1092
Siebentes Buch. Sechster Abfchnitt.
im Windfor
im Thron-
zu London
letzten Zeit
Religiöfe
Darftel-
lungen.
Frühe Dar-
ftellungen
aus dem
Alterthum.
1) The works of James Barry Esq. — to which is prefixed some account of the Life and
the Writings of the author. 2 Vol. London 1809.
gemalt worden waren. »Correctheit« ift aber auch das Befte, was man Wefl’s
charak- Bildern nachrühmen kann. Sie find kalt und conventionell in der Anordnung
Kunft. Und in den Formen, öde und geiftlos in der Bewegung und im Ausdruck,
trocken und leer in der Malweife, kalt, mit ziegelrothen Fleifchtönen in der
Färbung. Ein bahnbrechender Einflufs wird ihm nur auf dem Gebiete zeit-
genöffifcher Gefchichtsmalerei zugefchrieben. Es wird ihm als kühne Neuerung
angerechnet, dafs er auf feinem berühmten, durch Woollett’s Stich bekannten
Bilde, welches den Tod des Generals Wolfe im Augenblicke feiner Eroberung
Quebecs darftellt, die englifchen Soldaten nicht nackt oder in altrömifcher
Tracht, fondern in ihren wirklichen Uniformen dargeflellt hat; und wir wollen
ihm den gefunden Menfchenverftand, den er bei diefer Gelegenheit auch
Reynolds’ Einfprache gegenüber bewiefen hat, um fo weniger ftreitig machen,
als Copley’s Bilder ähnlicher Art jünger find als die feinen; aber eine That
des gefunden Menfchenverftandes, der fo wie fo zum Durchbruch kommen
mufste, braucht noch keine künftlerifche Grofsthat zu fein.
Zu Wefl’s früheften Londoner Bildern gehören einige Werke, welche Stoffe
aus der alten Welt behandeln: »Oreftes und Pylades vor Iphigenia« und
»Kleombrotos von König Leonidas II. in die Verbannung gefchickt« in der
National Gallery zu London, »Agrippina mit der Afche des Germaniens« im
Burleigh Houfe beim Marquis of Exeter, und »Alexander der Grofse mit feinem
Arzte« im Stafford Houfe zu London. — Dann folgten feine eigentlichen
Gebfndei^ts' Gefchichtsbilder, wie der erwähnte »Tod des Generals Wolfe« (Fig. 696) und
»die Schlacht bei La Hogue« im Grosvenor Houfe beim Duke of Weftminfter,
Bilder, die allerdings, obgleich auch fie an einer gewiffen Trockenheit und einem
gewiffen Mangel an Individualität leiden, zu feinen beflen Werken gehören, —
wie die Wiederholung des »Todes des Generals Wolfe« im Schlöffe Hampton
Court, — wie feine zahlreichen Bilder aus der englifchen Gefchichte
Caftle, unter ihnen befonders die »Einfetzung des Garter-Ordens«
faale, ein Bild, zu dem fich die Skizze in der National Gallery
befindet. — Seine religiöfen Darftellungen gehören zumeift feiner
an. Genannt feien: »Chriftus, die Kinder fegnend«, in der Kapelle des Findling-
Hofpitals zu London, »Chriftus, die Kranken heilend« und »das Abendmahl«
in der National Gallery dafelbft, »Paulus und Barnabas« und der »Tod auf dem
fahlen Roffe« (1817 gemalt) in der Academy zu Philadelphia. Das zuletzt genannte
apokalyptifche Bild gehört zu den am grofsartigften gedachten Werken Weft’s,
die der Verfaffer gefehen. Mehr gedacht als empfunden aber ift auch diefes.
James Barry. Der eigentliche Klaffiker in diefer Reihe war James Barry '), R- A. Diefer
Sein Leben, wurde am 11. Oct. 1741 zu Cork in Irland geboren, machte feine erften Studien
in Dublin, wo er zum Katholizismus übertrat, ging 1764 nach London, 1765
aber bereits nach Italien, wo er, hauptfächlich in Rom, fünf Jahre zubrachte;
1770 liefs er fich mit der ausgefprochenen Abficht, England eine klaffifche
Kunft zu geben, in London nieder. Nachdem er feinen »Sündenfall« (Adam und
Eva), der in der »Society of Arts« auf bewahrt wird, und feine »Venus, dem
Siebentes Buch. Sechster Abfchnitt.
im Windfor
im Thron-
zu London
letzten Zeit
Religiöfe
Darftel-
lungen.
Frühe Dar-
ftellungen
aus dem
Alterthum.
1) The works of James Barry Esq. — to which is prefixed some account of the Life and
the Writings of the author. 2 Vol. London 1809.
gemalt worden waren. »Correctheit« ift aber auch das Befte, was man Wefl’s
charak- Bildern nachrühmen kann. Sie find kalt und conventionell in der Anordnung
Kunft. Und in den Formen, öde und geiftlos in der Bewegung und im Ausdruck,
trocken und leer in der Malweife, kalt, mit ziegelrothen Fleifchtönen in der
Färbung. Ein bahnbrechender Einflufs wird ihm nur auf dem Gebiete zeit-
genöffifcher Gefchichtsmalerei zugefchrieben. Es wird ihm als kühne Neuerung
angerechnet, dafs er auf feinem berühmten, durch Woollett’s Stich bekannten
Bilde, welches den Tod des Generals Wolfe im Augenblicke feiner Eroberung
Quebecs darftellt, die englifchen Soldaten nicht nackt oder in altrömifcher
Tracht, fondern in ihren wirklichen Uniformen dargeflellt hat; und wir wollen
ihm den gefunden Menfchenverftand, den er bei diefer Gelegenheit auch
Reynolds’ Einfprache gegenüber bewiefen hat, um fo weniger ftreitig machen,
als Copley’s Bilder ähnlicher Art jünger find als die feinen; aber eine That
des gefunden Menfchenverftandes, der fo wie fo zum Durchbruch kommen
mufste, braucht noch keine künftlerifche Grofsthat zu fein.
Zu Wefl’s früheften Londoner Bildern gehören einige Werke, welche Stoffe
aus der alten Welt behandeln: »Oreftes und Pylades vor Iphigenia« und
»Kleombrotos von König Leonidas II. in die Verbannung gefchickt« in der
National Gallery zu London, »Agrippina mit der Afche des Germaniens« im
Burleigh Houfe beim Marquis of Exeter, und »Alexander der Grofse mit feinem
Arzte« im Stafford Houfe zu London. — Dann folgten feine eigentlichen
Gebfndei^ts' Gefchichtsbilder, wie der erwähnte »Tod des Generals Wolfe« (Fig. 696) und
»die Schlacht bei La Hogue« im Grosvenor Houfe beim Duke of Weftminfter,
Bilder, die allerdings, obgleich auch fie an einer gewiffen Trockenheit und einem
gewiffen Mangel an Individualität leiden, zu feinen beflen Werken gehören, —
wie die Wiederholung des »Todes des Generals Wolfe« im Schlöffe Hampton
Court, — wie feine zahlreichen Bilder aus der englifchen Gefchichte
Caftle, unter ihnen befonders die »Einfetzung des Garter-Ordens«
faale, ein Bild, zu dem fich die Skizze in der National Gallery
befindet. — Seine religiöfen Darftellungen gehören zumeift feiner
an. Genannt feien: »Chriftus, die Kinder fegnend«, in der Kapelle des Findling-
Hofpitals zu London, »Chriftus, die Kranken heilend« und »das Abendmahl«
in der National Gallery dafelbft, »Paulus und Barnabas« und der »Tod auf dem
fahlen Roffe« (1817 gemalt) in der Academy zu Philadelphia. Das zuletzt genannte
apokalyptifche Bild gehört zu den am grofsartigften gedachten Werken Weft’s,
die der Verfaffer gefehen. Mehr gedacht als empfunden aber ift auch diefes.
James Barry. Der eigentliche Klaffiker in diefer Reihe war James Barry '), R- A. Diefer
Sein Leben, wurde am 11. Oct. 1741 zu Cork in Irland geboren, machte feine erften Studien
in Dublin, wo er zum Katholizismus übertrat, ging 1764 nach London, 1765
aber bereits nach Italien, wo er, hauptfächlich in Rom, fünf Jahre zubrachte;
1770 liefs er fich mit der ausgefprochenen Abficht, England eine klaffifche
Kunft zu geben, in London nieder. Nachdem er feinen »Sündenfall« (Adam und
Eva), der in der »Society of Arts« auf bewahrt wird, und feine »Venus, dem