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Den kosmopolitisch-humanitären Träumen der ersten
Revolutionszeit von einer allgemeinen Befreiung der Mensch-
heit war die Idee eines Bundes der Völker gegen die
Könige gefolgt.
Die Möglichkeit einer militärischen Intervention von
Seiten der europäischen Mächte zu Gunsten des Königs
steigerte, wie die republikanische Gesinnung, so auch das
nationale Bewusstsein der Franzosen.1)
Das unbedingte Recht einer Nation auf Selbstbestim-
mung und die historisch gegründete Konvenienz traten ein-
ander entgegen — der Zusammenstoss wurde unvermeid-
lich.2) Der Krieg begann April 1792 und war von einem
ungeheueren Aufschwung der Vaterlandsliebe und des Natio-
nalgefühls der für „Menschenrechte und Vaterland“ kämpfen-
den Neufranken begleitet.
Die ersten Niederlagen, wie auch die späteren Siege
steigerten nur die patriotische Gesinnung.
Als vor der „elementaren Gewalt der Neufranken die
friedricianischen Truppen wichen“, kannte der berechtigte
Stolz der fränkischen Nation keine Grenzen.3) Der defen-
sive Krieg des Jahres 17924) veränderte aber im Laufe der
Ereignisse seinen Charakter, und der Eroberungszug des
Kampfes der französischen Republik gegen die legitimen
Mächte trat allmählich deutlich hervor.
Bei den Verbündeten hatte sich auch „der Kreuzzug
gegen den Jakobinismus“ in einen Krieg der Interessen
und der Eroberungssucht verwandelt. Durch den Basler
Frieden (April 1795) war Frankreich die Bahn eröffnet zu
der Führerschaft in Europa, und auf diese Machtstellung
der fränkischen Republik sich berufend, forderte nicht nur
die französische Regierung, sondern auch die allgemeine
Stimmung in Frankreich die Rheingrenzen.5)
1) Aulard, Histoire politique de la Revolution francaise. S. 100
bis 111.
2) Ranke, Sämtliche Werke. Bd. 49. — Ursprung und Beginn
der Revolutionskriege. S. 157.
3) Heigel. Bd. II. S. 47-48.
4) Aulard. Bd. III.
5) Heigel. S. 15, 49, 186, 179.

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