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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0053
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Die holländifche Malerei des 17. Jahrh.

A. Die Utrechter Schule und verwandte Meifter.

wo er 1655 ftarb. Swanevelt ift zu fehr ein Künftler zweiter Hand, als dafs Ku^eeife
wir uns für ihn erwärmen könnten. Innerhalb der Claude’fchen Richtung fehlt
es feinen Landfchaften an der Klarheit des Liniengefühles feines Meillers, ift
er weicher und wolliger im Baumfchlag, unharmonifcher in der Färbung, welche
im Grün manchmal kalt und giftig, im Braun fchwer und trübe, im Roth des
Abendhimmels hart und trocken erfcheint. Bezeichnet und datirt hat er feine Se‘daetir?enen
Bilder, wie es fcheint, erft während feiner letzten Parifer Jahre. In Paris wird Bllder
wohl fchon das mit feinem Namen und der Jahreszahl 1650 verfehene Bild
des Haager Mufeums entflanden fein: ein grofses Hochbild mit braunen Bäumen im Haag,
vor oben blauem, unten rothem Abendhimmel; fein Bild von 1652 im Mainzer in Mainz,
Mufeum und fein Bild von 1654 im Dulwich College bei London tragen aufser- ‘“cMiege^
dem noch die Ortsbezeichnung »Paris«. Von 1653 ift ein Bild feiner Hand
im Städel’fchen Inftitut zu Frankfurt a. M., von 1654 find auch feine beiden rar-
bezeichneten kleinen Ovalbilder im Louvre zu Paris datirt, welcher noch drei in Paris,
unbezeichnete Bilder feiner Hand befitzt. Seine Namenszeichnung trägt noch Seine Bilder
die reiche, fonnige, italienifche Landfchaft in der Münchener Pinakothek. Die in München,
grofse Mehrzahl feiner Bilder, wie man fie in verfchiedenen Galerien, auch in
der Dresdener, kennen lernt, ift aber nicht äufserlich beglaubigt. An Bildern in Dresden,
feiner frühen Zeit find befonders die italienifchen Sammlungen reich: in Rom in Rom,
fieht man fie im Palazzo Doria und im Palazzo Colonna, in Florenz in den in Florenz,
Uffizien und im Palazzo Pitti. In England lernt man ihn am leichteflen in England,
im Dulwich College und in Hampton Court kennen, doch fehlt er auch
nicht in manchen der grofsen englifchen Privatgalerien. — Eine fafl be-
deutendere Rolle, denn als Maler, fpielt er als Radirer. Als folcher hatte er, RaJirunegen
manchmal den Stichel neben der kalten Nadel anwendend, eine befondere,

in der Behandlung des Baumlaubs eigenartige Vortragsart und führte er feine
Landfchaften, denen er zarte Lichtwirkungen verlieh, mit grofser Feinheit aus.
Man kennt nicht weniger als 116 Radirungen feiner Hand1).
In eigentlicherem, wenngleich auch nicht im vollften Sinne zur Utrechter
Schule gehört Jan Glauber, welcher in der römifchen Schilderbent den Beinamen Jan Glauber.
„Polydor“ empfing. 1646 von deutfchen Eltern zu Utrecht geboren, fludirte Sein Leben,
er in verfchiedenen Städten, bis in Italien (1674—1679) Gafp. Pouffin einen
entfcheidenden Einflufs auf ihn gewann. Später lebte er erft in Hamburg,
dann in holländifchen Städten und foll 1726 zu Schonhoven geftorben fein.
Glauber ift flrenger Klafficift. In Amflerdam arbeitete er manchmal mit Laireffe
zufammen. Seine Landfchaften find in der Regel härter in der Zeichnung, ge- Ku„^®if
drängter in der Anordnung, weniger klar und grofs, als diejenigen Gafp. Pouffin’s.
Denkmäler, Steinbrüftungen, blüthenumrankte Bänke, heitere »akademifch arka-
difche« figürliche Zuthaten follen ihnen Halt und Reiz verleihen. Durch feine Seine be-
Namensinfchrift beglaubigte Bilder fieht man im Louvre zu Paris, im Braun-
fchweiger und im Schweriner Mufeum, in der Ermitage und der Akademie zu
St. Petersburg, im Mufeum zu Montpellier und im Schlöffe zu Pommersfelden;
aber die nicht bezeichneten Landfchaften feiner Hand im Amfterdamer Reichs- J^Xhne'ten
mufeum, im Berliner Mufeum, in der Münchener Pinakothek, in der Dresdener Bilder.

1) Bartfeh II, p. 247—322.
 
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