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fand viele begeisterte Anhänger, wie auch leidenschaftliche
Gegner,1)
Neben diesen literarischen Gegnern der Revolution,
die nach ernster Prüfung prinzipiell und aufrichtig die ge-
waltige Umsturzbewegung verurteilten, traten solche auf, die,
ohne eigene Ueberzeugung und festes Urteil, nur aus egois-
tischen Interessen die Feder zu ihrer Bekämpfung ergriffen.
Zu diesen blinden Revolutionsfeinden gehörten unter anderen
der Bibliothekar Reichard in Gotha mit seinem „Revolutions-
almanach“ (1792 —1798), Schirach und sein „Hamburger
politisches Journal“ (1790—1795) und Leopold Aloys Hoff-
mann, der mit dem Arzt Zimmermann die „Wiener Zeit-
schrift“ (1792—1794) herausgab.2)
Die süddeutschen Publizisten nahmen länger Partei
für „die Sache der Neufranken“ als ihre norddeutschen
Genossen.
Als entschiedener Verteidiger der Neufranken trat der
„Revolutionsenthusiast“ Schubart immer wieder auf. Im
März 1790 preist er die Verfassung der National-Versamm-
lung als das grösste Werk der Weltgeschichte.3) Später
wird der Gedanke einer kriegerischen Intervention der
deutschen Fürsten in Frankreich von Schubart auf das ent-
schiedenste gemissbilligt.4) Er findet, „Deutschland solle
lieber eine Veränderung der Reichsverfassung im Sinne der
neuen französischen Ideen durchführen, als gegen ein gros-
ses Volk auftreten, das mit der Riesenstärke der Verzweif-
lung seine Fesseln zerbrochen habe“.5) Noch ausdauernder
und feuriger in seinem Enthusiasmus für die Revolution war
Gotthold Stäudlin,6) der nach dem Tode Schubarts (1791)
1) „But though Burke’s work made conservatives more conser-
vative, it made radicals more radical.“ Cambridge Modern History,
v. VIII. The French Revolution, p. 757.
2) Guglia, Die ersten literarischen Gegner der Revolution in
Deutschland. Zeitschrift für Geschichte und Politik. 1888. Bd. V. S. 773.
3) Heigel, Bd. I. S. 298.
4) Wohlwill, Weltbürgertum der Schwaben, S. 23, zitiert „Chro-
nik“ 3. 1791. 30. August.
5) Ibid. 1791. 4. Oktober. „Chronik“.
6) Gotthold Stäudlin (1758—1796), schwäbischer Dichter und
Publizist.
fand viele begeisterte Anhänger, wie auch leidenschaftliche
Gegner,1)
Neben diesen literarischen Gegnern der Revolution,
die nach ernster Prüfung prinzipiell und aufrichtig die ge-
waltige Umsturzbewegung verurteilten, traten solche auf, die,
ohne eigene Ueberzeugung und festes Urteil, nur aus egois-
tischen Interessen die Feder zu ihrer Bekämpfung ergriffen.
Zu diesen blinden Revolutionsfeinden gehörten unter anderen
der Bibliothekar Reichard in Gotha mit seinem „Revolutions-
almanach“ (1792 —1798), Schirach und sein „Hamburger
politisches Journal“ (1790—1795) und Leopold Aloys Hoff-
mann, der mit dem Arzt Zimmermann die „Wiener Zeit-
schrift“ (1792—1794) herausgab.2)
Die süddeutschen Publizisten nahmen länger Partei
für „die Sache der Neufranken“ als ihre norddeutschen
Genossen.
Als entschiedener Verteidiger der Neufranken trat der
„Revolutionsenthusiast“ Schubart immer wieder auf. Im
März 1790 preist er die Verfassung der National-Versamm-
lung als das grösste Werk der Weltgeschichte.3) Später
wird der Gedanke einer kriegerischen Intervention der
deutschen Fürsten in Frankreich von Schubart auf das ent-
schiedenste gemissbilligt.4) Er findet, „Deutschland solle
lieber eine Veränderung der Reichsverfassung im Sinne der
neuen französischen Ideen durchführen, als gegen ein gros-
ses Volk auftreten, das mit der Riesenstärke der Verzweif-
lung seine Fesseln zerbrochen habe“.5) Noch ausdauernder
und feuriger in seinem Enthusiasmus für die Revolution war
Gotthold Stäudlin,6) der nach dem Tode Schubarts (1791)
1) „But though Burke’s work made conservatives more conser-
vative, it made radicals more radical.“ Cambridge Modern History,
v. VIII. The French Revolution, p. 757.
2) Guglia, Die ersten literarischen Gegner der Revolution in
Deutschland. Zeitschrift für Geschichte und Politik. 1888. Bd. V. S. 773.
3) Heigel, Bd. I. S. 298.
4) Wohlwill, Weltbürgertum der Schwaben, S. 23, zitiert „Chro-
nik“ 3. 1791. 30. August.
5) Ibid. 1791. 4. Oktober. „Chronik“.
6) Gotthold Stäudlin (1758—1796), schwäbischer Dichter und
Publizist.