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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0545
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Die vläm. Malerei des 17. Jahrh. E. Die übrigen belg. Landfchafter u. Vertreter anderer Fächer, cjßß
liehen Landfchaften befitzt das Antwerpener Mufeum. Im Uebrigen find fie
feiten. Ein bezeichnetes Bild feiner Hand befindet fich im Schlöffe zu Afchaffen-
bürg; und nach Mafsgabe feiner Antwerpener Bilder ift es unzweifelhaft, dafs
Waagen *) Recht hatte, ihm eine fiattliche Berglandfchaft der Dresdener Galerie,
die hier bisher unter Dughets Werken verzeichnet ftand, zuzufchreiben. Die
fechs Radirungen feiner Hand1 2) charakterifiren ebenfalls feine etwas fchwer-
fällige, aber nicht energielofe Kunftweife.
In engfter Beziehung zu den Landfehaftern flehen die Seemaler. Die Seemaler,
meiden von ihnen find eben zugleich Landfchafter. Auf die Bedeutung
Ad. Willaerts’ für die frühfte Entwicklung nicht nur der belgifchen, fondern auch
der holländifchen Seemalerei ift fchon hingewiefen worden (oben S. 404—-405).
Aber wenn diefer Künftler auch geborener Antwerpener war, fo verlegte er
doch den Schwerpunkt feiner Thätigkeit nach Holland. Als erften eigentlichen
Antwerpener Seemaler haben wir daher Andries van Eertvelt gelten zu laffen. ^eÄ'veiT
Diefer wurde 1590 zu Antwerpen geboren und ftarb dafelbft 1652. Er ftellte
in der Regel bewegtes Meer mit Kriegsfchiffen und Schlachten dar. Doch
find feine Bilder heutzutage fehr feiten. Von den in öffentlichen Sammlungen Seine p,ilder
befindlichen kommt vor allen dasjenige der Kaiferlichen Galerie zu Wien in 111 Wien’
Betracht. Es ftellt einen reichbelebten, ftark beteiligten Kriegshafen dar: gut
in der Anordnung, ohne rechte Kraft und Klarheit in der Zeichnung und im
Gefammtton; die See ift hier glatt und grau; und grau ift auch die leicht-
umwölkte Luft. Doch giebt es auch farbigere Bilder feiner Hand, wie z. B.
diejenigen des Genter und des Schweriner Mufeums. Das erftere ftellt den Schwerin,
Untergang eines tiirkifchen Schiffes, das letztere eine Seefchlacht auf grünem,
dunklem, bewegtem Waffer unter ftürmifchem Himmel dar. Endlich fei bemerkt,
dafs Seeftücke des Mufeums zu Madrid (N. 1960a), fowie der Sammlungen zu in M,adrid’
. in kleineren
Bamberg, Speier und Nürnberg ihrer Bezeichnung nach auf ihn zurückgeführt Sammlunsen-
werden müffen.3)
Eertvelts Schüler war Kasper van Eyck, der ältere Bruder des unter den va^Eyck.
Schlachtenmalern befprochenen Nie van Eyck (oben S. 493). Kasper wurde 1613
zu Antwerpen geboren und ftarb 1673 zu Brüffel. Seine Bilder find fehr feiten;
doch befitzt das Madrider Mufeum drei durch alte Ueberlieferung beglaubigte See-
ftücke feiner Hand, welche durch die klare, den echten Wafferglanz wieder-
gebende Behandlung der auf dem einen ins Blaugrüne, auf den anderen beiden
etwas mehr ins Graue fpielenden Meerfluth ausgezeichnet, im Uebrigen aber
mehr nüchtern als reizvoll find.
Die bekannteften und fruchtbarften belgifchen Seemaler des 17. Jahr- D1peetae?she
hunderts waren verfchiedene zugleich als Landfchafter ausgezeichnete Mit- Ihr Leben-
glieder der Künftlerfamilie Peeters. Von den drei Brüdern Peeters war Gillis Buonav"^
der ältefte. Er war 1612 zu Antwerpen geboren und ftarb dafelbft 1653. Der turaPeeters-
zweite, Buonaventura Peeters, welcher der berühmtere ift, war 1614 zu Ant-
werpen geboren und ftarb 1652 im Dorfe Hoboken, wohin er fich zurück-
1) Vgl. Handbook, ed. Crowe, p. 345.
2) Bartfeh, Peintre Graveur V, S. 491—498.
3) Vgl. hierüber, fowie überhaupt über den Meifter F. Schlie in feinem grofsen Verzeichnifs
des Schweriner Mufeums, 1882, S. 171— 173, und im Repertorium VIII (1885), S. 215.
 
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