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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0098
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52g Sechstes Buch. II. Abtheilung. Zweiter Abfchnitt.
fich noch manche Hauptbilder des Meifters, wie der »grofse Wafferfall« der
in Dresden, Dresdener Galerie, die im ganzen fünf Bilder feiner Hand befitzt, wie die «nor-
in Berlin, wegifche Gebirgslandfchaft mit der geflützten Fichte« im Berliner Mufeum, in
in Wien, 5em fich fecßs Bilder feiner Hand befinden, und wie die »Sägemühle« in der
Hagen, kaif. Galerie zu Wien. In der Kopenhagener Galerie ift er im ganzen mit fünf,
Amfterdam, im Amfterdamer Mufeum, der Ermitage zu St. Petersburg, der Pefter Galerie,
bürg, der Münchener Pinakothek mit je drei Bildern, mit einem oder zwei Bildern
in Peft,
in München’ aber auch in faft allen kleineren deutfchen Sammlungen vertreten, wogegen
in Paris, die Louvre- Galerie zu Paris erfi durch die Sammlung Lacaze in den Befitz
eines Bildes feiner Hand gekommen ift und die englifchen Sammlungen den
Meifter auffallend vernachläffigt haben. Doch fah der Verfaffer Bilder feiner
in London. Hand bei Sir Richard Wallace nnd beim Marquis of Bute zu London. — Zahl-
Radirüngen reicher noch als Allaert van Everdingens erhaltene Gemälde find übrigens
feine keck und kräftig, eher grobkörnig als fein, aber wahr und fchlicht radirten
Blätter. Er gehört zu den fruchtbarften und gefchätzteflen holländifchen Land-
fchaftsradirern ’),
DieKünftier- Indem wir zur Betrachtung' der KünftlerfamilieRuijsdael oder Ruisdael
familie ° J
Ruisdael. übergehen, müßen wir uns zunächft den Zufammenhang derjenigen vier Mit-
glieder diefer Familie vergegenwärtigen, welche neuerdings als Künftler genannt
werden. Nur zwei von ihnen freilich find unzweifelhaft Künftler gewefen, und
nur diefe beiden find jedenfalls fo bedeutende Künftler geworden, dafs fie ernft-
pie Brüder ßcß fßr uns jn Betracht kommen. Es handelt fich um zwei Brüder und deren
balomon und
ifack van beide Söhne. Die Brüder waren Salomon van Ruisdael und Ifack van Ruisdael1}.
Ruisdael. J
Deren Beider Söhne hiefsen Jacob van Ruisdael. Die allgemein anerkannten und
Söhne: , ,
Jacob van jedenfalls die allein bedeutenden Künftler waren Salomon und fein Neffe, Ifack s
Jacob van Sohn, Jacob van Ruisdael. Von Ifack und feinem Neffen, Salomons Sohn,
der Sohn Jacob van Ruisdael ift literarifch und urkundlich nur beglaubigt, dafs fie Laden-
berühmte. befitzer (Kunfthändler) gewefen. Wenn einige Kenner gleichwohl neuerdings
°jac2bCkdenrd annehmen, dafs auch fie zugleich Landschaftsmaler in der Richtung des grofsen
monSn Ma°e'r Jac°t> van Ruisdael, des Sohnes Ifack’s, gewefen feien, fo beruht dies lediglich
gewefen. darauf, dafs es eine Reihe Bilder mit der auch auf fie deutbaren, übrigens
etwas abweichend gestalteten Namensinfchrift oder Initialenbezeichnung giebt,
welche zu fchwach für den berühmten J. van Ruisdael erfcheinen. Wir können
die Frage angefichts der geringeren Bedeutung diefer Bilder unter den Text3)
1) Bartfeh a. a. O. II, p. 155—238. — Weigel, Suppl. a. a. O. p. 78—81. — Im Ganzen
an 160 Blatt. — Drugulin: A. van Everdingen etc., Leipzig 1873.
2) In den Urkunden werden fie nicht van Ruisdael, fondern Ruisdael oder Ruysdael fchlechthin
genannt. In ihren Bezeichnungen aber ift das »van« oder V mehr oder minder deutlich erhalten.
3) I. Ifack van Ruisdael; geb. zu Naarden; 1640 und 1642 als Mitglied der Gilde zu
Haarlem genannt; 1677 dafelbft geftorben. Der erfte, welcher ihm eine Anzahl von Bildern zufchrieb,
war W. Bürger in der Gaz. des B.-A. 1869 I, p. 179 f. Ihm folgte, wie er, auf van der Willigen’s
Angaben geftiitzt, W. Bode in v. Lützow’s Zeitfchrift VII, 1872 S. 170—171. — Van der Willigen
felbft aber widerfprach der Annahme, dafs Ifack Künftler gewefen fei, in der zweiten (franzöfifchen)
Ausgabe feines Werkes (a. a. O. p. 255); und diefer Anficht fchlofs fich z. B. A. v. Wurzbach (Kunft
und Künftler XXXII—XXXV, S. 19 und S. 100) an. Sie fcheint auch die Anficht der jüngeren
holländifchen Forfcher zu fein. — Die Werke, um welche es fich handelt, find meift trockener, flüch-
tiger, dürftiger behandelt, als die Bilder des grofsen Jacob van Ruisdael. Sie finden fich befonders
häufig in den franzöfifchen Provinzialmufeen, wie denjenigen zu Bordeaux, Orleans, Lyon, Rouen; aber
 
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