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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0249
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Die holländifche Malerei des 17. Jahrhunderts. D. Die Leidener Schule.

777

würfe.

Seine
Wander-
jahre.
Einflufs

1) Den Nachweis, dafs er in Haarlem, nicht im Haag, und zwar 1616 Efaias van de Velde’s
Schüler war, fiehe fchon oben S. 622, Anm. 3.
2) Obrem's Archief III, p. 276; V, p. 27 und 110.
3) Ueber Bilder im Privatbefitze aus diefer frühen Zeit vgl. w. Lützozv zu Vosmaefs Auffatz
a. a O. S. 15 (Anm. 1).

er feine erfle Lehrzeit bei Schilperoort und Ifaack van Swanenburch in Leiden
beendet hatte, fetzte er feine Studien bei einem gewißen Willem Gerritsz zu
Hoorn fort. Dann ging er auf Reifen, 1615 war er in Frankreich, 1616 aber
kam er 20jährig nach Haarlem1) und wurde hier Schüler Efaias van de Velde’s
(oben S. 621); und diefer wirkte fo mächtig auf ihn ein, dafs er, alle früheren velde’s
Eindrücke vergeffend, fich in den Bildern feiner Frühzeit aufs engfte an ihnin Haarlem-
anfchlofs. Doch kehrte er nun bald nach Leiden zurück, wo er fich fchon Rückkehr
nach Leiden.
1618 verheiratete und bis 1631, alfo ungefähr fo lange wie Rembrandt,
anfäffig blieb. 1631 aber wandte er fich nach dem Haag, wo er feine Eigen- Sej^eJueI(,Jr’
art erft zu ihrer Blüthe entwickelte. Im Haager Kunflleben fpielte er eine na^B dem
bedeutende Rolle2); und im Haag ftarb er 1656.
Die unter Efaias van de Velde’s Einflufs flehenden Bilder der LeidenerVan Goyens
frühe Bilder.
Frühzeit van Goyens flellen reichbelebte Dorf-, Flufs- oder Winterlandfchaften
dar. Die Bäume fpielen als Einzelwefen noch eine gröfsere Rolle auf ihnen ihre vor-
und find viel feiner und forgfältiger Afl für Aft, Blattbüfchel für Blattbüfchel
durchgebildet, als auf feinen fpäteren Bildern. Die Localfarben find, wenn fie Ih^eei^a,‘
auch immer fchon einem bräunlichen Gefammttone untergeordnet erfcheinen,
noch frifcher und wahrer; die Pinfeiführung, obgleich keineswegs dünn oder
fpitz, ift noch nicht fo leicht und breit, wie in der fpäteren Zeit van Goyen’s. Seine frühen
Es haben fich verhältnifsmäfsig wenig Bilder aus diefer Zeit des Meillers
erhalten; in öffentlichen Sammlungen zunächfl die beiden kleinen Rundbildchen
von 1621 im Berliner Mufeum, welche »Sommer und Winter« in der Artin Berlin’
Ef. v. d. Velde’s darflellen; fodann das oft erwähnte charakteriftifche Bild von
1623 im Braunfchweiger Mufeum, eine Dorfanficht mit durchziehendem Kriegs-Braun-
J ° ö fchweig,
volk, rothdachig, grünlaubig, kräftig in allen Localfarben, mit nur foviel Anflug
von gemeinfamem Tone, wie nothwendig war, um das Ganze einheitlich zufammen-
zufaffen; endlich, als Hauptbild diefer Art, das unteres Wiffens in der Literatur
noch nicht erwähnte Bild von 1625 in der Bremer Kunfthalle: ein Kirchdorf in Bremen,
unter Bäumen an einem überbrückten Fluffe. Welche Klarheit der Perfpective!
welche Sicherheit der Zeichnung! welche Leuchtkraft der Farben! welche
Wärme des Gefammttons3)! Auch die Landfchaft Von 1628 in der Galerie
Schönborn zu Wien fleht im Wefentlichen noch auf dem Boden der Kunfl (Schönborn)
Ef. van de Velde’s. Wie er von diefem feinem feften Jugendflil nur allmählich Seine Ueber-
zu freierer Behandlung überging, zeigen, noch fuchend und taftend, feine Bilder
von 1629: die Dünenlandfchaft im Berliner Mufeum und die kühle Landfchaft in Berlin,
mit dem hohen Weidenbaum neben Bauernhäufern in der Münchener Pinakothek. in München.
Als van Goyen 1631 nach Leiden zog, hatte er feinen mittleren Stil, den Der Stil der
er im Wefentlichen während der dreifsiger Jahre beibehielt, bereits vollfländig m‘zeiten
durchgebildet. Er hat fich nun feinem etwa gleichaltrigen Mitflreber Pieter 'an Goyens<
Molyn d. Ä. (vgl. oben S. 623) in Haarlem ziemlich parallel entwickelt,

fiedelung

Haag.
 
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