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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0414
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DRITTER ABSCHNITT.

Die französische Malerei des 18. Jahrhunderts

Epochen der
franzöfifchen
Kunft des 18.
Jahr-
hunderts.

Ihre Unter-
fcheidung.

udwig XIV. ftarb 1715, Ludwig XV. 1774, Ludwig XVI. wurde 1792
abgefetzt, 1793 hingerichtet. Die Franzofen felbft bezeichnen die
hauptfächlichften Stilphafen ihrer Kunft des 18. Jahrhunderts mit den
Namen diefer drei Monarchen, mit deren Regierungszeit in der That die Dauer
der drei bedeutendften franzöfifchen Decorationsfpielarten jenes Zeitraumes
ungefähr zufammenfällt. Diefe Wandlungen, welche fich eben am deutlichflen
in den decorativen Künften ausfprechen, laffen fich aber ebenfowohl in dem
ganzen Sitten- und Geiftesleben der Nation, deffen Ausflufs fie find, laffen fich
nicht minder auf allen übrigen Kunftgebieten, nicht am wenigften in der Malerei
nachweifen. Unter Ludwig XIV. herrfchte überall ftilvolle Etikette, würde-
volles Pathos, fteife Pracht; unter Ludwig XV. behaglicher Lebensgenufs, kaum
oder gar nicht verhüllte Sinnlichkeit, leichte und tändelnde Anmuth; unter
Ludwig XVI. erfolgte dann die bewufste Umkehr, welche von der Literatur
bereits zu Lebzeiten Ludwigs XV. vorbereitet worden war; fie erfolgte am
gewaltfamften und am gründlichflen auf politifchem Gebiete; am allmählichften
und am wenigften folgerichtig auf dem Gebiete der bildenden Künfte, die zwar
mit dem bürgerlichen Sittenbilde zur Natur, im übrigen aber in völliger Ver-
kennung der Logik der Gefammtumwälzung —■ zur ftrengeren Nachahmung der
Antike zurückkehrte.

begnügten fich damit, als

Einflufs der
Parifer
Akademie.

Dementfprechend bewahrte die Akademie zu Paris, obgleich ihr im Laufe
des 18. Jahrhunderts in allen Hauptflädten der Provinz ähnliche Anftalten an
die Seite gefetzt worden waren1 2), nach wie vor eine unbeflrittene Vorherr-
fchaft über die Malerei des ganzen Königreiches. Trotz des Beftrebens, auch
provinzielle Kunftmittelpunkte zu fchaffen, fuchten und fanden doch nur wenige
bedeutende Künftler einen Wirkungskreis fern vom Geftade der Seine; und in
Paris mufsten alle einigermafsen tüchtigen Künftler fchon aus dem Grunde den
Eintritt in die Akademie erftreben, um zu den öffentlichen Ausftellungen des
»Salon« zugelaffen zu werden, welche hier bereits im 18. Jahrhundert als Haupt-
ereigniffe angefehen wurden; nur wenige von ihnen

1) Die allg. Literatur oben S. 301. — Dazu: Edm. et Jules Goncourt: L’art du XVIII. siede.
Dritte Aufl. Vol. I. 1880, Vol. II. 1882. — A. Jal: Dictionnaire critique de biographie etc. 2 ed.
Paris 1872. — Alfr. von Wurzbach: »Die franzöfifchen Maler des XVIII. Jahrhunderts«. 3. Serie
der »Klaffiker der Malerei«. Stuttgart (Paul Neff) 1879.
2) J: D. Fiorillo: »Von den Akademien der Mahlerei, Sculptur und Architektur in Frankreich«
im Anhang feiner Gefchichte der Mahlerei in Frankreich. Göttingen 1805, S. 569 — 592.
 
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