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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0578
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i io6

Siebentes Buch. Sechster Abfchnitt.

Seine Art
von

Bilder
Turners in
anderen
Sammlungen

Bilder diefer
Art in der
National-
Gallery.

i) Ueber das »Liber Studioruin« Fr. Wedmore in der »Academy« 1879 nn. 377, 389, 399;
und in L’Art 1879, 232—234.

»Feuer auf See«, wie »das Dampffchiff im Seefturm« und »der Eifenbahn-
im Regen und Sturm« (»Rain, Steam and Speed«), denen fich die in ihrer
köftlichen venezianifchen Anfichen feiner Spätzeit anreihen.
Alle diefe Bilder Turner’s gehören der National Gallery in London, welche,
da Turner ihr feinen Nachlafs vermachte, nicht weniger als 110 feiner beften
Oelbilder und noch manche feiner Wafferbilder befitzt. Neben diefer Fülle ver-
lohnt es fich kaum, dem Meifter in anderen Sammlungen nachzugehen; doch fei

flilvolle Auffaffung, z. B. in feinen Bildern des Golfs von Bajä und eines
Morgens in Karthago in der Londoner National Gallery, bald aber wird er
freier, leichter in der Anordnung, duftiger und zügellofer in der Pinfelführung,
märchenhafter und phantaflifcher in der Färbung und Gefammtflimmung: fo in
der »Brücke des Caligula am Golf von Bajä«, fo in dem köftlichen Bilde »Ulyffes,
den Steinwürfen Polyphem’s entfegelnd«. Auch treten in den unmittelbar der
Natur abgelaufchten Anfichten farbenglühende römifche neben die nordifchen
Motive.
In feiner dritten und letzten Epoche (1830—1850) verwerthete Turner,
:83o—1850. wenngleich die klaffifch-poetifchen Vorwürfe als folche in feinen Bildern noch
zunahmen, doch nur feiten mehr Anklänge an den landfchaftlichen Klaffizismus
eines Claude oder eines Pouffin, wie fie fich z. B. entfernt noch im »Childe
Harold« von 1832 nachfühlen laffen, geht er vielmehr feinen ganz eigenen, durch
und durch phantaflifchen und poefiereichen, manchmal für den nüchternen
Beobachter an Wahnfinn grenzenden Weg bei ganz leichter, breiter, freier,
duftiger Behandlung, ganz bunten, reichen, weniger der Natur abgefehenen, als
der Phantafie entfprungenen, manchmal in der That unbegreiflichen, im Ganzen
aber immer harmonifchen Farbenfpielen. Hierher gehören die noch von 1829
flammende »Vifion der Medea«, »die drei Männer, welche aus dem feurigen Ofen
kommen« (1832), »Apollon und Daphne« (1837), »Hero und Leander« (1837),
»Phryne im Bade« (1838), »Bacchus und Ariadne« (1840) und »Königin Mabs
Grotte« (1846); hierher gehören feine durch noch eigenartigere Naturauffaffung
ausgezeichneten, ganz von atmofphärifch-landfchaftlicher Stimmung umfloffenen
Vorgänge aus der Neuzeit, wie »die letzte Fahrt des zum Abbruch beftimmten
Kriegsfchiffes Temeraire bei Sonnenuntergangsftimmung« (1839) (Fig. 701), wie
»das Begräbnifs David Wilkie’s auf hoher See vom Dampffchiff aus« (1842) und
»die Eröffnung der Walhalla bei Regensburg« (1843); hierher gehören endlich die
ganz eigenartigen, fchon dem modernen »Impreffionismus«, als deffen Vater
man Turner mit manchen feiner letzten Werke anfehen kann, die Wege weifen-
den Bilder, welche freilich bei ihm immer noch den geifligen Inhalt haben, die
Menfchenkraft im Kampfe mit Naturphänomenen zu zeigen: vielbefprochene Bilder,
wie
zug
Art

Dem Uebergang von feiner erften in feine zweite Epoche gehört auch feine
unter dem Namen »Liber Studiorum« berühmte 1807—1819 erfchienene Samm-
lung eigenhändiger Radirungen an1).
SeivonArt I*1 dem zweiten Zeiträume feiner Wirkfamkeit, die etwa von den Jahren
1815—1830. ygi5 und 1830 begrenzt wird, liebt er anfangs immer noch Anklänge an Claudes
Bilder diefer
Art in der
National
Gallery.
 
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