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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0246
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774

Sechstes Buch. II. Abtheilung. Zweiter Abfchnitt.

ftadt gehörten allerdings verfchiedenartigen Kunflgebieten an; es waren ihrer aber
verhältnifsmäfsig fo wenige, dafs es uns nicht wundern darf, wenn es ihnen
nicht einmal gelang, eine befondere Malerinnung zu begründen. Umfonfl wurde
^^rdie Gründung einer Leidener St. Lucasgilde noch 1610 angeregt; felbft 1642
giide. führte die Erneuerung der Anregung nur erft zur Stiftung einer »Schilders-
Camer«; erft 1648 war die Leidener Malerfchaft fo erftarkt, dafs fie die
Gründung einer St. Lucasgilde durchfetzte. Erft mit diefem Jahre beginnen
daher auch die Leidener Gildenbücher1).
Die Leidener Eine der älteften Leidener Künftlerfamilien, die zugleich eine Leidener
Kunftler- , 0
famiiie Patrizierfamilie war, war diejenige der Swanenburchs. Wir wollen fie jedoch
Swanen- . .
burch. nicht weiter zurückverfolgen, als bis zu dem Bürgermeifter Isaack Claejz
i c. van (Nicolai) van Swanenburch, welcher urkundlich zwifchen 1582 und 1614 erwähnt
burch. wird Und in dem letzteren Jahre ftarb. Erhalten haben fich im Leidener Mufeum
feine durch Orlers beglaubigten Darftellungen aus der alten Tuchmacherhalle. Es
find Breitbilder mit halblebensgrofsen Figuren, welche uns verfchiedene Han-
tirungen der Tuchmacher und Tuchfärber nicht ohne Leben in der Anordnung,
aber doch recht handwerksmäfsig und leblos in der Durchführung darftellen.
Von Ifaack Claefz van Swanenburch’s zehn Kindern wurden drei Söhne
Künftler.

Jacob van Der ältefle von ihnen, Jacob van . Swanenburch, der um 1580 in Leiden
Swanen-
burch, der geboren wurde und 1638 dafelbft ftarb, ift offenbar in Italien gewefen. Er
Lehrer , ,
Rembrandts, gehört mit Laftman und Moeyaert in Amfterdam, mit Uitenbroeck im Haag zu
jenen in Rom durch den Frankfurter Adam Elsheimer beeinflufsten Malern,
welche gefchichtliche Vorgänge kleinfigurig in gröfserer, vorzugsweife landfchaft-
licher Umgebung nicht ohne malerifchen Sinn, nicht ohne abfichtliche Mit-
verwendung des Lichts für ihre Bildwirkungen, aber weniger frei und durch-
geifligt als Elsheimer felbft darzuflellen pflegten. Von feinen Bildern hat fleh
leider nur eins erhalten, welches fleh in der Kopenhagener Galerie befindet,
einen kirchlichen Feftzug auf dem Petersplatze in Rom darftellt und immerhin
genügt, um uns zu vergegenwärtigen, dafs Rembrandt, als er die Leidener Werk-
ftatt diefes Meifters mit derjenigen Laflman’s in Amfterdam vertaufchte,
keinen Richtungswechfel vornahm, fondern fich nur einem kräftigeren, tüchtigeren
Meifter derfelben Schule zuwandte.

Claes van
Swanen-
burch.
Willem van
Swanen-
burch.
Leidener
Bildnifs-
maler.

Von feinen jüngeren Brüdern fcheint Claes van Swanenburch, der 1641
im Haag noch am Leben war, ebenfalls Landfehafter gewefen zu fein2); Willem
van Swanenburch aber, welcher 1591 in Leiden geboren wurde und 1612
dafelbft ftarb, ift ein gefchätzter Zeichner und Kupferftecher3).
Natürlich hatte Leiden aber auch fchon zu Anfang des Jahrhunderts feine
Bildnifsmaler für Einzelbildniffe wie für »Schützen- und Regentenftücke«.
Der ältefle von ihnen, David Bailly, war 1584 in Leiden geboren und ftarb
dafelbft 1657. Er foll feine Kunfl bei Corn, van der Voort (oben S. 662) zu
Amfterdam vervollkommnet haben. Das Amflerdamer Reichsmufeum befitzt

1) Bredius in Obreeri's Archief a. a. O., V p. 172, p 187.
2) Vgl. Obreeri's Archief V., p. 177.
3) Vgl. Andrefen, Handbuch II, S. 576—577.
 
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