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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0410
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938

in

Seine
Vorbilder.

Seine
Jugend-

aggreffiven
Gefellfchaft
für Menfch-
auf diefem

durch Nachdunkelung manchmal fchwer geworden, in kleineren Oel-
oft aber auch zart und eigenartig. Als Künftler im geiftigen Sinne des
hat er entfchieden mehr Geifl als Gemüth. In feinen grofsen Werken,
hergebrachte Gegenftände behandeln, flöfst er uns durch die Rohheit

Cartons für
die Teppich-
wirkerei.

Siebentes Buch. Zweiter Abfchnitt.

Seine
Fresken
der
Kathedrale
zu Zaragoza,

manchmal auch falopp, niemals hergebrachten Methoden, flets feinem augen-
blicklichen Bedürfniffe folgend; feine Färbung ift niemals reich im Sinne der
Venezianer; fie berückfichtigt hauptfächlich grofse Licht- und Schattenmaffen
und ift
Sein Geift. bildern
Wortes
welche
feiner Auffaffung manchmal zurück, zieht er uns durch feine unerfchrockene
Wahrheitsliebe manchmal aber auch wieder an; in feinen Sittenbildern feffelt er
uns durch die ungefchminkte Wiedergabe der graufigften wie der leichtlebigflen
Vorgänge, die er erlebte; in feinen Bildniffen intereffirt er uns durch die
Schärfe feiner Auffaffung, wie durch die flüchtige Leichtigkeit feiner Behand-
lung; am meiden er felbfl aber ift er in feinen halb phantaftifchen, halb fatiri-
fchen Radirungen, in denen er revolutionären, fkeptifchen und
Tendenzen huldigt, das hohle Treiben der
feiner Zeit humorlos, aber unerbittlich bitter
lichkeit und Aufklärung in die Schranken
Gebiete überfchreiten aber oft die Grenze,
der Karikatur trennt.
Wenn Goya auch nicht läugnete, dafs Bayeu fein Lehrer gewefen, fo
bezeichnete er fpäter doch felbft die Natur, Velazquez und Rembrandt als
feine eigentlichen Lehrmeifter. Von Rembrandt kann er jedoch kaum mehr
als die Radirungen gekannt haben; und nur auf ihrem Gebiete, und auch auf
diefem hauptfächlich nur als Techniker, konnte er fich als deffen Nachfolger
anfehen.
Bald nach feiner Rückkehr aus Italien, feit 1776, wurde Goya, durch
arbeiten. Mengs herangezogen, beauftragt, farbige Cartons als Vorlagen für die in der
Manufactur Sa. Barbara zu wirkenden Teppiche, welche die königlichen Schlöffer
fchmücken füllten, herzuftellen. Wahrfcheinlich durch die in Madrid befon-
ders zahlreichen Teppiche nach Bildern D. Teniers d. J. angeregt, wählte er
durchaus fittenbildliche Motive. Das ganze fpanifche Volksleben fpiegelt fleh
heiter und anmuthig in diefen Darftellungen wieder. Achtunddreifsig der
Cartons befinden fich im Goya-Saal des Madrider Mufeums, die ausgeführten
Teppiche theils im Pardofchloffe, theils im Escorial1)- Es ift bezeichnend,
dafs Goya durch diefe feine frühe Hauptarbeit, welche feinen Ruhm entfehied,
fofort energifch ins Fahrwaffer der Sittenmalerei gerieth.
Gleichwohl blieben ihm auch grofse monumentale Aufgaben nicht erfpart.
Im Jahre 1783 mufste er, mit anderen Schülern Bayeu’s, grofse Fresken in der
Kathedrale zu Zaragoza ausführen. Er malte das Kuppelbild, welches die heil.
ü Jungfrau, umgeben von den Märtyrern, in der Himmelsglorie darftellt. Von
allen Werken, die Goya gefchaffen, fteht diefes am meiften innerhalb der über-
lieferten Auffaffung und des überlieferten Stils. Viel eigenartiger find die
Fresken, mit welchen er 1798 die Kuppel und die Wände des Kirchleins San
zu Madrid. Antonio de la Florida vor Madrid fchmückte; am eigenartigften ift das Kuppel-

Geiftlichkeit und der
geifselt und mittelbar
tritt. Seine Arbeiten
welche fcharfe Charakteriftik von

1) Cruzada Villaamil: Los Tapices de Goya. Madrid 1870.
 
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