Die holländifche Malerei des 17. Jahrhunderts. G. Die Meifter von Rotterdam etc. 837
Jongh.
Mufeum, in der Tu-
Amfterdamer Reichs-
wicklungs-
gang.
Seine
Sittenbilder.
nur
lefenden Mann am Kamine« in der Galerie zu Afchaffenburg und die
Bildnifsmaler, Ludolf Lieve de
(Leujf, Lieve) de Jongh, welcher 1616 zu Overfchie geboren wurde und 1697
zu Hillegersberg ftarb, da er ftets in der Umgegend Rotterdams thätig war, zu s ein Leben,
den Künftlern diefer Stadt rechnen. Er war Schüler des Corn. Saftleven (fiehe Sein Ent-
unten) zu Rotterdam, des Anton Palamedefz in Delft (oben S. 829), des Jan
Bylert (oben S. 562) in Utrecht gewefen und hatte Frankreich bereift, ehe
er fich dauernd in feiner Heimath niederliefs. Seine Sittenbilder in der Art
derer des Palamedes befinden fich meift im Privatbefitze3). Wir nennen
den »
Gebiete der Malerei hat fie freilich keine eigentliche Schule gebildet; aber an
tüchtigen Malern fehlte es in der malerifchen Stadt keineswegs; und die Rotter-
damer Lucas-Gilde, deren ältefle erhaltene Statuten aus dem Jahre 1609
flammen •),' fpielte fchon im fiebzehnten Jahrhundert keine unbedeutende Rolle
im bürgerlichen Leben der Stadt.
Forfchen wir auch hier zunächft nach den Bildnifsmalern, fo tritt uns „ Di?
m Jan Daemen Cool, der 1614 der Delfter Gilde beitrat, aber fchon 1618 in Biidmfs-
Rotterdam nachweisbar ift, wo er 1660 ftarb, ein Meifter entgegen, von deffen Jan Daemen
Kunftweife wir uns, da fein Regentenftück von 1653 aus dem Heiligengeift-
hofpital zu Rotterdam im Mufeum diefer Stadt erhalten ift, wohl eine Vor-
ftellung machen können. Das Bild, welches uns drei der Regenten am Tifch,
den vierten im Begriff" einzutreten zeigt, ift hübfeh in der Anordnung, heiter
in der Haltung, frifch und natürlich in der Behandlung, aber es fehlt ihm die
künftlerifche Energie, welche Meifterwerke erften Ranges auszeichnet.
Der bedeutendfte Rotterdamer Bildnifsmaler, Abraham de Vries, der um Abr. de
1650, wahrfcheinlich in Haag, ftarb und vorher lange in Amfterdam malte,
verlegte den Schwerpunkt feiner Thätigkeit nach diefen Orten, in denen reichere
Beftellungen winkten. Wir haben ihn (oben S. 666), da er befonders durch
de Keijser beeinflufst erfcheint, der Amfterdamer Schule zugewiefen.
Dagegen müffen wir einen anderen, jüngeren Bildnifsmaler, Michiel van Michiei van
Mufcher, welcher am 27. Jan. 1645 zu Rotterdam geboren und am 25. Juni
1705 zu Amfterdam begraben wurde1 2), der Rotterdamer Schule taffen. Schüler
verfchiedener Meifter, erinnert er uns am meiften an einen von ihnen, an
Abr. van den Tempel von Leiden (oben S. 775). Doch überträgt er deffen
Kunftweife ins Kleinere. Er malte feiten lebensgrofse, in der Regel kleinere
Bildniffe, und liebte es, diefe mit fittenbildlichen Zuthaten auszuftatten. In der
Farbe ift er oft fchon kalt und flau. Bezeichnend, wenngleich nicht bezeichnet, ift
fein F'amilienbildnifsftück »Die Weinprobe« im Antwerpener Mufeum. Bezeichnet
find fein »Mutterglück« von 1683 in der Galerie Arenberg zu Brüffel, feine
»Drei Kinder vor einem Smyrnateppich im Bogenfenfter« von 1690 im Rotter-
damer Mufeum, fein Familiengruppenbild in halber Lebensgrofse von 1681 im
Haager Mufeum, fowie feine Einzelbildniffe im Berliner
riner Pinakothek und (ihrer drei von 1682 und 1686) im
mufeum.
Ferner können wir einen anderen ausgezeichneten
1) Obreen's Archief II p. 62—67. — Vgl. »Rotterdamfche Hiftorienbladen« I p. 395 ff.
2) Oud Holland III p. 233.
3) W. Bode, Studien. S. 119.
Jongh.
Mufeum, in der Tu-
Amfterdamer Reichs-
wicklungs-
gang.
Seine
Sittenbilder.
nur
lefenden Mann am Kamine« in der Galerie zu Afchaffenburg und die
Bildnifsmaler, Ludolf Lieve de
(Leujf, Lieve) de Jongh, welcher 1616 zu Overfchie geboren wurde und 1697
zu Hillegersberg ftarb, da er ftets in der Umgegend Rotterdams thätig war, zu s ein Leben,
den Künftlern diefer Stadt rechnen. Er war Schüler des Corn. Saftleven (fiehe Sein Ent-
unten) zu Rotterdam, des Anton Palamedefz in Delft (oben S. 829), des Jan
Bylert (oben S. 562) in Utrecht gewefen und hatte Frankreich bereift, ehe
er fich dauernd in feiner Heimath niederliefs. Seine Sittenbilder in der Art
derer des Palamedes befinden fich meift im Privatbefitze3). Wir nennen
den »
Gebiete der Malerei hat fie freilich keine eigentliche Schule gebildet; aber an
tüchtigen Malern fehlte es in der malerifchen Stadt keineswegs; und die Rotter-
damer Lucas-Gilde, deren ältefle erhaltene Statuten aus dem Jahre 1609
flammen •),' fpielte fchon im fiebzehnten Jahrhundert keine unbedeutende Rolle
im bürgerlichen Leben der Stadt.
Forfchen wir auch hier zunächft nach den Bildnifsmalern, fo tritt uns „ Di?
m Jan Daemen Cool, der 1614 der Delfter Gilde beitrat, aber fchon 1618 in Biidmfs-
Rotterdam nachweisbar ift, wo er 1660 ftarb, ein Meifter entgegen, von deffen Jan Daemen
Kunftweife wir uns, da fein Regentenftück von 1653 aus dem Heiligengeift-
hofpital zu Rotterdam im Mufeum diefer Stadt erhalten ift, wohl eine Vor-
ftellung machen können. Das Bild, welches uns drei der Regenten am Tifch,
den vierten im Begriff" einzutreten zeigt, ift hübfeh in der Anordnung, heiter
in der Haltung, frifch und natürlich in der Behandlung, aber es fehlt ihm die
künftlerifche Energie, welche Meifterwerke erften Ranges auszeichnet.
Der bedeutendfte Rotterdamer Bildnifsmaler, Abraham de Vries, der um Abr. de
1650, wahrfcheinlich in Haag, ftarb und vorher lange in Amfterdam malte,
verlegte den Schwerpunkt feiner Thätigkeit nach diefen Orten, in denen reichere
Beftellungen winkten. Wir haben ihn (oben S. 666), da er befonders durch
de Keijser beeinflufst erfcheint, der Amfterdamer Schule zugewiefen.
Dagegen müffen wir einen anderen, jüngeren Bildnifsmaler, Michiel van Michiei van
Mufcher, welcher am 27. Jan. 1645 zu Rotterdam geboren und am 25. Juni
1705 zu Amfterdam begraben wurde1 2), der Rotterdamer Schule taffen. Schüler
verfchiedener Meifter, erinnert er uns am meiften an einen von ihnen, an
Abr. van den Tempel von Leiden (oben S. 775). Doch überträgt er deffen
Kunftweife ins Kleinere. Er malte feiten lebensgrofse, in der Regel kleinere
Bildniffe, und liebte es, diefe mit fittenbildlichen Zuthaten auszuftatten. In der
Farbe ift er oft fchon kalt und flau. Bezeichnend, wenngleich nicht bezeichnet, ift
fein F'amilienbildnifsftück »Die Weinprobe« im Antwerpener Mufeum. Bezeichnet
find fein »Mutterglück« von 1683 in der Galerie Arenberg zu Brüffel, feine
»Drei Kinder vor einem Smyrnateppich im Bogenfenfter« von 1690 im Rotter-
damer Mufeum, fein Familiengruppenbild in halber Lebensgrofse von 1681 im
Haager Mufeum, fowie feine Einzelbildniffe im Berliner
riner Pinakothek und (ihrer drei von 1682 und 1686) im
mufeum.
Ferner können wir einen anderen ausgezeichneten
1) Obreen's Archief II p. 62—67. — Vgl. »Rotterdamfche Hiftorienbladen« I p. 395 ff.
2) Oud Holland III p. 233.
3) W. Bode, Studien. S. 119.