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anzugeben, wie diese Reform zu Stande kommen soll,
den Wunsch, dass „die neue, auf Volkssouveränität beru-
hende deutsche Verfassung, den Deutschen politische und
persönliche Freiheit garantieren möchte“. . . „Diese neuen
Einrichtungen werden es übrigens dahin bringen,“ wendet
er sich an seine Landsleute, „dass ihr nicht Pfälzer, Bayern,
Würtemberger, Badenser etc., sondern Deutsche heisst,
. . dass derjenige (oder diejenigen), dem ihr eure Souveräni-
tät übertragen habt, nichts tun kann, was nicht ein, vom
Volke gewählter, Rat nach Gesetzen beschlossen hat, . . .
dass ihr nicht mehr verkauft werdet, dass jeder von euch
das Recht erlangt, seine Meinung über Dinge bekannt zu
machen, die euer Leben und euren Beutel angehen“ . . .
„Eine Saecularisation der geistlichen Gebiete,“ meint Reb-
mann, „wäre der erste Schritt zur zweckmässigen Aende-
rung der unbrauchbaren Constitution des alten Reichs“. . ?)
„Nur durch eine neue Verfassung, die den deutschen Bür-
gern den Genuss der wahren Freiheit geben wird, kann
sich Deutschland aus der gegenwärtigen Erniedrigung er-
heben.“ „Dann wirst du eine grosse Nation, mein teueres
Vaterland!“ schliesst Rebmann, der nichts politisch Greif-
bares gab, seinen „süssen Traum“ für die Zukunft Deutsch-
lands.1 2)
Die Gegenwart bot ein ganz anderes Bild, und der in
Paris lebende Rebmann hatte Gelegenheit genug, die Er-
oberungssucht des Direktoriums zu sehen, und vor dem
Frieden von Campo Formio begreift er, dass die Abtretung
des linken Rheinufers mit Mainz an Frankreich unvermeid-
lich war.
Er fühlte sich in seinem nationalen Empfinden ge-
troffen. „Ich gestehe,“ schrieb Rebmann, „dass ich einst
ein warmer Apostel der Rheinufer war, so wie ich jetzt,
als Deutscher, der heftige Gegner derselben bin.“ Er findet,
1) Die Geissel. 1797. Heft V. S. 27, 29.
2) Ibid. Heft XII. — Die Laterne. Nr. 4. S. 227—233, 231. —
Hier knüpft Rebmann an die Ideen der süddeutschen Publizistik an,
z. B. an Schubarts prophetischen Traum über die Zukunft Deutsch-
lands in der „Deutschen Chronik“. 1774. — Wohlwill. S. 19.
 
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