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Rudler äusserte die Hoffnung, dass bald alle Kinder
der „grande Nation“ von glühender Liebe für ihr neues
Vaterland und die Freiheit erfüllt sein würden. Malingre
sprach die Erwartung aus, dass die Bewohner Donners-
bergs sich der republikanischen Verfassung würdig zeigen
würden.
Ihnen folgte Rebmann.
Wenngleich durch ihn hervorgehoben wird, dass „dieses
Fest, welches wir heute mit allen Gemeinden der grossen
Republik feiern, auf die Ausübung der, uns nicht im vollen
Masse zukommenden, Volkshoheit Bezug hat,“ begrüsst er
doch freudig das Fest der Volkssouveränität und preist es
als eine sichere Bürgschaft der baldigen Aufnahme der
Bewohner der Rheindepartements in den Bruderbund der
freien Männer. So freudig er die Grosstaten der fränkischen
Nation anerkennt, erinnert er die Mainzer, mit „edlem Stolz“
daran zu denken, dass in ihrer Stadt „die grosse Kunst“
erfunden war, die allein die Verbreitung der Wahrheit durch
die Presse ermöglichte.1)
Hier, dem französischen Nationalstolz gegenüber, appel-
liert Rebmann an das nationale Selbstbewusstsein der Deut-
schen und betont, wie er es schon früher getan hatte, die
Verdienste der Deutschen für die Kultur.
Noch entschiedener trat er als Anhänger der franzö-
sischen Verfassung in seiner Rede auf dem republikanischen
Feste am 21. Januar 1799 2) auf.
„Mitbürger,“ so wendet er sich an die versammelten
Mainzer, „wir erneueren heute das Andenken des Tages,
an welchem Ludwig XVI sein Leben verlor, weil er lieber
willkürlicher Despot, als gesetzmässiger König sein wollte...
Aber Freude über den Tod eines Unglücklichen können die
1) Rebmann hatte seine Rede in deutscher, die beiden fran-
zösischen Beamten in französischer Sprache gehalten.
2) Rede am Gedächtnistage der Bestrafung Ludwigs XVI. (am
2. Pluviose des 7. Jahres der Republik) von G. F. Rebmann. Mainz,
bey Pfeiffer. — Die französische Regierung bestand sehr energisch
auf der Feier aller republikanischen Feste. — Mathiez, La Theophi-
lanthropie. S. 531.
 
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