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Sechstes Buch. II. Abtheilung. Zweiter Abfchnitt.
Sein Leben.
Seine
Kunftweife.
Sein Leben
und feine
künftlerifcbe
Ent-
wicklung.
Seine
Radirungen.
Salomon
Köninck.
Seine
Bildniffe und
Studien- darunter fehr feiten,
köpfe in ver-
fchiedenen
Samm-
lungen.
führte dann aber lange Jahre ein Wanderleben. Schon 1631 ging er nach
England, von 1635 bis 16441) hatte er, wenngleich er 1639 und 1640 in
Leiden nachweisbar ift2), in Antwerpen feinen Wohnfitz. Nach 1644 lebte er,
von einem vorübergehenden Aufenthalt im Haag abgefehen, in Amflerdam,
wo er 1674 flarb. Livens war unter fo gleichen Bedingungen aufgewachfen
wie Rembrandt, dafs es nicht zu verwundern ift, wenn ihre Bilder fich ähnlich
fehen; doch ift Livens lange nicht fo phantafievoll, lange nicht fo kräftig,
lange nicht fo farbenfroh wie Rembrandt; er ift gleichmäfsiger in der Durch-
führung, mehr auf die äufsere Wahrung der Formen bedacht und eintöniger in
Seine Bilder dem ins Grüngraue fpielenden Helldunkel. Um 1640 malte er für das Rathhaus
Rathhaufe, feiner Vaterfladt Leiden ein noch dort erhaltenes »Kaminftück«, welches »die
Enthaltfamkeit des Scipio« darflellt; im Jahre 1660 malte er fürs Huis ten
im Huis^ten Bofch jm Haag den Parnafs mit fünf Mufen3); eine allegorifche »Verherr-
lichung des Friedens« mit lebensgrofsen Figuren feiner Hand befitzt das
im Amfter-yYmfterdamer Reichsmufeum; für das neue Amfterdamer Rathhaus (das
damer 7 . x
imMdortigen jetzige Königsfchlofs) malte er ein glattes allegorifches Kaminftück. Gerade
Rathhaufe, jn decorativen Bildern diefer Art kommt der akademifchere Zug, der ihn von
Seine Rembrandt unterfcheidet, zum Durchbruch. Hiftorienbilder feiner Hand, welche,
bilder von ihren genannten Unterfcheidungsmerkmalen abgefehen, im Ganzen auf dem
Boden der Rembrandtfchen Kunft flehen, find z. B. »die Begegnung der
im Louvre, prauen« jm Louvre zu Paris und das »Opfer Abrahams« im Braunfchweiger
'fchweig. Mufeum (Fig. 592); am häufigflen aber hat Livens Bildniffe und bildnifsartige
Studienköpfe, wie wir fie auch bei Rembrandt fanden, gemalt. Frauenbildniffe find
Doch giebt es ein von ihm bezeichnetes Bild einer alten
Frau im Pelz im Oldenburger Mufeum, und werden ihm im Amfterdamer Reichs-
mufeum die Bildniffe des Admirals Tromp und feiner Gemahlin zugefchrieben.
Unter den männlichen Bildniffen und Studien bevorzugt er das Greifenalter
und die Profilftellung. Bezeichnete Bilder diefer Art befinden fich z. B. in der
Dresdener Galerie, im Weimarer Mufeum, in der Kopenhagener Galerie; un-
verkennbar echte, nicht bezeichnete Bilder diefer Art des Meifters fieht man
im Berliner und im Rotterdamer Mufeum, fowie in der Münchener Pinakothek. —
1. Auch als Radirer 4) ift Livens gefchätzt.
Der zweite Meifter diefer Art ift Salomon Köninck, welcher 1609 zu
Amflerdam geboren und am 8. Auguft 16565) dafelbft begraben wurde.
Waren Rembrandt und Livens Schüler des Pieter Laftman, fo befuchte
Salomon Köninck die Werkftatt des diefem kunftverwandten Claes Moeyaert
(oben S. 668); dafs das Ergebnifs ein ähnliches war, ift natürlich. Dafs
aber Rembrandt auf Köninck wie auf Livens zurückwirkte, ift deutlich fichtbar.
Nimmt man doch auch an, dafs von Koninck’s Hand die Copien von Rem-
brandts »Rabbiner« in Chatsworth herrühren, welche das Berliner Mufeum
und die Dresdener Galerie befitzen! Salomon Koninck’s Stilverhältnifs zu
1) F. J. van der Branden, Antwerpfche Schilderschool, p. 866.
2) Mittheilung des Herrn A. Bredius in Amflerdam.
3) Vosmaer, Rembrandt, 1877 p. 98.
4) Das Ausführlichfte in Nagler's »Monogrammiften« III. p. 1039—1052.
5) Oud Holland I. (1883) p. 299.
Sechstes Buch. II. Abtheilung. Zweiter Abfchnitt.
Sein Leben.
Seine
Kunftweife.
Sein Leben
und feine
künftlerifcbe
Ent-
wicklung.
Seine
Radirungen.
Salomon
Köninck.
Seine
Bildniffe und
Studien- darunter fehr feiten,
köpfe in ver-
fchiedenen
Samm-
lungen.
führte dann aber lange Jahre ein Wanderleben. Schon 1631 ging er nach
England, von 1635 bis 16441) hatte er, wenngleich er 1639 und 1640 in
Leiden nachweisbar ift2), in Antwerpen feinen Wohnfitz. Nach 1644 lebte er,
von einem vorübergehenden Aufenthalt im Haag abgefehen, in Amflerdam,
wo er 1674 flarb. Livens war unter fo gleichen Bedingungen aufgewachfen
wie Rembrandt, dafs es nicht zu verwundern ift, wenn ihre Bilder fich ähnlich
fehen; doch ift Livens lange nicht fo phantafievoll, lange nicht fo kräftig,
lange nicht fo farbenfroh wie Rembrandt; er ift gleichmäfsiger in der Durch-
führung, mehr auf die äufsere Wahrung der Formen bedacht und eintöniger in
Seine Bilder dem ins Grüngraue fpielenden Helldunkel. Um 1640 malte er für das Rathhaus
Rathhaufe, feiner Vaterfladt Leiden ein noch dort erhaltenes »Kaminftück«, welches »die
Enthaltfamkeit des Scipio« darflellt; im Jahre 1660 malte er fürs Huis ten
im Huis^ten Bofch jm Haag den Parnafs mit fünf Mufen3); eine allegorifche »Verherr-
lichung des Friedens« mit lebensgrofsen Figuren feiner Hand befitzt das
im Amfter-yYmfterdamer Reichsmufeum; für das neue Amfterdamer Rathhaus (das
damer 7 . x
imMdortigen jetzige Königsfchlofs) malte er ein glattes allegorifches Kaminftück. Gerade
Rathhaufe, jn decorativen Bildern diefer Art kommt der akademifchere Zug, der ihn von
Seine Rembrandt unterfcheidet, zum Durchbruch. Hiftorienbilder feiner Hand, welche,
bilder von ihren genannten Unterfcheidungsmerkmalen abgefehen, im Ganzen auf dem
Boden der Rembrandtfchen Kunft flehen, find z. B. »die Begegnung der
im Louvre, prauen« jm Louvre zu Paris und das »Opfer Abrahams« im Braunfchweiger
'fchweig. Mufeum (Fig. 592); am häufigflen aber hat Livens Bildniffe und bildnifsartige
Studienköpfe, wie wir fie auch bei Rembrandt fanden, gemalt. Frauenbildniffe find
Doch giebt es ein von ihm bezeichnetes Bild einer alten
Frau im Pelz im Oldenburger Mufeum, und werden ihm im Amfterdamer Reichs-
mufeum die Bildniffe des Admirals Tromp und feiner Gemahlin zugefchrieben.
Unter den männlichen Bildniffen und Studien bevorzugt er das Greifenalter
und die Profilftellung. Bezeichnete Bilder diefer Art befinden fich z. B. in der
Dresdener Galerie, im Weimarer Mufeum, in der Kopenhagener Galerie; un-
verkennbar echte, nicht bezeichnete Bilder diefer Art des Meifters fieht man
im Berliner und im Rotterdamer Mufeum, fowie in der Münchener Pinakothek. —
1. Auch als Radirer 4) ift Livens gefchätzt.
Der zweite Meifter diefer Art ift Salomon Köninck, welcher 1609 zu
Amflerdam geboren und am 8. Auguft 16565) dafelbft begraben wurde.
Waren Rembrandt und Livens Schüler des Pieter Laftman, fo befuchte
Salomon Köninck die Werkftatt des diefem kunftverwandten Claes Moeyaert
(oben S. 668); dafs das Ergebnifs ein ähnliches war, ift natürlich. Dafs
aber Rembrandt auf Köninck wie auf Livens zurückwirkte, ift deutlich fichtbar.
Nimmt man doch auch an, dafs von Koninck’s Hand die Copien von Rem-
brandts »Rabbiner« in Chatsworth herrühren, welche das Berliner Mufeum
und die Dresdener Galerie befitzen! Salomon Koninck’s Stilverhältnifs zu
1) F. J. van der Branden, Antwerpfche Schilderschool, p. 866.
2) Mittheilung des Herrn A. Bredius in Amflerdam.
3) Vosmaer, Rembrandt, 1877 p. 98.
4) Das Ausführlichfte in Nagler's »Monogrammiften« III. p. 1039—1052.
5) Oud Holland I. (1883) p. 299.