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Er hatte durch eine Reihe von Enttäuschungen gehen
müssen — die Neufranken, Bonaparte, das eigene Vater-
land, sie alle hatten ihn enttäuscht!
Ueberall hatte die Reaktion gesiegt! Rebmanns bittere
Feinde, die Publizisten der Restauration, führten das grosse
Wort, als er seine Feder niederlegte.
Wie ein Sturm war die Revolution verrauscht, schein-
bar resultatlos. Dieser Verlauf einer, aus den höchsten
Menschheitsidealen hervorgegangenen Bewegung, raubte
Rebmann den Glauben an die Menschen. Sie waren nicht
im Stande gewesen, das Leben nach den, von ihnen als
richtig anerkannten, Theorien zu gestalten. Den Glauben
an diese Ideen aber, liess Rebmann sich nicht rauben. Sie
waren es, welche der Revolution ihre geschichtliche Be-
deutung gaben, sie konnten nicht untergehen, sie mussten
in die Ferne wirken.1)
Als Rebmanns Lebensende nahte, war die Gegenwart
gegen ihn und seine Ideen, aber die Zukunft hatten sie für
sich. Die Restauration musste doch einmal der neuen Zeit
weichen. Das konstitutionelle System kam in Europa zur
Herrschaft, das Nationalitätsprinzip führte zu neuen Staaten-
gründungen.
Die ganze Entwicklung Europas im 19. Jahrhundert
zeigt, dass Rebmann mit seinen Worten über die Wirkungen
der französischen Revolution recht hatte: „Wenn keine
Verfassung, die ihr Zeitalter übereilt, im Stande ist, die
Menschen zu sich hinaufzuziehen, so vermag auch keine
Verfassung, die hinter ihrem Zeitalter zurück bleibt, den
Geist der Menschen zu hemmen ! Nein, alles ist doch nicht
verloren, was unsere Augen gleich einem vorüberfliehenden
Meteor erblickten!“ 2)
1) „Wahrheiten, die im Drängen der Leidenschaften, im Ge-
brause der Volkswut am Ufer der Seine verloren gingen, werden
vielleicht am Gestade der Newa, in den beschneiten Steppen Sybiriens
vernommen und tragen einst herrliche Früchte.“ (Miscellen. 1805.
S. 272.)
2) Miscellen. S. 270.
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Er hatte durch eine Reihe von Enttäuschungen gehen
müssen — die Neufranken, Bonaparte, das eigene Vater-
land, sie alle hatten ihn enttäuscht!
Ueberall hatte die Reaktion gesiegt! Rebmanns bittere
Feinde, die Publizisten der Restauration, führten das grosse
Wort, als er seine Feder niederlegte.
Wie ein Sturm war die Revolution verrauscht, schein-
bar resultatlos. Dieser Verlauf einer, aus den höchsten
Menschheitsidealen hervorgegangenen Bewegung, raubte
Rebmann den Glauben an die Menschen. Sie waren nicht
im Stande gewesen, das Leben nach den, von ihnen als
richtig anerkannten, Theorien zu gestalten. Den Glauben
an diese Ideen aber, liess Rebmann sich nicht rauben. Sie
waren es, welche der Revolution ihre geschichtliche Be-
deutung gaben, sie konnten nicht untergehen, sie mussten
in die Ferne wirken.1)
Als Rebmanns Lebensende nahte, war die Gegenwart
gegen ihn und seine Ideen, aber die Zukunft hatten sie für
sich. Die Restauration musste doch einmal der neuen Zeit
weichen. Das konstitutionelle System kam in Europa zur
Herrschaft, das Nationalitätsprinzip führte zu neuen Staaten-
gründungen.
Die ganze Entwicklung Europas im 19. Jahrhundert
zeigt, dass Rebmann mit seinen Worten über die Wirkungen
der französischen Revolution recht hatte: „Wenn keine
Verfassung, die ihr Zeitalter übereilt, im Stande ist, die
Menschen zu sich hinaufzuziehen, so vermag auch keine
Verfassung, die hinter ihrem Zeitalter zurück bleibt, den
Geist der Menschen zu hemmen ! Nein, alles ist doch nicht
verloren, was unsere Augen gleich einem vorüberfliehenden
Meteor erblickten!“ 2)
1) „Wahrheiten, die im Drängen der Leidenschaften, im Ge-
brause der Volkswut am Ufer der Seine verloren gingen, werden
vielleicht am Gestade der Newa, in den beschneiten Steppen Sybiriens
vernommen und tragen einst herrliche Früchte.“ (Miscellen. 1805.
S. 272.)
2) Miscellen. S. 270.
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