Die vlämifche Malerei des 17. Jahrhunderts. E. Die Maler kleiner Figuren.
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dener Galerie (zwei frifche kleine Hirtenfcenen), im Schlöffe zu Schleifsheim in Dresden,
(zwei italienifche V olksfcenen) und in verfchiedenen italienifchen Samm-
lungen (z. B. Pal. Doria zu Rom, Uffizien zu Florenz) kann man ihn kennen
lernen. Uebrigens hat Jan Miel auch einige Blätter leicht und frifch radirt.1)
Auf etwas anderem Boden, als Miel, fleht Anton Goubou (Goebouw, Goubou).
Diefer war 1616 zu Antwerpen geboren, wurde hier 1636 Freimeifter der Gilde,
ging dann nach Italien, war aber fpäteflens feit 1652 wieder in feiner Vater-
ftadt anfäffig, wo er um 1698 ftarb.
In feiner voritalienifchen Zeit nahm er fich, wie feine »Lagerfcene« (von
1639) 4m Schlöffe zu Meiningen, eine »Soidatenunterhaltung im Zelte« in der
Prager Galerie und feine »kartenfpielenden jungen Landsknechte« im Schweriner
Mufeum beweifen2), die Gefellfchaftsmaler, wie v. d. Lamen, aber auch wie den
Holländer Duck, zum Vorbild. In Italien fchlofs er fich, wie feine Darftellung von
Landleuten vor Gebäuden in den Uffizien zu Florenz beweift, anfangs auch an
P. v. Laer, fpäter aber in manchen Beziehungen an Willem van Nieuland (oben
S. 390) an, den Schüler Brils, welcher es hauptfächlich auf die künftlerifche
Wiedergabe der römifchen Gebäude abgefehen hatte; doch (teilt er die Ruinen
und Gebäude in gröfserem Mafsftabe mit flüffigerem Pinfel dar und belebte fie
oder andere Hintergründe fo wirkfam mit Gehalten und Vorgängen aus dem
italienifchen Volksleben, dafs er im Ganzen als Sittenmaler erfcheint. Ift feine
in Florenz.
Anton
Goubou.
Bilder feiner
voritalieni-
fchen Zeit
inMeiningen,
in Prag,
in Schwerin.
Bilder feiner
italienifchen
Zeit
in Florenz,
Pinfeiführung auch etwas dünn und glatt, fein Ton etwas grau und einförmig,
fo bleibt er doch immer anmuthig und gefällig. Bezeichnete Bilder diefer Art
von feiner Hand fieht man im Antwerpener Mufeum (»Kunftftudien in Rom« . in
x v Antwerpen,
von 1662, »Piazza Navona« von 1680), im Braunfchweigifchen Mufeum in Braun-
' fchweig,
(»Römifche Ruinen«), in der Augsburger Galerie (»Volksfcenen in Rom«). in Augsburg,
Seltener find religiöfe Darftellungen feiner Hand, wie die »Anbetung der
Könige« von 1670 im Amalienftift zu Deffau.3) in Deffau.
Kräftiger in der Farbe und in feiner beften Zeit auch frifcher und aus-
drucksvoller in der Durchbildung der Thiere und Menfchen, mit denen er feine
römifchen Anfichten ausflattete, wenngleich ermüdend durch das ewige Einerlei
feiner Darftellungen, das ihn fpäter auch zu immer äusserlicherer Durchführung
verleitete, war Peter van Bioemen \Blommen), welcher in der römifch-nieder- ^'7“
ländifchen »Schildersbent« den Beinamen Standaard erhielt. Er war 1657 zu
Antwerpen geboren, lernte die Malerei feit 1667 bei dem oben (S. 493) be- Sein Leben,
fprochenen Simon Douw, wurde fchon 1674 Meifter der Antwerpener Gilde,
zog dann aber nach Italien. Längere Zeit war er in Rom anfäffig, wo er 1688
noch urkundlich erwähnt wird4). Dann kehrte er nach Antwerpen zurück, wo
er 1699 Decan der Gilde wurde und 1720 ftarb. Die Vorliebe für Pferde-
darftellungen jeder Art, Feldlagerfcenen, Reitergefechte, insbefondere aber Pferde-
märkte, Reitfchulen u. dgl. hatte er von feinem Lehrer geerbt; auch die vlä-
1) Vgl. über feine Radirungen Ed. Felis a. a. O., p. 331—333, und Bartfeh, Peintre Gravüre,
I, P- 337—345-
2) Hierüber Bode, Studien S. 172—173, Anm., und fchriftliche Mittheilungen von L. Scheibler.
3) Scheibler nennt noch eine »Verkündigung« und eine »Anbetung der Könige« in der Jakobs-
kirche zu Antwerpen.
4) A. Berlolotti a. a. O. p. 174.
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dener Galerie (zwei frifche kleine Hirtenfcenen), im Schlöffe zu Schleifsheim in Dresden,
(zwei italienifche V olksfcenen) und in verfchiedenen italienifchen Samm-
lungen (z. B. Pal. Doria zu Rom, Uffizien zu Florenz) kann man ihn kennen
lernen. Uebrigens hat Jan Miel auch einige Blätter leicht und frifch radirt.1)
Auf etwas anderem Boden, als Miel, fleht Anton Goubou (Goebouw, Goubou).
Diefer war 1616 zu Antwerpen geboren, wurde hier 1636 Freimeifter der Gilde,
ging dann nach Italien, war aber fpäteflens feit 1652 wieder in feiner Vater-
ftadt anfäffig, wo er um 1698 ftarb.
In feiner voritalienifchen Zeit nahm er fich, wie feine »Lagerfcene« (von
1639) 4m Schlöffe zu Meiningen, eine »Soidatenunterhaltung im Zelte« in der
Prager Galerie und feine »kartenfpielenden jungen Landsknechte« im Schweriner
Mufeum beweifen2), die Gefellfchaftsmaler, wie v. d. Lamen, aber auch wie den
Holländer Duck, zum Vorbild. In Italien fchlofs er fich, wie feine Darftellung von
Landleuten vor Gebäuden in den Uffizien zu Florenz beweift, anfangs auch an
P. v. Laer, fpäter aber in manchen Beziehungen an Willem van Nieuland (oben
S. 390) an, den Schüler Brils, welcher es hauptfächlich auf die künftlerifche
Wiedergabe der römifchen Gebäude abgefehen hatte; doch (teilt er die Ruinen
und Gebäude in gröfserem Mafsftabe mit flüffigerem Pinfel dar und belebte fie
oder andere Hintergründe fo wirkfam mit Gehalten und Vorgängen aus dem
italienifchen Volksleben, dafs er im Ganzen als Sittenmaler erfcheint. Ift feine
in Florenz.
Anton
Goubou.
Bilder feiner
voritalieni-
fchen Zeit
inMeiningen,
in Prag,
in Schwerin.
Bilder feiner
italienifchen
Zeit
in Florenz,
Pinfeiführung auch etwas dünn und glatt, fein Ton etwas grau und einförmig,
fo bleibt er doch immer anmuthig und gefällig. Bezeichnete Bilder diefer Art
von feiner Hand fieht man im Antwerpener Mufeum (»Kunftftudien in Rom« . in
x v Antwerpen,
von 1662, »Piazza Navona« von 1680), im Braunfchweigifchen Mufeum in Braun-
' fchweig,
(»Römifche Ruinen«), in der Augsburger Galerie (»Volksfcenen in Rom«). in Augsburg,
Seltener find religiöfe Darftellungen feiner Hand, wie die »Anbetung der
Könige« von 1670 im Amalienftift zu Deffau.3) in Deffau.
Kräftiger in der Farbe und in feiner beften Zeit auch frifcher und aus-
drucksvoller in der Durchbildung der Thiere und Menfchen, mit denen er feine
römifchen Anfichten ausflattete, wenngleich ermüdend durch das ewige Einerlei
feiner Darftellungen, das ihn fpäter auch zu immer äusserlicherer Durchführung
verleitete, war Peter van Bioemen \Blommen), welcher in der römifch-nieder- ^'7“
ländifchen »Schildersbent« den Beinamen Standaard erhielt. Er war 1657 zu
Antwerpen geboren, lernte die Malerei feit 1667 bei dem oben (S. 493) be- Sein Leben,
fprochenen Simon Douw, wurde fchon 1674 Meifter der Antwerpener Gilde,
zog dann aber nach Italien. Längere Zeit war er in Rom anfäffig, wo er 1688
noch urkundlich erwähnt wird4). Dann kehrte er nach Antwerpen zurück, wo
er 1699 Decan der Gilde wurde und 1720 ftarb. Die Vorliebe für Pferde-
darftellungen jeder Art, Feldlagerfcenen, Reitergefechte, insbefondere aber Pferde-
märkte, Reitfchulen u. dgl. hatte er von feinem Lehrer geerbt; auch die vlä-
1) Vgl. über feine Radirungen Ed. Felis a. a. O., p. 331—333, und Bartfeh, Peintre Gravüre,
I, P- 337—345-
2) Hierüber Bode, Studien S. 172—173, Anm., und fchriftliche Mittheilungen von L. Scheibler.
3) Scheibler nennt noch eine »Verkündigung« und eine »Anbetung der Könige« in der Jakobs-
kirche zu Antwerpen.
4) A. Berlolotti a. a. O. p. 174.