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Sechstes Buch. II. Abtheilung. Zweiter Abfchnitt.
Claes An der Spitze der erfteren fleht Claes (Nicolas) Pietersz Bereitem^, der
erchem. 1 2
Sohn des Stillebenmalers Pieter Claefz, den wir weiter unten kennen lernen
sein Leben, werden. Nicolas Berchem'') wurde 1620 in Haarlem geboren. Sein erfter
Seine Em-Lehrer war fein Vater. Aus deffen Lehre mufs er aber, da er andere Pfade
wicklung.
einfehlug, bald in diejenige anderer Meifler übergegangen fein. Als feine ferneren
Lehrer gelten3) in der Landfchaftsmalerei van Goijen, von deffen Art er jedoch
wenig oder nichts bewahrt hat und fein wegen feines engen Anfchlufses an
Jan Both fchon oben unter den Utrechtern (S. 570) befprochener Schwieger-
vater Jan Wils, von dem er jedenfalls von Anfang an die italifirende Richtung
in der Landfchaft angenommen hatte, ferner der Amflerdamer N. Moeijaert,
durch den ihm Anklänge an die Elsheimer’fche Art, Lichteffekte zu malen,
übermittelt wurden, und fein »Vetter«, wie Houbraken fagt, Giovani Battifla
Weenix (oben S. 571), den er in einer Reihe füdlicher Strand- und Hafen-
bilder, welche allerdings nur einen keinen Theil feiner Werke bilden, nach-
ahmte. Berchem fleht alfo im wefentlichen unter füdlichen Einflüffen. Dafs
SeineDurch-
fchnitts-
bilder.
Seine
italienifchen
Hafenbilder.
Bilder feiner
beften Art
in Dresden,
in St. Peters-
burg,
in
Antwerpen,
in
Amfterdam.
er auch felbft in Italien gewefen, ift wahrfcheinlich. Sein Lieblingsaufenthalts-
ort foll Bentheim gewefen fein. Uebrigens wohnte er 1670 noch in Haarlem,
fiedelte dann aber nach Amfterdam über, wo er 1683 ffarb. Vorzugsweife
flehte er anfeheinend italienifche Landfchaften mit Bergen, Flüfsen, Häfen,
Bäumen, oft auch mit fchroffen, burggekrönten Felfen und Wafferfallen dar,
belebte diefe Landfchaften aber in fo ausgiebiger Weife mit Rinder-, Schaf-,
Ziegenheerden und deren oft zu Pferde oder zu Efel fitzenden Hütern und
Treibern — auch Hüterinnen und Treiberinnen —, dafs diefe nomadenartig
aufgefafsten Scenen aus dem italienifchen Hirtenleben feinen Bildern ihren
eigentlichen Charakter verleihen. Doch befchränkte er fich keineswegs auf diefe
Gegenftände. Dafs er auch italienifche Hafenfcenen in G. B. Weenix’s Art
malte, ift fchon erwähnt worden. Gelegentlich malte er aber auch nordifche
Winterlandfchaften, Jagdflücke, Soldatenbilder, ja felbft biblifche und mytholo-
gifche Gegenftände. Berchem wirkt auf unteren heutigen Gefchmack manch-
mal etwas conventionell in der Anordnung wie in der nicht feiten kalten,
bunten, etwas geleckten malerifchen Behandlung feiner Bilder; aber er
fand feiner Zeit und findet vielfach auch heute noch begeifterte Anhänger;
und feine beflen Bilder, wie z. B. »die Fifcher am See« und die »Hirten
unter hoher Felswand« (von 1659) in der Dresdener Galerie, der berühmte
»Jägerhalt« und der noch berühmtere »Morgen« (von 1656) in der Ermitage
zu St. Petersburg, die »Rückkehr von der Weide« und »die Folgen des
Krieges« im Antwerpener Mufeum, »die Fähre« und die beiden prächtigen
Winterlandfchaften im Amflerdamer Mufeum, zeichnen fich in der That durch
fo edle Linienführung und feine Farbenftimmung aus, und die Poefie des Lichtes
hat auch er auf vielen feiner Bilder fo anziehend zur Geltung gebracht, dafs
niemand ihm den Rang eines in feiner Art bedeutenden Künftlers flreitig
machen wird.
1) John Smith, Catalogus, V (1834) p. I—III und 412; dazu Suppl. (1842) p. 539—619;
im ganzen 419 Bilder.
2) Auch Berghem und Berrighem gefchrieben.
3) Houbraken, ed. 1753 H P- 110—IJ4-
Sechstes Buch. II. Abtheilung. Zweiter Abfchnitt.
Claes An der Spitze der erfteren fleht Claes (Nicolas) Pietersz Bereitem^, der
erchem. 1 2
Sohn des Stillebenmalers Pieter Claefz, den wir weiter unten kennen lernen
sein Leben, werden. Nicolas Berchem'') wurde 1620 in Haarlem geboren. Sein erfter
Seine Em-Lehrer war fein Vater. Aus deffen Lehre mufs er aber, da er andere Pfade
wicklung.
einfehlug, bald in diejenige anderer Meifler übergegangen fein. Als feine ferneren
Lehrer gelten3) in der Landfchaftsmalerei van Goijen, von deffen Art er jedoch
wenig oder nichts bewahrt hat und fein wegen feines engen Anfchlufses an
Jan Both fchon oben unter den Utrechtern (S. 570) befprochener Schwieger-
vater Jan Wils, von dem er jedenfalls von Anfang an die italifirende Richtung
in der Landfchaft angenommen hatte, ferner der Amflerdamer N. Moeijaert,
durch den ihm Anklänge an die Elsheimer’fche Art, Lichteffekte zu malen,
übermittelt wurden, und fein »Vetter«, wie Houbraken fagt, Giovani Battifla
Weenix (oben S. 571), den er in einer Reihe füdlicher Strand- und Hafen-
bilder, welche allerdings nur einen keinen Theil feiner Werke bilden, nach-
ahmte. Berchem fleht alfo im wefentlichen unter füdlichen Einflüffen. Dafs
SeineDurch-
fchnitts-
bilder.
Seine
italienifchen
Hafenbilder.
Bilder feiner
beften Art
in Dresden,
in St. Peters-
burg,
in
Antwerpen,
in
Amfterdam.
er auch felbft in Italien gewefen, ift wahrfcheinlich. Sein Lieblingsaufenthalts-
ort foll Bentheim gewefen fein. Uebrigens wohnte er 1670 noch in Haarlem,
fiedelte dann aber nach Amfterdam über, wo er 1683 ffarb. Vorzugsweife
flehte er anfeheinend italienifche Landfchaften mit Bergen, Flüfsen, Häfen,
Bäumen, oft auch mit fchroffen, burggekrönten Felfen und Wafferfallen dar,
belebte diefe Landfchaften aber in fo ausgiebiger Weife mit Rinder-, Schaf-,
Ziegenheerden und deren oft zu Pferde oder zu Efel fitzenden Hütern und
Treibern — auch Hüterinnen und Treiberinnen —, dafs diefe nomadenartig
aufgefafsten Scenen aus dem italienifchen Hirtenleben feinen Bildern ihren
eigentlichen Charakter verleihen. Doch befchränkte er fich keineswegs auf diefe
Gegenftände. Dafs er auch italienifche Hafenfcenen in G. B. Weenix’s Art
malte, ift fchon erwähnt worden. Gelegentlich malte er aber auch nordifche
Winterlandfchaften, Jagdflücke, Soldatenbilder, ja felbft biblifche und mytholo-
gifche Gegenftände. Berchem wirkt auf unteren heutigen Gefchmack manch-
mal etwas conventionell in der Anordnung wie in der nicht feiten kalten,
bunten, etwas geleckten malerifchen Behandlung feiner Bilder; aber er
fand feiner Zeit und findet vielfach auch heute noch begeifterte Anhänger;
und feine beflen Bilder, wie z. B. »die Fifcher am See« und die »Hirten
unter hoher Felswand« (von 1659) in der Dresdener Galerie, der berühmte
»Jägerhalt« und der noch berühmtere »Morgen« (von 1656) in der Ermitage
zu St. Petersburg, die »Rückkehr von der Weide« und »die Folgen des
Krieges« im Antwerpener Mufeum, »die Fähre« und die beiden prächtigen
Winterlandfchaften im Amflerdamer Mufeum, zeichnen fich in der That durch
fo edle Linienführung und feine Farbenftimmung aus, und die Poefie des Lichtes
hat auch er auf vielen feiner Bilder fo anziehend zur Geltung gebracht, dafs
niemand ihm den Rang eines in feiner Art bedeutenden Künftlers flreitig
machen wird.
1) John Smith, Catalogus, V (1834) p. I—III und 412; dazu Suppl. (1842) p. 539—619;
im ganzen 419 Bilder.
2) Auch Berghem und Berrighem gefchrieben.
3) Houbraken, ed. 1753 H P- 110—IJ4-