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tiefes, aber etwas sentimentales Mitleid für die Armen und
das Volk und verurteilt scharf die Reichen und Adligen.
In seinen Beschreibungen der Städte vergleicht Rebmann
die herrlichen Paläste der Reichen in den „vornehmen“
Stadtteilen mit den armen Hütten der Arbeiter in den
Vorstädten.
Dem Müssiggang und prächtigen Festen jener, stellt
er die schwere Arbeit und die Leiden dieser gegenüber
und fordert Gerechtigkeit. „Der Luxus der Reichen beruht
nach ihm auf der Armut der Arbeiter.“ „Die Federn, die
vom Hute der reichen Fabrikantin herabwehen, triefen vom
Schweisse des unglücklichen Arbeiters, der vielleicht in
dieser Woche einige gehoffte Groschen weniger erhält, da-
mit jene dann am Sonntag desto leichter einige Louis d’ors
verspielen kann“ . . . „Ich habe ein menschliches Herz“,
sagt er weiter, „und sehe nicht ein, warum nur der Mensch,
der 16 Ahnen zählt, oder dessem Grossvater es gelang, sich
ein Paar Millionen zu verschaffen, Anspruch auf Glück
erheben darf, während Hunderte zum Elend bestimmt zu
sein scheinen“ ... Er stellt die Frage auf, wie es möglich
wäre, „dieses Missverhältnis abzuschaffen“ und findet keine
Lösung.1)
Die gleichen Zustände traf Rebmann in Paris und er
schildert die französische Hauptstadt auch durch Gegen-
überstellung der sozialen Gegensätze: „Paris — Müssig-
gang, Luxus, politische Intriguen, Vorstadt St. Antoine —
Arbeit, Dürftigkeit, wahre republikanische Gesinnung“.2)
Rebmann versucht seinen Landsleuten nicht nur ein
Bild des Pariser Lebens zu geben, er wollte sie auch mit
den Vertretern der Regierung Frankreichs bekannt machen.
Zu dem Zweck gab er die Uebersetzung der Schrift von
Joseph Despaze mit seinen Anmerkungen unter dem Titel
„Die fünf Männer“ heraus.3) Das Buch enthielt die „Lebens-
1) „Nelkenblätter“. 1793. Bd. III. S. 115—121.
2) Zeichnungen zu einem Gemälde von Paris. Bd. I. S. 80—83.
3) Les cinq hommes par Joseph Despaze, ä Paris chez l’auteur.
5. annee republiquaine (1796). — Rebmann gibt den Verfasser nicht an,
aber es gelang mir, durch einen Vergleich von Rebmanns Ueber-
 
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