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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0312
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840

Sechstes Buch. II. Abtheilung. Zweiter Abfchnitt.

Seine
Seeftücke.

Jacob
Ochtervelt.

Seine
Marktbilder.

Seine
»Arbeiter ixn
Weinberge«.

Seine Bauernftuben feiner Hand vor, wie die »Spieler« von 1644 in der Sammlung
Bauern- x
ftuben.

zu Hannover, wie »der Geruch« von 1646 in der Münchener Pinakothek,
denen fich die »Wirthsftube« derfelben Sammlung, die »Bauerngefellfchaft« des
Braunfchweiger Mufeums und ein ähnliches Bild in der Dresdener Galerie an-
fchliefsen. In den fünfziger Jahren fing er an feine hübfchen, frifchen Markt-
bilder zu malen, wie das Dorfbild von 1650 und den »Grofsen Markt zu
Rotterdam« von 1654 im Rotterdamer Mufeum, den »Gemüfemarkt« von 1653,
den »Fifchmarkt« von 1654 in der Caffeler Galerie; ihnen folgt das fchon
erwähnte Dresdener Bild von 1664, und ihnen fchliefsen fich Marktbilder im
Reichsmufeum und in der Sammlung van der Hoop zu Amflerdam, fowie in
der Karlsruher Kunfthalle an. In den fechziger Jahren malte er daneben
wiederholt die Parabel von den Arbeitern im Weinberge des Herrn; fo 1665
das Bild des Braunfchweiger Mufeums, 1666 dasjenige der Sammlung Steen-
gracht des Haag, 1667 dasjenige der Dresdener Galerie. Von 1661 befitzt
das Amfterdamer Reichsmufeum noch den »Zitherfpieler mit der laufchenden
Frau«, von 1668 ein eigentliches Seeftück, »den Sturm«, etwas glatt, aber
gut gemalt. Eine ähnliche »Marine« Sorgh’s, fchon von 1650, befitzt übrigens
die Ermitage zu St. Petersburg; dazu eine »Bauernfchlägerei« von 1665. Eine
bezeichnete Flufslandfchaft endlich befindet fich noch bei Herrn Werner Dahl
in Düffeldorf.
Der Vertreter des ehemals fogenannten »höheren Genre« in der Rotter-
damer Schule ift Jacob OchterveltJ Es ift jedoch weder erwiefen, dafs er in
Rotterdam geboren, noch dafs er hier geftorben ift; aber von 1665 bis 1672
ift er urkundlich in Rotterdam nachweisbar; und 1710 wird hier feine Wittwe
Swkkiung" erwähnt; 1674 aber malte er, wie fein im Reichsmufeum aufbewahrtes halb-
lebensgrofses, halbfittenbildlich aufgefafstes Gruppenbild der Regenten des
Leprofenhaufes, denen fich eine Frau mit drei Kindern vorftellt, von eben diefem
eigendkhen Jahre beweift, in Amfterdam. Seine eigentlichen Sittenbilder, die bald an
Sittenbilder. baid an Mieris, bald an Terborch erinnern, find in ihren Typen, in ihrer
bewegten Haltung und in ihrer ausgefprochenen, wenn auch abgetönten Ge-
wandfarbe doch flets als Werke Ochtervelt’s zu erkennen. Er zeigt fich in
ihnen nicht nur als feinfühligen Maler, fondern auch als lebendigen Erzähler
Am beften kann man ihn in der Ermitage zu St. Petersburg kennen lernen,
die vier bezeichnete Sittenbilder feiner Hand befitzt. Der Küchenfphäre ge-
hört fein Bild der Galerie zu Arenberg in Brüffel an. Sehr charakteriftifch
ift fein Bild von 1669 in der Dresdener Galerie (Fig. 628), welches einen
galanten Herrn zeigt, im Begriff einer Dame, vor der ihr Töchterchen mit
ihrem Schoofshund fpielt, Citronenfcheiben ins Glas zu fchneiden; und charak-
teriftifch find auch feine »mufikalifche Dame« von 1663 in der Kopenhagener
Galerie und fein »Pärchen beim Frühftück« im Rotterdamer Mufeum. Auch
im Berliner, im Haager Mufeum, in der Karlsruher Kunfthalle u. f. w. befinden
fich Bilder feiner Hand.
Als Ochtervelt’s Nachfolger, vielleicht fein Schüler, erfcheint in einigen
vaJ°Geei. feiner Bilder Joofl van Geel, der 1631 zu Rotterdam geboren war und 1698

1) Auffatz über ihn in Obreens Archief V p. 316—322.
 
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