Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0067
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die holländifche Malerei des 17. Jahrhunderts. B. Die Haarlemer Schule.

595

Bilde; fchon hier find die einzelnen Pinfelftriche in der angedeuteten Weife
unverfchmolzen neben einander flehen geblieben; und das etwas fchwere Gold-
braun hat einem leichten, klaren blonden Tone Platz gemacht, innerhalb deffen
die Einzelfarben fchlicht natürlich und doch frei und harmonifch, wie von
ungefähr, am richtigen Platze flehen.
Auf demfelben Boden fleht die dritte der grofsen »Schützenmahlzeiten« Dit:
des Meifters, die zweite des Jahres 1627, ein Bild, welches elf Schützen und Schützen
von 1627.
einen Diener der Cluveniers-Schützengilde in reichfter, freiefter, durch lebendige
Wechfelbeziehung zwifchen den einzelnen Gehalten belebter, vorn, wo ihrer
zwei fich den Rücken drehen, faft allzu realiftifcher Anordnung am Fefltifch zeigt.
Einen abermaligen Fortfehritt zeigt das grofse Cluveniers-Schützenbild von Die.
ö ö o Cluvemers-
1633. Das Motiv des Feftmahls ift hier aufgegeben Die vierzehn Schützen Schützen
find vor dunklen Bäumen, hinter denen ein rothes Dach hervorblickt, im um-
zäumten Garten ihres Gildenhaufes dargeflellt. Sie zerfallen in zwei Gruppen.
Links fitzt der Oberft im fchwarzen Rock mit orangefarbener Schärpe, von
fechs flehenden, von ihren Fahnen und Hellebarden überragten Männern um-
ringt. Befonders flattlich fleht der vorderfte in der Mitte im gelben Rock mit
blauer Schärpe und grauem Hut mit blauer Feder da. Rechts laufchen andere,
zwanglos an und auf dem Tifche fitzend, einem ihrer Kameraden, welcher das
mächtige Statutenbuch hervorgeholt hat, aus dem er vorlieft. Beide Gruppen
find äufserft gefchickt zu einer unauflöslichen Einheit verbunden; und der zarte
Silberton des Vordergrundes hebt fich harmonifch von dem tiefen Braun des
Baumlaubes ab, welches den Mittelgrund füllt. Alles in allem genommen, gilt
gerade diefes Bild mit Recht als das fchönfle und grofsartigfte aller Schützen-
flücke des Meifters.

Faft noch grofsartiger in der überaus einfachen Anordnung in zwei Reihen, Das
& ... Schützen-
in der wunderbar mächtigen Breite des Vortrages und in der Feinheit des ftück von
grauen Tones, aus dem fich die blauen, weifsen und orangenen Farben der
Schärpen und Fahnen hervorheben, ift aber das grofse Schützenflück von 1639,
welches uns nicht weniger als 19 Schützen-Offiziere und Unteroffiziere der St.
Georgs-Gilde und Frans Hals felbft unter ihnen im Freien aufgeflellt vorführt.
Für die Entwicklung des Meifters intereffant ift dann das fechfte diefer Seine
° Regenten-
Gruppenbildniffe des Haarlemer Mufeums. Es ftellt die fünf Regenten des hl. ftück,e im
x 1 ° . Haarlemer
Elifabeth-Krankenhaufes in fchwarzen Röcken und fchwarzen Hüten um einen Mufeum.
Das Bild
Tifch dar, deffen Decke fich graubraun vom faft gleichfarbigem Wandgrund ab- von 1641.
hebt. Nur die Köpfe und Hände leuchten im lebhaften, warmen Fleifchton, auf
deffen Selbftwirkung alles geflimmt ift, hervor. Diefes Bild, welches 1641 ge-
malt ift, zeigt deutlich, dafs auch Frans Hals fich wenigftens vorübergehend
dem allmächtigen Einfluffe Rembrandts und feines zauberhaften Helldunkels
nicht zu entziehen vermochte.
Den fchon gefchilderten eigentlichen Altersftil des Meifters, die den Ein- beivde^
druck des Unvollendeten machende Breite, die trübe, bei nahem Anfehen im 1664.
Fleifche buntfleckige, im ganzen jedoch unheimlich düftere, einförmige Farben-
ftimmung, aber auch den grofsen, durchdringenden Geift, der trotzdem aus diefer
feltfamen Malweife hervorleuchtet, zeigen dann vor allen Dingen feine beiden
Regentenftücke von 1664 im Haarlemer Mufeum: das Bild der vier Regenten
38*
 
Annotationen