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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0530
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1058

Siebentes Buch. Sechster Abfchnitt.

können. Doch war ihm vergönnt, die wichtigften Privatgalerien in den Pa-
läften Londons und den Landfitzen der englifchen Grofsen zu befichtigen.
Uebrigens genügen auch die öffentlichen Sammlungen Londons, wie diejenigen
der National Gallery, die fich durch grofsartige Vermächtniffe und Ankäufe
ftets bereichert, des South-Kenfington Mufeums, des Dulwich College, des John
Soane Mufeums und des Foundling Hofpitals, um einen anfchaulichen Ueberblick
über die Entwickelung der englifchen Schule zu gewinnen.

A. Die vier Begründer der englifchen Malerei des 18. Jahr-
hunderts und ihre Vorläufer.

Allan
Ramfay.

Einheimifche
Bildnifsmaler
der Vorbe-
reitungszeit.
Jonathan
Richardfon.

Bedeutung
der Bildnils-
malerei in
England.

Die
decorative
Hiftorien-
malerei
reituX°szeit *^en anderen Ländern, fehen wir Ausländer bis tief in diefes Jahrhundert hinein
den Ton angeben. Den Uebergang aus dem 17. Jahrhundert machte hier noch

Reiche, felbftbewufste, auf die Freiheit jedes Einzelnen flolze Völker
können nicht ohne Bildnifsmalerei fein. Diefe war daher feit Holbeins Zeiten
auch in England der lohnendfte und in Folge deffen auch der blühendfte
Kunftzweig gewefen. Bis ins 18. Jahrhundert hinein aber waren gerade auf
diefem Gebiete Ausländer die bevorzugten Künftler der englifchen Grofsen
Lübecker gewe^en Dafs der Lübecker S'z’r Godfrey Kneller noch beinahe das ganze
Kneiier. erfte Viertel des 18. Jahrhunderts hindurch der gefuchtefle Londoner Bildnifs-
maler war, haben wir bereits oben (S. 901) gefehen. Neben und nach ihm
arbeitete als der letzte bevorzugte ausländifche Bildnifsmaler in London der
Derüahivede Stockholmer Michael Dahl (1656—1743), von deffen Hand fich acht lebens-
grofse Damenbildniffe in ganzer Geflalt zu Petworth befinden. Mit beiden fuchten,
wie wir ebenfalls bereits gefehen haben (oben S. 905), fchon im 17. und im
Uebergang zum 18. Jahrhundert eine Reihe einheimifcher Künftler zu wett-
eifern, ohne es jedoch, von Dobfon (oben S. 905) abgefehen, zu wirklichem
Anfehen bringen zu können. Diefer Wetteifer einheimifcher Bildnifsmaler mit
den ausländifchen dauerte in der erften Hälfte des 18. Jahrhunderts ohne
gröfseren Erfolg fort. Englifche Bildnifsmaler, wie Jonathan Richardfon (1665
bis 1745), der Schüler John Riley’s (oben S. 905), ein im vorigen Jahrhundert
als Kunftkritiker ’) auch auf dem Feftlande oft genannter Künftler, Charles
ch. jervas. fervas (1675—1739), deffen Bildnifs Pope’s fich im Lansdowne-Houfe, deffen
w. Aikman. Bildnifs Newtons fich in der »Royal Society« befindet, William Aikman
(1682—1731), deffen unvollendetes königliches Familienbild in drei Abtheilungen
dem Duke of Devonfhire gehört, während die Edinburger Galerie zwei männ-
Th. Hudfon. liehe Bildniffe feiner Hand befitzt, Thomas Hudfon (1701 —1779), der Lehrer
Sir Jofuah Reynolds’, der Meifter des Bildniffes Händel’s in der National
Portrait Gallery, und felbft noch der in Italien gebildete, in der Edinburger
Galerie mit zwei Bildniffen vertretene geiftvolle Schotte Allan Ramfay (1713 —
1784), der Oberhofmaler Georg’s III. war, flehen immer noch erft im Vorhofe
der grofsen englifchen Kunft.
Auf dem Gebiete der decorativen Hiftorienmalerei, der die Ar-
chitektur des 18. Jahrhunderts in England fo wenig entrathen konnte, wie in

1) An Essay on the whole Art of Criticism in Relation to Painting. London 1719.
 
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