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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0145
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Die holländifche Malerei des 17. Jahrhunderts. C. Die Amfterdamer Schule.

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Claefz (oben S. 658) erinnernden Stilleben des Meifters im Berliner Mufeum, in
der Sammlung van der Hoop zu Amfterdam und bei Herrn Werner Dahl in Düffel-
dorf1) an. Dafs fpäter Rembrandt auf ihn einwirkte, ohne ihn zu vertiefen,
zeigen Bilder feiner Hand, wie die »Küchenmagd« von 1640 im Mainzer
Mufeum und die »Verftofsung der Hagar« von 1643 im Amalienftift zu Deffau.
Schliefslich, wenn die »Hirfchjagd« aus den fünfziger Jahren in der Londoner
National Gallery wirklich von ihm herrührt, ergab er fich den Einflüffen Sal.
Ruisdaels und feines eigenen Sohnes.
Hier reihen wir am beften zunächft die Künftlerfamilie Camphuyfen ein, ^mp^iuyfen
welche von Gorkum nach Amfterdam überfiedelte.
Dirk Raphaelsz Camphuyfen war 1586 zu Gorkum geboren und foll T627 Ra°^lsz
geftorben fein2). Ihm wurden früher mit Unrecht die Bilder verfchiedener ,Can}P-
0 t huyfen.
anderer Camphuyfen’s zugefchrieben. Houbraken3) berichtet ausdrücklich, dafs
er die Kunft fchon in feinem achtzehnten Lebensjahr aufgab, um Philologie zu
ftudiren. Er wurde nachmals Theologe und ift auch als Dichter bekannt.
Bilder feiner Hand haben fich wahrfcheinlich gar nicht erhalten. Sein Bruder
Govaert Raphaelsz Camphuyfen, welcher nach Amfterdam überfiedelte und hier
1626 oder 1627 ftarb4), war der Vater der drei Brüder Raphael, Joachim und ^uay™epn'
Govaert Camphuyfen, welche alle drei Maler wurden. Durch ihre Werke
bekannt find uns jedoch nur Raphael und Govaert Camphuyfen, von denen
nur der erftere, welcher ungefähr 26 Jahre älter war, als der letztere5), der
vorrembrandt’fchen Zeit angehörte. Raphael Camphuyfen war 1598 in Gorkum
geboren, aber nach Amfterdam übergefiedelt, wo er 1657 ftarb. Er war Land- huyfen-
fchafter und erfcheint in feinen fehr feltenen bezeichneten Bildern zunächft als
Vorgänger A. v. d. Neers. So wenigftens in feinen beiden Mondfcheinland-
fchaften der Dresdener Galerie und in feinem ähnlichen Schleifsheimer Bilde, Seine Bilder,
wogegen er in feinen Tagesbildern, deren der Verfaffer eins in Hadzor in
England, eins im Afchaffenburger Schlofs fah, feinem Bruder Govaert näher fleht.
Govaert Camphuyfen war 1623 oder 1624 zu Gorkum geboren6 *), aber Govaert
wahrfcheinlich früh mit feinen Eltern nach Amfterdam übergefiedelt, wo er huyfen.
1672 ftarb. Er ift im Wefentlichen Viehmaler und wird in der Regel als ein Seine Kunft-
Nachfolger Paul Potters angefehen, mit deffen Bildern die feinen manchmal
verwechfelt werden. Da er aber älter als Potter war, ift ein Abhängigkeits-
verhältnifs von dem letzteren fchwer zuzugeben. Wahrfcheinlich hat er fich
im Anfchlufs an feinen älteren Bruder in Amfterdam Potter und auch Cuyp
einigermafsen parallel entwickelt. Er ift ein liebevoller Beobachter und ge-
fchickter, forgfältiger Maler der Thierwelt und der Landfchaft, aber etwas
unangenehm kaltbraun im Ton, befonders in der Ferne. Vorzugsweife malt
er das Innere von Rinder-Ställen und Bauernhöfen. Derartige beglaubigte s^n|r?^eier
Bilder feiner Hand fieht man im Brüffeler Mufeum, in der Ermitage zu St. Peters-in Sj\^|ters’
1) Vgl. auch Bode, Studien, S. 228.
2) Kramm, a. a. O. p. 215: vgl. Aanhangfel p. 32.
3) Ed. I753, I-, P- I24 ff-
4) Kramm, Aanhangfel p. 32. — Vgl. Oud Holland III., p. 73.
5) Oud Holland III. (1885), p. 73.
6) Oud Holland III., p. 73.
Gefchichte d. Malerei. III. 43
 
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