Die holländifche Malerei des 17. Jahrhunderts. C. Die Amfterdamer Schule.
in der Caffeler und in der Oldenburger Galerie, das 1633 in faft grünlichin c5ffe1’
wirkendem, kühlem Ton gemalte Profilbild eines phantaftifch-orientalifch ge-01denburS’
kleideten Greifes in der Münchener Pinakothek, das durch verfchiedene Wieder- in München,
holungen von der Hand Sal. Koninck’s bekannte Bild des »Rabbiners« von
1635 zu Chatsworth beim Duke of Devonshire und die beiden Apoftelgeftalten chatsworth,
von demfelben Jahre in der kaif. Galerie zu Wien und beim Earl of Dudley London
m London. House).
Neben allen diefen Einzelgeflalten oder Bildnifsgruppen, welche Rembrandt
in diefen Jahren fo zahlreich fchuf, vernachläffigte er aber keineswegs figuren- »Sturm-^und
reichere gefchichtliche Darftellungen. Den Ungeftüm der Jugend des Künftlers Periode.«
verrathen diefelben nicht nur in der Wahl der Stoffe — Rembrandts Lieblings-
held war damals Simfon, der Hercules des alten Teftamentes —- fondern
auch in den ftark ausgeprägten Bewegungen, in denen Rembrandt es jedoch
vergeblich feinem grofsen vlämifchen Zeitgenoffen Rubens, der damals noch
feine Alterstriumphe feierte, gleich zu thun fuchte, und in dem leidenfchaft-
lichen Pathos des Ausdrucks und der Farbe. Bode1 *) nennt diefe Zeit des
Meifters in diefer Beziehung daher paffend feine »Sturm- und Drangperiode.« Bilder aus
Darftellungen Rembrandts in diefer Art aus dem alten Teftamente sind z. B.: Teftamen"
Simfon, der feinen Schwiegervater bedroht, im Berliner Mufeum, das Opfer in Berlin,
Ifaaks von 1635 in der Ermitage zu St. Petersburg, dem fich eine vonins^8ters"
Schülerhand gemalte, aber von Rembrandt 1636 übermalte Wiederholung in
der Münchener Pinakothek anfchliefst, vor allen Dingen aber die grofse in München,
»Blendung Simfon’s« von 1636 beim Grafen Schönborn in Wien, ein faft ab- “fTlen
0 u (Galerie
ftofsend fchreckliches Bild von grofsartigem Realismus. Von feinen neutefta- Schönborn),
mentlichen Bildern aus diefer Zeit kommt neben dem »Petrusfchifflein« von ?llder aus
dem neuen
1633 bei Mrs. Thomas Hope in London, dem »ungläubigen Thomas« von 1634 Teftament
in der Ermitage zu St. Petersburg und dem »barmherzigen Samariter« bei (Hope),
Sir Richard Wallace in London vor allen Dingen die berühmte mittelgrofsein Sbfr|)ers'
Bilderfolge aus der Leidensgefchichte Chrifti in Betracht, welche Rembrandt in London
fchon 1633 im Auftrage des Prinzen Friedrich Heinrich begann, aber erft 1639 Die
vollendete. Die fünf in ihrer Art köftlichen, die Selbfländigkeit des Meifters in MpaffionSe-r
der Geftaltung feiner Stoffe, die malerifche Kraft der ihm eigenthümlichen folge‘
Compofitionsweife und die bahnbrechende Gemüthstiefe feiner religiöfen Em-
pfindung auf’s glänzendfte offenbarenden Bilder, welche die Aufrichtung des
Kreuzes, Chrifti Abnahme vom Kreuz, feine Grablegung, feine Auferftehung
und feine Himmelfahrt darftellen, gehören gegenwärtig zu den Perlen der
Münchener Pinakothek. Von der Kreuzesabnahme malte Rembrandt fchon
1634 eine Wiederholung in grofsem Mafsftabe, welche fich jetzt in der Ermi-
tage zu St. Petersburg befindet. Die »Grablegung« (Fig. 587), nach unterer nXnt-lnder
Empfindung die eigenartigfte und geiftvollfte diefer Compofitionen, ift in Schul- Grablegung.
Wiederholungen öfter vorhanden; eine folche, welche die Dresdener Galerie
befitzt, hat der Meifter 1653 felbft übermalt. — Endlich verfchmähte Rem-
brandt gerade in diefem Zeitraum feines Kunftfchaffens fogar mythologifche gifchehBii°der
Gegenftände nicht, die in ihrer einerfeits derb realiftifchen, andererfeits barock
1) Studien, S. 428—440.
Gefchichte d. Malerei. III. 44
in der Caffeler und in der Oldenburger Galerie, das 1633 in faft grünlichin c5ffe1’
wirkendem, kühlem Ton gemalte Profilbild eines phantaftifch-orientalifch ge-01denburS’
kleideten Greifes in der Münchener Pinakothek, das durch verfchiedene Wieder- in München,
holungen von der Hand Sal. Koninck’s bekannte Bild des »Rabbiners« von
1635 zu Chatsworth beim Duke of Devonshire und die beiden Apoftelgeftalten chatsworth,
von demfelben Jahre in der kaif. Galerie zu Wien und beim Earl of Dudley London
m London. House).
Neben allen diefen Einzelgeflalten oder Bildnifsgruppen, welche Rembrandt
in diefen Jahren fo zahlreich fchuf, vernachläffigte er aber keineswegs figuren- »Sturm-^und
reichere gefchichtliche Darftellungen. Den Ungeftüm der Jugend des Künftlers Periode.«
verrathen diefelben nicht nur in der Wahl der Stoffe — Rembrandts Lieblings-
held war damals Simfon, der Hercules des alten Teftamentes —- fondern
auch in den ftark ausgeprägten Bewegungen, in denen Rembrandt es jedoch
vergeblich feinem grofsen vlämifchen Zeitgenoffen Rubens, der damals noch
feine Alterstriumphe feierte, gleich zu thun fuchte, und in dem leidenfchaft-
lichen Pathos des Ausdrucks und der Farbe. Bode1 *) nennt diefe Zeit des
Meifters in diefer Beziehung daher paffend feine »Sturm- und Drangperiode.« Bilder aus
Darftellungen Rembrandts in diefer Art aus dem alten Teftamente sind z. B.: Teftamen"
Simfon, der feinen Schwiegervater bedroht, im Berliner Mufeum, das Opfer in Berlin,
Ifaaks von 1635 in der Ermitage zu St. Petersburg, dem fich eine vonins^8ters"
Schülerhand gemalte, aber von Rembrandt 1636 übermalte Wiederholung in
der Münchener Pinakothek anfchliefst, vor allen Dingen aber die grofse in München,
»Blendung Simfon’s« von 1636 beim Grafen Schönborn in Wien, ein faft ab- “fTlen
0 u (Galerie
ftofsend fchreckliches Bild von grofsartigem Realismus. Von feinen neutefta- Schönborn),
mentlichen Bildern aus diefer Zeit kommt neben dem »Petrusfchifflein« von ?llder aus
dem neuen
1633 bei Mrs. Thomas Hope in London, dem »ungläubigen Thomas« von 1634 Teftament
in der Ermitage zu St. Petersburg und dem »barmherzigen Samariter« bei (Hope),
Sir Richard Wallace in London vor allen Dingen die berühmte mittelgrofsein Sbfr|)ers'
Bilderfolge aus der Leidensgefchichte Chrifti in Betracht, welche Rembrandt in London
fchon 1633 im Auftrage des Prinzen Friedrich Heinrich begann, aber erft 1639 Die
vollendete. Die fünf in ihrer Art köftlichen, die Selbfländigkeit des Meifters in MpaffionSe-r
der Geftaltung feiner Stoffe, die malerifche Kraft der ihm eigenthümlichen folge‘
Compofitionsweife und die bahnbrechende Gemüthstiefe feiner religiöfen Em-
pfindung auf’s glänzendfte offenbarenden Bilder, welche die Aufrichtung des
Kreuzes, Chrifti Abnahme vom Kreuz, feine Grablegung, feine Auferftehung
und feine Himmelfahrt darftellen, gehören gegenwärtig zu den Perlen der
Münchener Pinakothek. Von der Kreuzesabnahme malte Rembrandt fchon
1634 eine Wiederholung in grofsem Mafsftabe, welche fich jetzt in der Ermi-
tage zu St. Petersburg befindet. Die »Grablegung« (Fig. 587), nach unterer nXnt-lnder
Empfindung die eigenartigfte und geiftvollfte diefer Compofitionen, ift in Schul- Grablegung.
Wiederholungen öfter vorhanden; eine folche, welche die Dresdener Galerie
befitzt, hat der Meifter 1653 felbft übermalt. — Endlich verfchmähte Rem-
brandt gerade in diefem Zeitraum feines Kunftfchaffens fogar mythologifche gifchehBii°der
Gegenftände nicht, die in ihrer einerfeits derb realiftifchen, andererfeits barock
1) Studien, S. 428—440.
Gefchichte d. Malerei. III. 44