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zu ihrer Einführung angewendet werden“. Wacker, der
die Ideen Rebmanns vertritt, erklärt die Entstehung des
Konkordats aus der Enttäuschung und Ermattung, von der
die Geister nach den Gewalttaten der Revolution, nach
dem „erlebten Missbrauch alles Guten und Wahren“ er-
griffen wurden. Doch hält er ein gänzliches Zurücksinken
der französischen Nation, dieses witzigsten und geistvollsten
Volks Europas in die Nacht des Aberglaubens für unmög-
lich, obgleich bei der Quecksilbernatur der Franzosen jedes
Voraussagen besonders schwierig ist“.1)
Dieser Aufsatz war von Rebmann vor der Gründung
des Kaiserreichs durch Napoleon verfasst worden, aber in
den übrigen Aufsätzen der „Miscellen“, die im Jahre 1805
geschrieben sind, konstatiert Rebmann den allgemeinen
Sieg der Reaktion.2)
„In Frankreich ist der Umschwung der Stimmung so
gewaltig, dass man das 18. Jahrhundert als das Jahrhun-
dert der Kontraste oder Widersprüche bezeichnen kann“,
meint Rebmann. Die Reaktion in Frankreich erfüllt ihn
mit Bitterkeit und Enttäuschung. „Die Wirkung der neuen
französischen Ereignisse ist eine furchtbare“, ruft er aus,
„es ist die Vernichtung alles Enthusiasmus für das Gute,
Edle und Grosse und ohne diesen Enthusiasmus kann nichts
Gutes, Edles und Grosses gedeihen!“ Durch die Zensur
und andere Massnahmen des „despotischen Monarchen“ ist
der Geist der Zeit erstickt worden“.3)
In diesen Worten war eine Verurteilung Napoleons,
aber Rebmann sprach sie nicht offen aus. Er wendet sich
mit bitteren Anklagen gegen die Franzosen, die es erlaub-
ten, dass „alle Schöpfungen der grossen Revolution zer-
stört wurden“. Nach den Erfahrungen des letzten Jahres
fügt er traurig hinzu: „Was Gewalt zu schaffen vermag,
1) Miscellen, Der Aufsatz „Plaudereien zweier Spiessbürger am
Kamin“. S. 1—86, 46.
2) Ibid. Die Aufsätze „Einfälle und Gedanken“, S. 113—143,
„Fabeln für grosse Kinder“, S. 243—257, „Der revolutionäre Kalen-
der“, S. 258-272.
3) Ibid. S. 128-129.
 
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