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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0531
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Die englifche Malerei des 18. Jahrhunderts. A. Die vier Begründer und ihre Vorläufer.

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der bereits oben (S. 902) befprochene flotte Italiener Antonio Verrio (1634—1707) vlrrioaIiener
mit. Auf ihn folgten italienifche Meifter wie Antonio Pellegrini (oben S. 919) und Pellegrini,
Sebaßiano Ricci (oben S. 230). In feinen Spuren aber wandelten Engländer wie Ricci.
John Lagnerre (geft. 1748) und Francis Heyman (1708—1776), deffen Gemälde Engländer
in Vauxhall-Gardens berühmt wurden. Der erfle Engländer, welcher auf diefem un^Heyman.
Gebiete, wenn er heute auch unterfchätzt zu werden pflegt, wirklichen Nach-
ruhm erntete und denfelben innerhalb feiner flotten, farbigen, einerfeits durch
Rubens, andererfeits durch Le Brun beeinflufsten Auffaffung und Malweife auch
verdiente, war Sir James ThornhillJ der 1676 zu Melcombe Regis bei Wey- ThorS
mouth geborene, 1734 nach einem thätigen, an Ehren und Aufträgen reichen Sein Leben.
Leben auf feinem Gute bei Weymouth geftorbene Meifter, deffen Hauptwerke G^ide
die acht Gemälde aus dem Leben des Apoftels Paulus in der Kuppel der
Paulskirche zu London und die gewaltige, den englifchen König Wilhelm von paJfsjJrche,
Holland und feine Gemahlin Mary verherrlichende Freskenfolge in der grofsen Gree™,ich
Halle des Hofpitals zu Greenwich (1708—1727) find. Doch malte er auch die en ^"cfhen
»Hallen« mancher englifchen Landfitze, wie Blenheims, Moor Park’s, Eafton Landfitzen.
Nefton’s, einige Zimmer zu Hampton Court und Altarbilder für All Souls- und zu c0a™tpton
für Queens-College in Oxford. Seine Zeitgenoffen ehrten ihn aufs höchfte. zu Oxford.
Das Volk wählte ihn ins Parlament, König Georg I. erhob ihn in den Ritter-
fland. Es war der erfte englifche Künftler, dem diefe Ehre in England zu
Theil wurde. Gleichwohl ftellen die englifchen Kritiker1 2) auch ihn mit Recht
nur in den Vorhof der national-englifchen Kunft. Er war eben doch nur der
glänzendfte englifche Meifter einer äufserliehen, decorativen Richtung, die im
Begriff war, fich zu überleben.
Eine Stellung für fich nimmt diefen Meiftern gegenüber der Architekt, Maler
und Landfchaftsgärtner William Kent (1685—1748) ein. In Italien gebildet,
fand er als Baumeifter ftrengen Stils vielen Beifall in London. Als Maler ver- ai^jüller’
trat er einen verfrühten fchwachen Hellenismus. Sein Hauptwerk, ein Altarbild
für die St. Clemens-Kirche in London, wurde durch Hogarth’s Caricatur auf
dasfelbe fo berüchtigt, dafs der Bifchof es 1725 von feinem Platze entfernen
liefs. Grofs ift Kent nur als Landfchaftsgärtner. Als folcher bezeichnet gerade Landfchafts-
er die Umkehr zur Natur und zur Freiheit. Er gilt als der Erfinder des eng- gartner-
lifchen Parkftils.

Was endlich die Vorläufer der englifchen Grofsmeifter auf dem Gebiete T
der Landfchaftsmalerei betrifft, in der die Engländer fo Grofses leiften ™al<y der
ö Vorberei-
follten, fo müßen wir auch hier zunächft an zwei fchon erwähnte Ita- tungszeit.
Die Italiener
liener, an Antonio Canale (oben S. 929) und Fr. Zuccherelli (oben S. 918) banale und
erinnern, welche in England eine aufserordentlich rege Thätigkeit entfalteten.
Ein hauptfächlich als Theaterdecorationsmaler beschäftigter gewandter Manierifl:, Engländer
deffen Staffeleibilder deutliche Anklänge an G. Pouffin verrathen, war George
Lambert (1710—1765), von deffen Hand der Verfaffer 1879 im South Kenfington g. Lambert,
Mufeum eine recht klare, am meiflen an Orizzonte erinnernde Landfchaft mit

biblifcher Staffage fah. Selbftändiger waren die Nachahmer des grofsen

1) Die liebevollfte Würdigung diefes halb franzöfirenden Meifters bei dem Franzofen L. Pesqui-
doux a. a. O. p. 5 — 20.
2) R. df S. Redgrave a. a. O. p. 41 thun ihn mit vier Zeilen ab.
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