Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
152

Reichsregiment wieder herzustellen, wo die Fürsten, Stände
und Confessionen sich feindlich gegenüber standenu. „Den
Geist der neuen Zeit, der in den Freiheitskriegen unbe-
wusst zum Ausdruck kam, hat Bayern schon vorher ver-
standen“, meint Rebmann. „Durch seine „aufklärenden
Reformen“ hat der König von Bayern die Liebe seiner
Unterthanen gewonnen . . . auch seine neuen ünterthanen
— die Bewohner des linken Rheinufers — preisen sich
glücklich, unter die Herrschaft eines so milden und auf-
geklärten Fürsten gekommen zu sein“.1)
Solche Worte wirken befremdend bei dem Republikaner
Rebmann, aber die allgemeine Ermüdung nach den gewal-
tigen Kämpfen der Revolutionszeit und die Sehnsucht nach
Ruhe, die in Frankreich die Restauration der Bourbonen
und in Deutschland die Durchführung der Beschlüsse des
Wiener Kongresses möglich machten, hatten auch den un-
ermüdlichen Verteidiger der Revolutionsgrundsätze — Reb-
mann — ergriffen.2)
Rebmann hatte die schwersten Enttäuschungen erlebt:
Napoleon, den er anfangs als „Fortsetzer der Revolution“,
als den „glorreichen Despotenbesieger“ begrüsste, hatte
sich, als er den „mächtigsten Thron Europas bestieg“ in
einen „Automaten“ verwandelt, der jede Freiheit unter-
drückte, „die Presse in Ketten legte!“
„Deutschland, anstatt nach der glorreichen Befreiung
von der Macht Napoleons ein neues Leben zu beginnen,
wie es Rebmann erwartete, zeigte wenig Neigung für die
neuen politischen Ideen.
Alle Ideale, alle Hoffnungen schienen zerschlagen.
Trotz dieser traurigen Stimmung verliert der besonnener
gewordene Rebmann das Vertrauen auf eine bessere Zu-
kunft seines Vaterlandes nicht, obgleich er von einer „deut-
schen Republik“, wie ehedem, nicht einmal zu träumen wagt.
Er wünscht für sein Vaterland „ein Staatenbündniss mit
1) Ibid. S. 97—109.
2) Vielleicht hatten auch persönliche Motive in dieser Wand-
lung Rebmanns eine Rolle gespielt, aber es fehlen jegliche Nach-
richten darüber.
 
Annotationen