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Stellung der politischen Entwicklung Frankreichs, die er
jetzt mit eigenen Augen schaute. Voll Eifer widmete er
sich dieser Aufgabe und gab in verschiedenen Schriften
seinen Landsleuten ein lebendiges Bild der geistigen und
politischen Zustände der französischen Hauptstadt.
Rebmanns Aufenthalt in Paris fällt in die Zeit des
Direktoriums. Im Vergleich zu den gewaltigen Erschütte-
rungen der Schreckenszeit war Ordnung und eine gewisse
Ruhe wiederhergestellt worden, aber eine dumpfe Gährung
war noch immer unter den verschiedenen Parteien vorhanden.
Allmählich wuchs die Unzufriedenheit gegen das Direk-
torium, das weder den Frieden nach aussen stiften wollte,
noch den Frieden im Innern aufrecht zu erhalten verstand.1)
Die Angst vor der Wiederkehr einer neuen Schreckens-
zeit trieb die Mehrheit der Bürger zur Reaktion gegen
alles, was an die Revolution erinnerte.
Es trat eine unklare „antijakobinische“ Stimmung in
den Wahlen vom Jahre 1796 zu Tage, die sich in den
Wahlen des nächsten Jahres in eine royalistische verwan-
delte.2)
Ein klares Urteil über diese verschiedenen Strömungen
so kurz nach seiner Ankunft konnte Rebmann sich nicht
bilden und in den ersten Berichten gibt er nur eine Schilde-
rung seines Rundgangs durch Paris, die deutlich zeigt,
von welcher Begeisterung für die französische Revolution
die Seele des deutschen Republikaners erfüllt war.
Durch eine Begegnung mit französischen Soldaten wird
er an „die glorreichen Siege der Kämpfer für Freiheit“
erinnert . . . Auf dem Revolutionsplatz gedenkt er der
Märtyrer der guten Sache, der Girondisten, die ihr Leben
der Freiheit opferten . . . „Der Boden, auf dem ich stehe,
1) Aulard, Histoire politique de la Revolution fran^aise. 1903.
S. 635.
2) Ibid. S. 579, 588. — Die Wahlen fanden jeden Frühling statt,
da der Verfassung gemäss ein Drittel des gesetzgebenden Körpers
jährlich durch Volkswahlen ergänzt werden musste (Aulard, S. 581).
Der gesetzgebende Körper bestand aus dem Rat der 500 und dem
Rat der Alten.
Stellung der politischen Entwicklung Frankreichs, die er
jetzt mit eigenen Augen schaute. Voll Eifer widmete er
sich dieser Aufgabe und gab in verschiedenen Schriften
seinen Landsleuten ein lebendiges Bild der geistigen und
politischen Zustände der französischen Hauptstadt.
Rebmanns Aufenthalt in Paris fällt in die Zeit des
Direktoriums. Im Vergleich zu den gewaltigen Erschütte-
rungen der Schreckenszeit war Ordnung und eine gewisse
Ruhe wiederhergestellt worden, aber eine dumpfe Gährung
war noch immer unter den verschiedenen Parteien vorhanden.
Allmählich wuchs die Unzufriedenheit gegen das Direk-
torium, das weder den Frieden nach aussen stiften wollte,
noch den Frieden im Innern aufrecht zu erhalten verstand.1)
Die Angst vor der Wiederkehr einer neuen Schreckens-
zeit trieb die Mehrheit der Bürger zur Reaktion gegen
alles, was an die Revolution erinnerte.
Es trat eine unklare „antijakobinische“ Stimmung in
den Wahlen vom Jahre 1796 zu Tage, die sich in den
Wahlen des nächsten Jahres in eine royalistische verwan-
delte.2)
Ein klares Urteil über diese verschiedenen Strömungen
so kurz nach seiner Ankunft konnte Rebmann sich nicht
bilden und in den ersten Berichten gibt er nur eine Schilde-
rung seines Rundgangs durch Paris, die deutlich zeigt,
von welcher Begeisterung für die französische Revolution
die Seele des deutschen Republikaners erfüllt war.
Durch eine Begegnung mit französischen Soldaten wird
er an „die glorreichen Siege der Kämpfer für Freiheit“
erinnert . . . Auf dem Revolutionsplatz gedenkt er der
Märtyrer der guten Sache, der Girondisten, die ihr Leben
der Freiheit opferten . . . „Der Boden, auf dem ich stehe,
1) Aulard, Histoire politique de la Revolution fran^aise. 1903.
S. 635.
2) Ibid. S. 579, 588. — Die Wahlen fanden jeden Frühling statt,
da der Verfassung gemäss ein Drittel des gesetzgebenden Körpers
jährlich durch Volkswahlen ergänzt werden musste (Aulard, S. 581).
Der gesetzgebende Körper bestand aus dem Rat der 500 und dem
Rat der Alten.