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einer einheitlichen Verfassung, welche die deutsche Un-
abhängigkeit nach Aussen und die Rechte aller im Innern
sichert“.1) Bis zuletzt bleibt Rebmann den Ideen der
humanitären Philosophie treu — Er will, dass der Staat
jedem Menschen freie Entwicklung gewähre; er zeigt ein
volles Verständnis für das bei den Völkern Europas er-
wachte Nationalgefühl, aber jede Uebertreibung des Pa-
triotismus ist ihm fremd.
Es war Rebmanns letzte publizistische Schrift — „ein
Vermächtniss, in dem der universale Geist des 18. Jahr-
hunderts und der nationale des 19. Jahrhunderts noch nicht
zum Chauvinismus versteinert und verfälscht, sich wunder-
voll durchdringen*.2)
Für Deutschlands Zukunft macht er phantastische Pläne,
er gibt sich „schönen patriotischen Träumen“ hin, aber
einen greifbaren Entwurf der politischen Umgestaltung
Deutschlands stellt er nicht auf. Diese Aufgabe überlässt
er den Fürsten — „Der Krieg ist vollendet“, schreibt Reb-
mann zum Schluss, „die Völker haben die ihnen gestellte
Prüfung bestanden! Teutschlands Selbstständigkeit ist ge-
gen eine fremde Uebermacht gerettet worden. Die Stunde
der Prüfung der Fürsten ist da!“3)
Die Fürsten zeigten kein Verständnis für die neue Zeit
und auf dem Wiener Kongress bemühten sie sich, das alte
System wiederherzustellen. Sie verfolgten ihre dynastischen
Interessen, während diejenigen der Völker unbeachtet blie-
ben. Metternich, der Vertreter der allgemeinen europäischen
Reaktion, siegte und auf dem Wiener Kongress entschieden
die Kabinette über die Zukunft Europas, die Nationen, die
den gewaltigen Imperator gestürzt hatten, nahmen wenig
Anteil daran.4)
Der in Wien gegründete Deutsche Bund, „dem schon
bei seiner Schöpfung der Stempel der Ohnmacht undLächer-
1) Bayern vor Teutschlands Richterstuhle. S. 68 ff., 175.
2) Lehmann, Freiherr von Stein. 1903. Bd. II. S. 81. — [Leh-
manns Worte über Steins Nassauer Denkschrift des Jahres 1807.]
3) Bayern vor Teutschlands Richterstuhle. S. 180.
4) Zwiedineck-Südenhorst. Bd. I. S. 494.
 
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