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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0058
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586

Sechstes Buch. II. Abtheilung. Zweiter Abfchnitt.

in Caffel.

Sein Leben.

wurde 1627

PieterClaesz
Soutman.

Sein
Deckenbild,

feine
Schützen-
bilder.

Die übrigen
Uebergangs-
meifter.

Frans
Pietersz
Grebber.
Seine
Schützen-
bilder in
Haarlem.

Pieter
de Grebber.
Sein Leben.

Seine
künftlerifche
Entwicklung

gemalten Bilde, wogegen feine
1644 im Haarlemer Mufeum gar
den wir als den bahnbrechenden
lernen werden, erinnern, doch

1657.
Grebber und

Betracht.
Pietersz Grebber war 1570 in Haarlem geboren,
dortigen St. Lucasgilde und flarb 1649. Das Haarlemer Mufeum
»Schützenmahlzeiten« feiner Hand, von denen diejenige von 1610
Die Gefammt-

Gefellfchaft darftellendes Bild feiner Hand von 1625 befitzt feit Kurzem das
Amfterdamer Reichsmufeum. Als fein Häuptbild hat fein lebensgrofses Kniee-
in Dresden, ftück der von einem Engeljüngling geleiteten reuigen Magdalena in der Dres-
dener Galerie zu gelten. Ganz caravaggesk gedacht, ift es doch nordifch frifch
empfunden und mit nordifch derber Hand gemalt: ungemein kräftig in den
Formen, der Färbung und dem Farbenauftrag. Weniger anziehend ift fein
»Lautenfehläger« derfelben Sammlung und find feine Bilder in der Caffeler
Galerie.
Die in Haarlem anfäffigen Meifter diefer Richtung behielten natürlich einen
viel niederländifcheren Anftrich, wurden jedoch gerade wegen ihres akademi-
fchen Anhauchs erklärlicher Weife für die eigentlichen Hiftorienmaler der Stadt
gehalten und daher nach dem Haag berufen, um hier neben den Antwerpenern,
wie Jordaens und van Thulden, und neben dem Utrechter Honthorft an der
Ausfchmückung des Huis ten Bofch mit grofsen Wand- und Deckengemälden
(oben S. 460, 475) theilzunehmen.
Hier ift zunächft Pieter Claejz Soutman, der berühmte Rubens-Stecher, der
als folcher fchon oben (S. 440) erwähnt worden, zu nennen. Dafs er auch als
Maler den Einflufs des Rubens nicht ganz verläugnet, ift leicht erklärlich.
Diefer zeigt fich denn auch in feinem hiftorifchen Hauptbilde, dem allegorifchen
Deckenbilde von 1648 im Huis ten Bofch, einem freilich unfehön angeordneten,
aber leicht und flüffig in bräunlichem Ton
beiden grofsen Schützenbilder von 1642 und
nicht an Rubens, fondern eher an Frans Hals,
Meifter der Haarlemer Bildnifsmalerei kennen
weicher in ihrer graufchattigen Modellirung find, als der letztere jemals gemalt
hat. Soutman war 1580 in Haarlem geboren und ftarb dafelbft
Sodann kommen befonders die Familien Grebber oder de
de Bray in
Frans
Dekan der
befitzt vier
und die beiden von 1619 mit feinem Namen bezeichnet find,
anordnung ift in diefen Bildern noch etwas fteif; die Bewegung der Hände ift
zu abfichtlich und gefucht; das Fleifch ift warm und goldig, aber wenigftens
in dem Bilde von 1610 noch etwas flau modellirt. Die beiden Bilder von
1619, auf welche Frans Hals fchon zurückgewirkt haben konnte, bezeichnen
einen entfehiedenen Fortfehritt; aber die vollftändige Naturwahrheit des Ein-
drucks ift auch hier noch nicht erreicht.
Sein Sohn und Schüler Pieter de Grebber, von dem fich etwas zahlreichere
und verfchiedenartigere Bilder erhalten haben, mufs um 1600 in Haarlem ge-
boren fein. Näheres ift von feinem Leben nicht bekannt geworden. Es giebt
Bilder feiner Hand mit Jahreszahlen von 1628 bis 1650. In den früheren
kommen deutliche Erinnerungen an Rubens neben Anklängen an die durch
Elsheimer beeinflufsten Vorgänger Rembrandts zum Vorfchein; in den mittleren
treten diefe zuletzt genannten Anklänge bei etwas duftig-verblafener Behandlung
und hellen, kräftigen Einzelfarben innerhalb bräunlichen Gefammttons mehr
 
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