler.
bittenmaler.
An der Spitze diefer Gruppe niederländifcher Künfller fleht eigentlich
p. vä" Laers. Pieter van Laer, den die Italiener feines Buckels wegen »il Bamboccio« nannten.
Nach ihm wurden die Darftellungen aus dem Volksleben in Italien »Bam-
bocciate« getauft. Er fpielte eine bedeutende Rolle im römifchen Kunllleben
und beeinflufste einerfeits ifalienifche Meifler, wie Michelangelo Cerquozzi (oben
S. 233)4), andererseits niederländifche Meifler, wie Jan Miel. Pieter van Laer
1) Hübner las die Bezeichnung' ganz unbegründeter Weife 1699; daher fchreibt v. d. Branden
(a. a. O. p. 607) diefes Bild nicht minder unbegründeter Weife dem 1649 geborenen Sohne unteres
Meifters, David Ryckaert IV., zu,
2) Vgl. über den Meifter überhaupt F. Schlie im grofsen Schweriner Verzeichnifs S. 252—254t
3) N. 3 t 4. Vgl. W. Bode im Repertorium III, S. 316.
4) Dafs P. v. Laer jünger, als Cerquozzi gewefen, wie dort, nach Mafsgabe der gewöhnlichen
Angabe, dafs er 1613 geboren, gefagt worden, hat fich als unrichtig herausgeftellt. Vgl. H. Riegel,