Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0544
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
532

Sechstes Buch. II. Abtheilung. Erfter Abfchnitt.

Sein Stil.

in nördlichen
Sammlungen.

P.Rysbrack.
Sein Leben.

J. F. van
Bioemen,
gen.
Orizzonte.
Sein Leben.

Seine Bilder ßg find
in der Villa
Borghefe
bei Rom,
in anderen
römifchen.

mehr zu finden find, wie Peter Spierinx (1635—1711), der z. B. im Madrider
Mufeum mit zwei Landfchaften vertreten ift, und wie Jan Frans Soolmaker
(Mitglied der Antwerpener Gilde 1654), deffen mehr an den Holländer N. Berchem
erinnernden Bildern man z. B. im Brüffeler und im Haager Mufeum begegnet,
können wir nur im Vorübergehen ftreifen.
Dagegen haben wir zunächft in Jan Frans van Bioemen (Blommen) gen.
Orizzonte, noch einen ganz italifirten, aber in feiner Art nicht unbedeutenden
■ Meifter etwas näher kennen zu lernen. Jan Frans van Bioemen war als jüngerer
Bruder Peter van Bioemens (oben S. 521) 1662 in Antwerpen geboren. Hier
war er Schüler des Anton Goubau (oben S. 521), ging aber bald nach Rom,
wo er fich, wie fein wegen feiner Beziehungen zu Paris fchon unter den Fran-
zofen befprochener älterer Landsmann Francois Millet (oben S. 335), ganz auf
die Nachahmung Gafp. Dughets (oben S. 330—334) verlegte; und in Rom
Sein Stil, foll er auch um 1648 geftorben fein. Während Millet den Stil Dughets ins
Weichere, Wärmere, Farbigere umwandelte, zog Jan Frans van Bioemen ihn
ins Kältere und Härtere, zeichnete fich aber durch eine grofse Klarheit der
Luftperfpective aus; und eben diefe Eigenfchaft foll ihm in Rom den Beinamen
Orizzonte erworben haben. Seine italienifchen Berglandfchaften mit fchönen
Bäumen im Vordergründe, Gebäuden, Felfen, Wafferfällen, Flüffen im Mittel-
gründe und befonders klaren blauen Bergfernen find alle nach dem gleichen
Dughet’fchen, manchmal jedoch mit einigen Erinnerungen an Claude - Lorrain
gewürzten Recept angefertigt und unterfcheiden fich individuell fo wenig
von einander, dafs wir uns mit ihrer allgemeinen Charakterifirung begnügen
müffen. Uebrigens zeigt fchon der Umftand, dafs manche von ihnen immer
noch Dughet felbft zugefchrieben werden, wie tüchtig und typifch in ihrer Art
Die meiften von ihnen haben fich in den römifchen Sammlungen
erhalten. In der Villa Borghefe befindet fich ein ganzer Orizzonte-Saal mit
ungefähr fünfzig Bildern feiner Hand, unter denen das Tivoli-Motiv eine be-
fonders bedeutende Rolle fpielt. Zahlreich find fie ferner im Palaft Doria; aber
auch in der Accademia di San Luca, fowie in den Palazzi Corfini, Colonna,
Spada und Rofpigliofi kann man fie vorzüglich kennen lernen. Von den nor-
difchen Sammlungen ift diejenige des Louvre zu Paris am reichften an Bildern
Orizzonte’s Doch ift er mit einzelnen charakteriftifchen Werken z. B. auch
in der Eremitage zu St. Petersburg und in der Dresdener Galerie vertreten.
Ein verwandter Meifter ift Peter Rysbrack. 1655 in Antwerpen geboren,
war er hier Schüler des Ph. Aug. Immenraet (oben S. 53T)i T^73 wurde er
Meifter der Antwerpener Gilde, zog dann aber nach London und Paris; in
letzterer Stadt foll er fich durch Millet haben beeinfluffen laffen; 1-687 er
fich wieder in Antwerpen nieder, nach 1719 aber fiedelte er nach Brüfiel über,
wo er 1729 ftarb. Auch feine Bilder find im Ganzen fo lehr im Charakter der-
jenigen Dughets gehalten, dafs fie manchmal für folche ausgegeben werden.
Doch find fie breiter, fahriger, decorativer im Vortrag, fchwerer und düfterer
in ihrer einheitlichen, kaltbräunlichen Farbenftimmung. Dafs er fich an der

vier grofsen, in der Anordnung fchwungvollen, in der Farbe trockenen Bildei
im Chor der Auguftinerkirche zu Antwerpen. Das Hauptbeifpiel feiner w eit-

Seine Werke.
landfchaften Ausfchmückung belgifcher Kirchen mit Landfchaften betheiligte, beweifen leine
in
Antwerpen
 
Annotationen